Polizei:So wird die Wiesn vor Anschlägen mit Lastwagen geschützt

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Bald kann’s losgehen mit dem Oktoberfest: Der Arbeiter, der hier scheinbar an den Elektroinstallationen auf der Theresienwiese werkelt, ist allerdings nicht echt, sondern eine Puppe. (Foto: Robert Haas)

Mit scharfen Zugangskontrollen und neuen Lautsprechern wollen Stadt und Polizei die Wiesn noch besser schützen. Erstmals sind Polizeistreifen mit Bodycams ausgestattet.

Von Jasmin Siebert

Eine Lautsprecheranlage, geänderte Lieferzeiten und Bodycams - das sind die drei größten Neuerungen im Sicherheitskonzept der diesjährigen Wiesn. Es soll "dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Besucherinnen und Besucher Rechnung tragen und die Sicherheit auf der Festwiese nochmals erhöhen" wie Polizeivizepräsident Werner Feiler sagt, der das Konzept jetzt gemeinsam mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) vorgestellt hat.

Das 184. Oktoberfest wird am Samstag eröffnet und dauert diesmal sogar 18 Tage. Auch in diesem Jahr müsse von einer "abstrakt hohen Gefährdungslage" ausgegangen werden, konkrete Gefährdungshinweise lägen jedoch nicht vor, sagt Feiler.

Erstmals sind Bodycams im Einsatz

Die Polizei ist mit etwa 600 Beamten im Dienst, dazu kommen mindestens 1600 Ordnungskräfte. Sie alle tragen spezielle Ausweise, die ihnen das KVR nach einer Sicherheitsüberprüfung ausstellt. Erstmals werden vier Streifenteams der Polizei Bodycams tragen - also eine kleine Kamera an der Brust eines Beamten, die dieser bei Bedarf einschalten kann. Dazu entschloss sich die Polizei, weil die Übergriffe gegenüber Einsatzkräften in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Das Festgelände selbst wird mit 37 Videokameras überwacht, das sind acht mehr als im Jahr zuvor.

Um Besucherströme nicht nur zu überwachen, sondern auch gezielt lenken zu können, wird heuer erstmals eine gemietete Beschallungsanlage installiert. Die Lautsprecher, die über das gesamte Festgelände verteilt sind, lassen sich einzeln ansteuern. Auch erlaubt die zentrale Steuerung, die Musik in den Zelten und an großen Fahrgeschäften teilweise oder komplett abzuschalten und stattdessen die Gäste gezielt mit Informationen zu versorgen oder im Notfall zur Evakuierung aufzurufen.

Das Rucksack- und Taschenverbot wird beibehalten

Die dritte große Neuerung dürfte den Anschlägen mit Lastwagen in jüngster Vergangenheit geschuldet sein. Der Lieferverkehr muss bis neun Uhr morgens das Festgelände verlassen haben, erst dann öffnet es für Besucher. Künftig genügt es auch nicht mehr, dass der Fahrer eines Lieferwagens einen Einfahrtsschein vorzeigt, stattdessen müssen sich alle Insassen ausweisen. Alle Zugänge sind mit Pollern gesichert, zusätzlich gibt es Schranken und Pflanzentröge, so dass auch auf den Fußgängerwegen keine Durchfahrt möglich ist. Die Theresienhöhe und der Bavariaring werden wieder komplett für den Autoverkehr gesperrt. In allen angrenzenden Straßen dürfen nur Anwohner parken. Daher rät Polizeivize Feilner: "Fahren Sie während der Wiesn möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt."

Das im vergangenen Jahr eingeführte Rucksack- und Taschenverbot wird beibehalten, die Zahl der Schließfächer rund um das Gelände verdoppelt. Ordnungsdienste haben das Recht, auch kleinere Taschen jederzeit zu kontrollieren. Kinderwägen müssen an allen Samstagen und am Tag der Deutschen Einheit ganztägig draußen bleiben, an allen anderen Tagen von 18 Uhr an. Damit das Handynetz nicht zusammenbricht, wird es wieder zusätzliche Mobilfunkmasten geben, außerdem 28 Notrufsäulen. Sicherheitswarnungen gibt die Polizei auch in diesem Jahr wieder per Facebook und Twitter bekannt. Im Katastrophenfall warnt auch die Smartphone-App Katwarn, der Warndienst funktioniert auch per SMS auf älteren Handys.

Und so bilanziert Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle: "Wir glauben, dass wir gemeinsam mit der Polizei und den Wiesnwirten Vorkehrungen für eine möglichst sichere Wiesn getroffen haben." Auf die Frage wie es denn mit der Anschlagsgefahr durch Lkw rund um das Oktoberfest aussehe, sagt Feilner: "Wir werden darauf achten, dass möglichst nichts passiert." Aber ehrlicherweise könne man dies vorher nicht ausschließen, müsste man sonst doch den gesamten Verkehr aus der Stadt ausschließen. Aus der anstehenden Bundestagswahl ergibt sich laut Feilner keine besondere Gefährdungslage.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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