Pop:Frisch lackiert

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Das "Living Hip-Hop"-Festival im Muffatwerk

Von ALEXANDRA PERLOWA, München

Lebt denn der alte Hip-Hop noch? Auf diese Frage gab das "Living Hip-Hop"-Festival im Muffatwerk eine eindeutige Antwort. Selten präsentierte sich ein so oft totgesagtes Genre quicklebendiger. Das Gelände dominierte allerdings zunächst der Geruch von frischem Sprühlack. Denn es waren zu Beginn mehr noch die Graffiti-Künstler als die Besucher, die mit ihren farbenfrohen Bildern den Weg zu Ampere, Café, Konzerthalle und Studio säumten. In den Räumlichkeiten nebenan läuteten unterdessen Breakdancer und Beatboxer schon mal die ersten Runden ihrer Battles ein, während einige DJs drinnen und draußen für Stimmung sorgten.

"Das Programm drum herum ist im Grunde ein Lückenfüller. Die Leute sind wegen der Raps hier", erklärt Madeleine, die mit ein paar Freunden fürs "Living Hip-Hop" aus Landshut angereist ist. Die Texte von Olli Banjo, Afrob, Samy Deluxe und Denyo zu ihren besten Zeiten konnte sie schon als Jugendliche mitsprechen. Auch wenn bei diesem Festival zweifelsohne Kultur und Geist des Hip-Hop als Ganzes - das heißt von Rap, Graffiti, Breakdance und Beatbox - im Vordergrund stehen sollten: Das Gedränge in der großen Halle zu späterer Stunde gab Madeleine Recht. Spätestens als Denyo die Bühne betrat und neben noch recht unbekannten Tracks von seinem jüngst erschienenen Album "Derbe" auch gern Sachen seiner alten Crew, den Beginners, zum Besten gab, hatte sich das Festivalpublikum zu großen Teilen in der Haupthalle des Muffatwerks versammelt.

Das sollte sich auch während der Auftritte von Afrob und Samy Deluxe, die sich zum Schluss, wie erhofft, noch einmal on stage zum Duo ASD zusammentaten, nicht ändern. "Wir wollen die alten Sachen hören", tönte es immer wieder aus der Menge. Samy Deluxe gab natürlich nach - und stimmte Meilensteine wie "Weck mich auf" oder "Let's Go" an. Offensichtlich stand die Veranstaltung im Zeichen eines rückwärtsgewandten Genres. Spätestens bei The Beatnuts aus New York City, dem einzigen nicht-deutschsprachigen Act der Veranstaltung, war klar, dass das "Living Hip-Hop" bei aller Aktualität die Old School nicht minder zelebrieren wollte.

Genau wie Olli Banjo, Samy Deluxe und andere sind auch The Beatnuts Vertreter dieser Generation. "Wir machen schon seit 22 Jahren Rap. Wahrscheinlich warst du da noch nicht einmal geboren", stellt der JuJu, einer der beiden Masterminds des Latino-Duos fest, als er einen Fan aus der ersten Reihe anschaut. Einer davon ist der 24 Jahre junge Teesy, der es im Nebenraum zwar nicht leicht hatte, gegen den parallel auftretenden Samy Deluxe anzukommen, der aber dennoch mit sanften Gesangs-Part und einer Live-Band begeisterte. Nachwuchstalente wie er sorgen dafür, dass der Hip-Hop lebendig bleibt, auch wenn man um die Legenden wohl nur schwer herumkommt.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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