Prävention:Hochzeit für Taschendiebe

Polizei macht mit Flyern auf die Gefahren aufmerksam

Von Thomas Schmidt

Sie lieben es voll und gedrängt, Hektik kann ihnen helfen, Alkohol erst recht: Die Vorweihnachtszeit ist für Taschendiebe mit die beste Zeit des Jahres, zusammen mit der Wiesn, also "immer dann, wenn es eng wird", erklärt Wolfgang Hauner von der Münchner Bundespolizei. Geschubse auf Weihnachtsmärkten, überfüllte Läden oder Enge in öffentlichen Verkehrsmitteln mache es den Dieben leichter. Allein im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei, vor allem an Bahnhöfen und in Zügen, werden im Schnitt pro Tag etwa drei Taschendiebstähle angezeigt. "Vergleicht man das mit anderen Großstadtbahnhöfen, liegen wir im unteren Bereich", betont Hauner. Dennoch versucht die Münchner Bundespolizei, mit sogenannten Präventionsbeamten vor den Tricks der Diebe zu warnen.

Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt: Während die Zahl der meisten Straftaten in München seit Jahren rückläufig ist, ging der Trend bei Taschendiebstählen zuletzt deutlich nach oben. Im vergangenen Jahr wurden stadtweit 3049 Fälle angezeigt, 9,5 Prozent mehr als 2015. Auch im langfristigen Vergleich klettern die Zahlen, seit 2007 um 6,3 Prozent. Als wäre diese Nachricht nicht schon schlecht genug, sank im vergangenen Jahr auch noch die ohnehin schon magere Aufklärungsquote und dümpelte zuletzt bei knapp mehr als zehn Prozent. "Vielleicht hätte der eine oder andere Diebstahl verhindert werden können, wenn die Zielpersonen besser aufgeklärt oder aufmerksamer gewesen wären", sagt Hauner. Wobei Taschendiebe oft derart geschickt und professionell vorgingen, dass ihre Opfer meist kaum eine Chance hätten, rechtzeitig etwas zu bemerken.

Aus diesem Grund versuchen Hauners Kollegen nun, mit Aufklärung und Flugblättern vor den Gefahren zu warnen. Am Dienstag verteilten Polizeibeamte im Hauptbahnhof Flyer mit der Überschrift "Schlauer gegen Klauer! - Wichtige Tipps gegen Tricks von Taschendieben". Die oft geschulten Kriminellen suchten gezielt Menschenansammlungen, zum Beispiel Rolltreppen in Kaufhäusern oder den Einstiegsbereich von Trambahnen. Zunächst beobachten die Täter ihre Opfer lange und genau, warnt die Polizei. Dann nehmen sie Kontakt auf, rempeln sie scheinbar aus Versehen an, stellen fadenscheinige Fragen, schütten Kaffee auf eine Jacke oder verschmutzen die Kleidung ihrer Zielperson mit irgendeinem Lebensmittel. Meist arbeiten die Diebe in Gruppen, sagt Hauner: Der erste lenkt das Opfer ab, der zweite greift zu und überreicht die Beute an einen dritten, der dann verschwindet.

Deswegen rät die Polizei, gerade in Menschenmengen besonders auf die eigenen Wertsachen zu achten. Hand- oder Umhängetaschen sollte man nach Möglichkeit so tragen, dass die Öffnung zum Körper zeigt. Bargeld und Zahlungskarten sollte man auf verschiedene Taschen verteilen, empfiehlt die Polizei, am sichersten seien meist Gürteltaschen oder Brustbeutel. Bemerkt man einen Diebstahl, soll man andere Personen laut auf den Verbrecher aufmerksam machen, um Hilfe rufen und sich die äußerlichen Merkmale des Täters so gut wie möglich einprägen. In jedem Fall sollte man sofort die Polizei rufen und alle Bezahlkarten sperren.

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