Polizei:16-Jährige sollen Azubi bei Raubüberfall getötet haben

Um an sein Handy und Geld zu kommen, haben laut Polizei zwei Schüler den Mann in Dornach niedergeschlagen und liegen gelassen

Von Thomas Schmidt, Stefan Simon

Mit einem einzigen, wuchtigen Faustschlag gegen den Kopf soll ein 16-jähriger Schüler einen Koch-Azubi getötet haben. Ein Taxifahrer hatte den leblosen Auszubildenden bereits Freitagnacht gegen 4.40 Uhr im Gewerbegebiet Dornach gefunden und die Polizei alarmiert. Die Fahnder der Mordkommission haben nun den mutmaßlichen Schläger und seinen ebenfalls 16-jährigen Komplizen festgenommen. Nach Angaben der Polizei wollten beide Täter den Azubi ausrauben und töteten den 25-Jährigen dabei wohl nicht absichtlich. Ihr Opfer suchten sie rein zufällig aus.

Die zwei Schüler wohnen nicht weit entfernt vom Tatort und lungerten in der Tatnacht in der Nähe eines Hotels am Einsteinring herum, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Seit 2015 absolvierte das spätere Opfer eine Ausbildung in besagtem Hotel, gegen 1.30 Uhr verließ der 25-Jährige das Gebäude und traf auf die zwei Jugendlichen. Bei ihrer Vernehmung auf der Polizeiwache gaben sie zu, dass sie den Azubi "abzocken", also ausrauben wollten. Sie sprachen ihr Opfer kurz an; laut Markus Kraus, dem Leiter der Mordkommission, forderten sie dabei aber kein Geld und drohten dem 25-Jährigen wohl auch nicht. Was scheinbar harmlos begann, eskalierte schnell: Wie aus dem Nichts, für das Opfer völlig überraschend, schlug einer der beiden Täter heftig zu. Der gewaltige Hieb traf den Kopf des Auszubildenden von der Seite, er ging sofort zu Boden. Eine Obduktion der Leiche ergab später, dass der Schlag eine Hirnblutung sowie eine zentrale Lähmung auslöste. Vermutlich starb der junge Mann innerhalb kurzer Zeit, wie Staatsanwalt Laurent Lafleur berichtet. Die 16-Jährigen stahlen das Handy und den Geldbeutel ihres Opfers, ließen den offensichtlich schwer Verletzten liegen und rannten davon. Aus dem Portemonnaie nahmen sie gut 50 Euro, dann versenkten sie es in einem Teich.

Als der Taxifahrer den leblosen Körper drei Stunden später fand, war es zu spät. Wiederbelebungsversuche durch den Rettungsdienst scheiterten. Noch am gleichen Tag obduzierten Rechtsmediziner die Leiche. Zunächst sah es so aus, als könnte die Kopfverletzung auch von einem Sturz herrühren; doch nicht zuletzt weil der 25-Jährige weder Geldbeutel noch Handy einstecken hatte, zogen die Ermittler auch eine Gewalttat in Betracht. Weitere Untersuchungen bestätigten diesen Verdacht.

Bereits am Montagmorgen fassten die Fahnder den ersten mutmaßlichen Täter. Der 16-Jährige, der zugeschlagen haben soll, war gerade auf dem Weg zur Schule und ließ sich widerstandslos festnehmen. Noch am gleichen Tag wurde auch sein Freund festgenommen. Anschließend wurden sie voneinander getrennt vernommen. Laut Chefermittler Kraus haben die 16-Jährigen die Tat inzwischen "weitgehend eingeräumt". Dass der 25-Jährige an dem Schlag gestorben sei, habe sie jedoch "überrascht". Das hätten sie nicht gewollt, sagten sie aus, der Tod des Auszubildenden tue ihnen leid, so Kraus.

Die Staatsanwaltschaft München I habe nun Haftbefehle gegen die beiden Minderjährigen erlassen, bestätigt Lafleur. Der Vorwurf laute auf gefährliche Körperverletzung und Raub mit Todesfolge. Außerdem lastet man den 16-Jährigen einen "versuchten Mord durch Unterlassen" an. Juristisch ist dieser konkrete Fall kompliziert: Die mutmaßlichen Täter flüchteten nach dem Raubüberfall und ließen den Schwerverletzten im Stich, höchstwahrscheinlich um selbst nicht erwischt zu werden. Staatsanwalt Lafleur stuft das als "Verdeckungsabsicht" ein, was ein Mordmerkmal ist. Obwohl der 25-Jährige durch den Faustschlag getötet wurde, handle es sich aber nur um einen "versuchten Mord", weil die Jugendlichen wohl keine Chance mehr gehabt hätten, das Leben des Opfers noch zu retten.

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