Politischer Aschermittwoch:Reden über die Zukunft

Politischer Aschermittwoch: Darauf kommt es an: Beim politischen Aschermittwoch in Fürstenried diskutieren Landtagskandidatin Micky Wenngatz (links) und Bezirksrätin Irmgard Hofmann mit der SPD-Basis.

Darauf kommt es an: Beim politischen Aschermittwoch in Fürstenried diskutieren Landtagskandidatin Micky Wenngatz (links) und Bezirksrätin Irmgard Hofmann mit der SPD-Basis.

(Foto: Stephan Rumpf)

SPD diskutiert über ihre Probleme

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Partei durchleidet bewegte Zeiten. Oder, um es mit Manuela Schwesig zu sagen: Chaostage. Insofern wäre es fast ein Wunder gewesen, hätte der politische Aschermittwoch der SPD im Münchner Südwesten den geplanten Verlauf genommen. Bundesministerin Katarina Barley, als Hauptrednerin vorgesehen, musste "wegen der Ereignisse der letzten Tage" in Berlin bleiben, und Ersatz war auf die Schnelle nicht zu finden. Aus der Premiere einer Fishbowl-Diskussion - bei diesem Format wird das Publikum intensiver ins Gespräch einbezogen, wurde im Bürgersaal Fürstenried ebenfalls nichts.

Dafür war die Bühne frei für Micky Wenngatz. Die Politik- und Verwaltungswissenschaftlerin, bisher bekannt als stellvertretende Bezirksausschuss-Vorsitzende, SPD-Landesvorstandsmitglied und Frau an der Spitze des Anti-Rassismus-Vereins "München ist bunt", ist jüngst in eine neue politische Umlaufbahn eingebogen. An deren Ende soll der Einzug in den bayerischen Landtag stehen. Papierhaltige Initiativen, etwa für tempobegrenzende Smiley-Displays oder den Erhalt des Bürgerbüros an der Forstenrieder Allee, pflastern bereits ihren Weg.

Am Aschermittwoch in Fürstenried aber ging es vor allem um eines: die Zukunft der SPD. Die "Vorkommnisse" der letzten Tage hätten sie wütend gemacht, sagte Wenngatz, "so viel Dilettantismus" auf der Führungsebene habe sie noch nie erlebt. Gegenseitige Vorwürfe und Diffamierungen unter Parteimitgliedern nannte sie "unterirdisch". Ihre Partei gebe das Bild eines "aufgeschreckten Hühnerhaufens" ab. "Kein Wunder, dass wir in Umfragen bei 16 Prozent liegen." In der entscheidenden Gegenwartsfrage, große Koalition oder nicht, positionierte sich Micky Wenngatz dort, wo Stunden vor ihr in Vilshofen der kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz die Richtung vorgegeben hatte. Sie rief die versammelten Mitglieder dazu auf, den Ruf nach Erneuerung der Partei nicht am Groko-Thema festzumachen.

Besser wäre die Einsicht, dass die SPD keine einzige ihrer Forderungen durchsetzen könnte, wenn sie sich dem Zweckbündnis verweigere. An Pinnwänden voller Zettel mit Pro- und Contra-Argumenten sowie Talks an Bistrotischen hielten sich die Meinungen in den Reihen der "lebendigen Mitmachpartei" dann die Waage. Brot und Wein besänftigten die aufgekratzte Basis nur in Maßen. Immerhin soll Katarina Barley doch noch kommen - zur Unterstützung von Micky Wenngatz im Landtagswahlkampf.

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