Polizei:Verletzter Räuber springt aus Klinikfenster

  • Ein 16-Jähriger wollte am Freitag mit einer Schreckschusswaffe einen Laden in der Lindwurmstraße ausrauben.
  • Der Nachbar, ein Pizzabäcker, überwältigte den Räuber mit einer Teigschaufel, mit der er ihn am Kopf verletzte.
  • Der Jugendliche kam mit einer Platzwunde in eine Klinik, aus der er dann aber floh.

Von Martin Bernstein

Die Münchner Polizei fahndet derzeit nach einem 16-jährigen Jugendlichen, der nach einem versuchten Raubüberfall aus der Klinik an der Nußbaumstraße getürmt ist. Der Intensivtäter müsste leicht zu finden sein - seinen Schädel ziert eine größere kahle Stelle. Dort hatte den Möchtegern-Räuber am Freitagabend die Schaufel eines Pizzabäckers getroffen.

Es ist kurz vor Ladenschluss am Freitag. Im Sewa-Laden an der Lindwurmstraße, der "Praktisches, Nützliches und Schönes" feilbietet, räumt eine 22 Jahre alte Verkäuferin gerade zusammen. Plötzlich steht ein junger Mann vor ihr und hält ihr eine Schreckschusswaffe unter die Nase. Nach hinten gehen, bedeutet er ihr.

Der Räuber will Bargeld. Warum er sich gerade das Geschäft ausgesucht hat, kann sich auch am Montagnachmittag niemand erklären. Der Laden macht Ende Januar dicht, viel sei nicht mehr zu holen gewesen, sagt die Betreiberin. Nachbarn erzählen, der junge Mann sei ihnen schon aufgefallen, wie er vor dem Laden auf und ab gegangen sei.

Die 22-Jährige gibt dem Täter das geforderte Geld aus der Kasse, rund 1000 Euro. Der 16-Jährige verlangt mehr. Mit vorgehaltener Waffe dirigiert er die junge Frau in den Keller, wo er weiteres Geld vermutet. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Irgendwie gelingt es der Verkäuferin, sich von dem Bewaffneten abzusetzen und um Hilfe zu rufen.

Passanten hören die Schreie, stürmen in den Laden. Unter ihnen der direkte Nachbar, ein Pizzabäcker. Sein Arbeitsgerät, eine schwere Teigschaufel, hat er noch in der Hand. Als er den Räuber erblickt, fackelt der Mann nicht lange. Ein gezielter Schlag - und der Überfall ist beendet. Die couragierten Helfer halten den stark blutenden Angreifer fest, bis die Polizei eintrifft.

Der 16-Jährige kommt - unter Polizeibewachung - in die Unfallchirurgie an der Nußbaumstraße. Der Räuber hat eine Kopfplatzwunde erlitten, außerdem besteht Verdacht auf Schädelbruch. Der Ermittlungsrichter hat inzwischen Haftbefehl gegen den polizeibekannten Intensivtäter erlassen. Am Samstag gegen 19.40 Uhr kommt ein Pfleger ins Zimmer im ersten Stock, um den Patienten zu behandeln.

Die Bewacher verlassen für einen Moment den Raum. Die Gelegenheit nutzt der 16-Jährige. Er springt aus dem Bett - und trotz seiner schweren Kopfverletzung und obwohl er nur Socken anhat, vor den Augen der Polizeibeamten aus dem Fenster in vier Metern Höhe. Dann verschwindet er in der Dunkelheit.

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