Posse um Polizeiboot:Aufgelaufen

Polizeiboot wieder im Ammersee-Wasser

Weil das WSP7 fürs alte Bootshaus zu groß war, muss es jeden Herbst an Land gehievt und im Frühjahr wieder zu Wasser gelassen werden:

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit 13 Jahren sucht das Innenministerium am Ammersee ein Haus für das Polizeiboot - doch niemand will es haben

Von Armin Greune, Utting

Die Dießener wollten es nicht haben, das Schullandheim Wartaweil erst recht nicht. Auch die Bayerische Seenschifffahrt wies den Bittstellern von der Polizei die Tür - obwohl man eigentlich kollegial verbunden ist: Sie ist mit ihren Passagierdampfern dem bayerischen Finanzministerium unterstellt, das zu beherbergende Polizeiboot WSP 7 dem Innenministerium. Seit nunmehr 13 Jahren sucht es vergeblich nach einem Standort am Ammersee, um für WSP 7 ein Haus zu errichten. Nun soll das in Utting am Holzhausener Dampfersteg entstehen, aber auch hier brandet den Beamten massiver Widerstand entgegen: 2280 Bürger protestierten schriftlich beim Ministerium, zur Gemeinderatssitzung fanden sich in dem 430-Seelen-Dorf Holzhausen nun erneut fast 300 Bürger ein, die ihren Unmut über die geplante Polizeipräsenz äußerten. Am Ende stimmte auch der Uttinger Rat geschlossen dagegen - wohl wissend, dass sein Votum wirkungslos ist: Weil das Bootshaus 100 Meter weit im Ammersee errichtet werden soll, ist die Zustimmung der Gemeinde gar nicht erforderlich.

Dennoch hätten Bezirksregierung und Innenministerium gern die Gemeinde Utting mit im Boot. Schließlich ist man mit dem Projekt schon mal aufgelaufen. Im Jahr 2002 wurde das WSP 7 für die Wasserschutzpolizei beschafft, doch es war zu groß: Wegen des Tiefgangs konnte das bisherige Domizil beim Dießener Segelclub nicht mehr angefahren werden. Also sollte vor Dießen im See ein neues Bootshaus gebaut werden, doch dagegen rührte sich Kritik. 501 Bürger unterzeichneten einen Protestbrief ans Finanzministerium, weil der 66 Meter lange Steg und das einfamilienhausgroße Gebäude in idyllischer Lage errichtet werden sollten: im Landschaftsschutzgebiet vor dem Kloster St. Alban. Auch der Bund der Steuerzahler horchte auf: Wären doch Steg und Hütte mit 330 000 Euro doppelt so teurer geworden wie das Boot selbst. Die Sache beschäftigte sogar den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der im letzten Moment einlenkte.

WSP 7 wurde deshalb fortan am Dießener Dampfersteg offen vertäut und musste den Winter über in Stegen aufs Trockendock. Weil die Polizisten auch von Oktober bis März einsatzbereit sein wollen, verfolgten sie die Hausbau-Pläne weiter - heimlich, versteht sich: Noch 2014 war offiziell von "ungelegten Eiern" die Rede, als die Holzhausener den Braten schon längst gerochen hatten. Sie lehnen das Bootshaus am Steg als Landschaftsverschandelung ab und fürchten, dass der freie Zugang zum Anleger dann passé ist. Wie ernst die Behörden den Widerstand nehmen, zeigt sich daran, dass sie im Sommer 2015 lange mit den Holzhausern nach Alternativen suchten - ohne Erfolg, meint das Innenministerium. Die Bürger aber lassen die Einwände der Seenschifffahrt nicht gelten und halten deren Werft in Stegen für den besten Standort des Polizeibootshauses. Oder sie weigern sich einzusehen, warum WSP 7 nach 13 unbehausten Jahren nun unbedingt ein Dach über dem Kopf braucht.

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