Preis für Marianne Koch:Aktrice, Ärztin und Autorin

Einst erschoss Eastwood für sie fünf Banditen, heute kämpft Marianne Koch als leuchtendes Beispiel gegen den Jugendwahn. Nun wurde sie mit dem SPD-Preis "Wer ko, der ko" geehrt.

Berthold Neff

Es ist zwar schon eine Weile her, dass Clint Eastwood fünf Banditen erschoss, um Marianne Koch zu befreien. Aber wäre er am Montagabend mit seinem Colt in den Festsaal der "Münchner Haupt" stolziert, hätte er nicht gezögert, seine Partnerin aus dem Italo-Western "Für eine Handvoll Dollar" erneut zu retten - denn Marianne Koch sieht 40 Jahre danach immer noch so bezaubernd aus wie einst, als das Münchner Kindl die Mexikanerin Marisol spielte.

Kein Wunder also, dass die Aktrice, Ärztin und Autorin nun von der SPD im Münchner Süden den Preis "Wer ko, der ko" erhielt - nicht zuletzt deshalb, weil sie "beeindruckend deutlich macht, dass sich auch das Älterwerden selbstbewusst, aktiv und attraktiv gestalten lässt", wie es SPD-Stadträtin Barbara Scheuble-Schaefer formulierte, die den Preis 1990 etabliert hat. Der Krenkl-Preis knüpft an den berühmt gewordenen Spruch des ehemaligen Lohnkutschers Xaver Krenkl an, der König Ludwig I. einst entgegen aller Standesregeln mit seiner Kutsche überholte und ihm dabei ein freches "Majestät, wer ko, der ko" zurief.

Laudator Christian Ude, derzeit als Oberbürgermeister eigentlich auch eine Art Regent, fragte sich zunächst, was denn so unbotmäßig gewesen sei im Leben der Preisträgerin. Bei den Filmen wurde er nicht fündig, zeigte sich aber leicht verwundert darüber, dass der cineastische Reigen mit dem Titel "Geheimnis einer Ehe" beginnt und mit "Schreie in der Nacht" endet.

Bewundernswert sei, dass Marianne Koch mit mehr als 40 Jahren ihr 1955 wegen des Films abgebrochenes Medizinstudium wieder aufnahm und abschloss, als Ärztin praktizierte und danach "die einzigen medizinischen Bücher schrieb, die sogar ich verstehe". Und dank ihrer Aufklärungsarbeit gegen den Jugendwahn "müssen auch wir kein schlechtes Gewissen mehr beim Älterwerden haben", sagte Ude.

In ihrer Dankesrede lieferte Marianne Koch ein weiteres Beispiel ihrer Bescheidenheit, indem sie versicherte, ihre Zeit als Schauspielerin falle eher in die Kategorie "nix ko" - wenn sie sich mit der Vorjahrespreisträgerin Ruth Drexel vergleiche. Umso dankbarer sei sie, dass man über diese Zeit "gnädig hinweggeschaut" und ihr den Preis dennoch zuerkannt habe.

Dann wagte sie sich aufs Politische, zeigte sich zuversichtlich, dass der Transrapid nicht gebaut wird und ließ durchblicken, dass sie von der CSU-Opposition im Rathaus nicht viel hält. Die agiere nach dem Motto "Meng daans scho, aber derfa derfans net". Die etwa 500 Gäste, des Münchnerischen mächtig, quittierten ihren Auftritt wie es einem Star gebührt - mit Bravo-Rufen.

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