Herzkasperlzelt:Huldigung in Rot

Rotwand

Die rote Wand soll Party, Adrenalin und Stress widerspiegeln - die Menschen vor der Wand haben sich vergangenes Jahr mehrfach ablichten lassen.

(Foto: Hias Schaschko)

Das Stadtmuseum zeigt eine Ausstellung über die Protagonisten des Herzkasperlzelts.

Von Franz Kotteder

Früher war alles besser: Manche Wiesngäste sagen das schon, wenn es nur um das Vorjahr geht. Denn 2015 hat es ja eine Oide Wiesn gegeben, und damit auch ein Herzkasperlzelt. Von der Oidn Wiesn ist heuer gerade mal das Festzelt Tradition auf dem Landwirtschaftsfest geblieben. Wer aber derzeit noch einen Hauch von Herzkasperlzelt erleben will, der muss ins Stadtcafé des Stadtmuseums am Sankt-Jakobs-Platz 1 gehen. Dort zeigt nämlich der Münchner Fotograf, Grafiker, Postkarten- und Ansteckerverleger sowie überhaupt Universalkünstler Hias Schaschko seine Ausstellung "Rotwand": Porträts aus dem Herzkasperlzelt.

Schaschko stellte während des Oktoberfests im vergangenen Jahr die Menschen, die seiner Ansicht nach das Herzkasperlzelt 16 Tage lang geprägt haben, vor eine rote Wand neben der Bühne des Zelts und lichtete sie ab. Ganz normal während des laufenden Betriebs, zu unterschiedlichen Tageszeiten und in verschiedenen Erschöpfungszuständen. Es war während dieser Zeit wohl das unauffälligste und zugleich öffentlichste Fotostudio der Stadt. "Die rote Wand schafft einen neutralen Hintergrund", sagt Schaschko, "ist aber auch Teil der Party und spiegelt Adrenalin, Stress, Bier und Feierstimmung des 1500 Personen fassenden Herzkasperlzelts."

Dementsprechend breit aufgestellt ist das Personal auf den Bildern. Natürlich sind die Musiker zu sehen, angefangen von der Hausband G. Rag und die Landlergschwister über Attwenger und Zwirbeldirn bis hin zu Ferdl Schuster von Coconami. Wobei gerade hier die Übergänge fließend sind zu Stammgästen und Menschen, die im Herzkasperlzelt feierten: Viele von ihnen wurden von Hias Schaschko ebenfalls abgelichtet.

Und selbstverständlich auch die Herzstücke des Herzkasperlzelts: Wirt sowie Kellner und Kellnerinnen. Schaschko: "Auf den Porträts sieht man auch die Spuren der bereits absolvierten Wiesntage, gelaufener Kilometer und getragener Masskrüge." Das war dem Fotografen offenbar ein besonderes Anliegen, schließlich sollen die Rotwand-Porträts ja auch "eine Hommage an alle sein, die auf der Wiesn arbeiten, während wir feiern".

Insgesamt 51 dieser Porträts im Format 53 mal 53 Zentimeter sind nun bis zum 15. Januar im Café des Stadtmuseums zu sehen. Die Bilder tauchen das Lokal in ein warmes, rotes Licht und verleihen ihm fast schon etwas Andachtskapellenhaftes, was zur Huldigung an ein Bierzelt ja ganz gut passt. Aber warum ist die Ausstellung eigentlich nicht im Wirtshaus zum Fraunhofer, der Wirtschaft des Herzkasperl-Wirts Beppi Bachmeier, zu sehen?

"Das Stadtcafé ist vom Raum her klarer und daher besser geeignet", sagt Schaschko, "dort entsteht durch die Bilder jetzt wirklich eine Rotwand." Zusätzlich zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch mit 82 Originalfotos im Kleinformat und ein Poster; beide sind im Museumsshop des Stadtmuseums erhältlich. Und als viertes Medium kommt noch das Internet hinzu: eine Online-Ausstellung mit Musik unter der Adresse www.herzkasperl-rotwand.com.

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