Polizei:Der Zufall hilft mit

Festnahme von Millionendieb Ingo Spitz in Zadar, 2005

Fast noch alles da von der Beute: Im Kofferraum des Fluchtautos findet die Polizei in Zadar die Millionen.

(Foto: Polizei/OH)

Nur alle paar Jahre muss die Polizei im Landkreis in spektakulären Fällen ermitteln.

Von Erich C. Setzwein

Für Krimifans, die sonntags in ihrem Tatort im Ersten spätestens nach anderthalb Stunden den Täter festgenommen haben, wäre eine tage- oder monatelange Ermittlungsarbeit viel zu anstrengend oder auch langweilig. Lieber wäre es ihnen, wenn der notorische Kommissar Zufall ihnen zu Hilfe käme und der Fall überraschend schnell zu den Akten gelegt werden könnte. Für die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck hat es diese Zufälle in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal gegeben, wenn sie in den von der Presse als spektakulär eingestuften Fällen rasche Ergebnisse präsentieren konnte. Doch in einem Fall vor gut zwölf Jahren lagen zwischen der Tat in Fürstenfeldbruck und der Festnahme in der Brucker Partnerstadt Zadar nur zwei Wochen.

Mit 7,2 Millionen Euro macht sich am 7. Oktober 2005 der damals 39 Jahre Filialleiter einer Sicherheitsfirma aus dem Staub, nachdem er das Geld, das eigentlich für die Sparkasse Fürstenfeldbruck bestimmt ist, in sein Auto lädt und flüchtet. Es ist ein Coup, wie er nicht oft vorgekommen ist in der Brucker Kriminalgeschichte, doch der Täter hat Spuren gelegt. Zielfahnder heften sich sprichwörtlich an die Fersen des Geldtransporterfahrers und gehen den Hinweisen nach - bis sie auf Hinweise stoßen, die nach Kroatien führen. Die Brucker Beamten begeben sich nach Zadar, beobachten den Verdächtigen tagelang und lassen ihn dann, als klar ist, dass er der Gesuchte ist, von kroatischen Beamten festnehmen. Die Beute ist fast unangetastet. Im Mai des folgenden Jahres wird der Räuber zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Ein Einzelfall? Zwar sind es keine Brucker Beamten, aber die Polizisten, die im April 2008 in einem Zug die Papiere eines Fahrgastes kontrollieren und mit dem Fahndungsbuch abgleichen, sind überrascht, als sie den Räuber von 3,6 Millionen Euro festnehmen. Es handelt sich um den Fahrer eines Geldtransporters, der am 20. Januar 2007 mit den Tageseinnahmen aus Augsburger Supermärkten auf der A 8 Richtung München fährt, auf einem Parkplatz seinen Beifahrer übertölpelt und bei Bergkirchen das Fahrzeug wechselt und zunächst spurlos verschwindet.

Es wird viel spekuliert in den Tagen nach der Tat, schon allein deswegen, weil irgendwie jeder, der damit befasst ist oder darüber liest, sich vorstellen kann, was er mit der Beute machen würde. Der 32 Jahre alte Mann ist 15 Monate lang unterwegs, zehn Beamte sind mit dem Fall dauernd beschäftigt, gehen den kleinsten Hinweisen nach. Der Millionendieb hält sich in Spanien auf, ein Versuch, nach Nordafrika zu kommen, scheitert, dann ist er in der Karibik und in Tschechien. Von Zwickau aus fährt er 15 Monate nach seiner Tat mit dem Zug nach Karlsruhe zu einem Arzt. Bei seiner zweiten Fahrt mit dem Zug sind Schleierfahnder an Bord. Sie kennen den allein reisenden Mann mit dem kleinen Rucksack nicht, sie wollen in dem Zug, der von Nürnberg nach Dresden fährt, ihre routinemäßige Kontrolle machen. Und genau diese Kontrolle aus einem Bauchgefühl heraus bringt den Fahndungserfolg. Der inzwischen 32-Jährige lässt sich widerstandslos festnehmen. Sieben Jahre Gefängnis sind die Strafe. Von der Beute sind nur 20 000 Euro aufgetaucht.

Ebenso spektakulär waren der Fall des "Waldläufers", der zwischen 2010 und 2013 Supermärkte überfiel. Am 25. Mai 2013 kam es zum Schusswechsel mit einer Polizeistreife, in dessen Verlauf der 49 Jahre alte Täter getötet und ein 43-jähriger Polizist schwer verletzt wurden.

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