Polizei:Bekommt München zu wenig neue Polizisten?

Polizei: Die Arbeitsbelastung bei den Beamten ist sehr ungleich verteilt.

Die Arbeitsbelastung bei den Beamten ist sehr ungleich verteilt.

(Foto: Claus Schunk)
  • Die Münchner Polizisten haben mehr als eine halbe Million Überstunden angehäuft.
  • Innenminister Joachim Herrmann hatte bereits im Juli 2016 angekündigt, bis 2020 insgesamt 2000 neue Stellen in ganz Bayern zu schaffen.
  • Die Polizei-Gewerkschaft in München befürchtet, bei der Verteilung der Stellen zu kurz zu kommen.

Von Thomas Schmidt

Die Polizisten des Münchner Präsidiums arbeiten hart an der Belastungsgrenze, mehr als eine halbe Million Überstunden haben sich auf ihren Zeitkonten angehäuft. Innenminister Joachim Herrmann hatte im Juli 2016 Entlastung in Aussicht gestellt und verkündet, bis zum Jahr 2020 insgesamt 2000 neue Stellen zu schaffen - wohlgemerkt in ganz Bayern. Jürgen Ascherl, Münchner Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizei-Gewerkschaft, befürchtet, dass die Landeshauptstadt bei der Verteilung zu kurz kommen könnte. "Am Tropf hängt das Präsidium jetzt schon", kritisiert er. "Wenn die Verteilung nicht den tatsächlichen Anforderungen gerecht wird, ist München in Bälde personell ausgeblutet."

Als Münchner Gewerkschaftschef trommelt Ascherl vor allem für die eigene Mannschaft, während das Ministerium alle zehn Präsidien in Bayern im Blick behalten muss. Die Belastung aber ist tatsächlich sehr ungleich verteilt. Das zeigt sich schon im riesigen Münchner Präsidium: Während die Beamten der Inspektion Laim zuletzt 25 Überstunden pro Kopf vor sich her schoben, waren es bei ihren Kollegen des Fachdezernats Rauschgift neunmal so viele.

Für das gesamte Münchner Präsidium weist die Statistik im Schnitt 86 Überstunden pro Kopf aus. Innerhalb Bayerns sind die Unterschiede noch größer. Die Dienststelle des Präsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim ist mit 143 Überstunden weit stärker belastet. Vergleichsweise paradiesische Zustände herrschen bei der Verkehrspolizeiinspektion Weilheim mit gerade mal acht Überstunden pro Kopf.

Ascherl fordert nun, dass die unterschiedliche Belastung bei der Verteilung der neuen Stellen berücksichtigt wird. Wenn das Ministerium nur die Kriminal- und Verkehrsstatistik heranziehe, komme München viel zu kurz. Großveranstaltungen wie Demonstrationen, die Wiesn und die Sicherheitskonferenz, Fußballspiele und Konzerte seien "in diesen Statistiken nur rudimentär enthalten und finden dadurch praktisch keine Berücksichtigung". Gleiches gelte für den Schutz der internationalen Konsulate, die nun mal in München stehen und nicht in Weilheim.

"Von Ausbluten kann man wahrlich nicht reden", reagiert Michael Siefener, Sprecher des Innenministeriums, auf Ascherls Befürchtungen. Allein in diesem Jahr bekäme München 108 neue, fertig ausgebildete Polizisten zugeteilt. Allerdings werden im selben Zeitraum 97 Beamte in den Ruhestand gehen, es bleiben gerade mal elf zusätzliche Kräfte. Von 2010 bis 2016 hätte das Präsidium 212 zusätzliche Polizisten bekommen, rechnet Siefener vor. In dieser Zeit wuchs die Stadt allerdings auch um rund 150 000 Einwohner.

"Wir haben erkannt, dass die Belastung in München deutlich gestiegen ist", erklärt der Sprecher. Bei der Verteilung des Personals werde genau das aber auch berücksichtigt. "Wir baldowern das nicht im stillen Kämmerlein aus", betont Siefener. Um die 2000 neuen Stellen möglichst gerecht in ganz Bayern zu verteilen, habe man eine Arbeitsgruppe gebildet, an der Vertreter aller zehn Präsidien beteiligt seien. "Wir verteilen nicht mit der Gießkanne", sagt Siefener, "aber es gibt auch keine Extrawürste."

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