Politik:Schöne neue Teil-Zeit

München kooperiert immer häufiger mit Umlandgemeinden, nächstes Projekt könnte eine gemeinsame Fachoberschule sein

Von Melanie Staudinger

Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) kennt sich gut aus mit dem Leben eines Gastschülers. Schließlich ist er früher selbst gependelt, von Allach bis nach Dachau ins Ignaz-Taschner-Gymnasium. Die Schule mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung in der Nähe des Bahnhofs war mit den öffentlichen Verkehrsmitteln viel besser zu erreichen als sämtliche Gymnasien in München. Auch heute noch fahren viele Schüler nach Dachau, und bald werden es noch mehr sein. Die Stadt baut mit dem Landkreis Dachau ein Gymnasium in Karlsfeld. Stolze 22,6 Millionen Euro gewährte der Stadtrat für dieses Projekt, das vor allem von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vorangetrieben wurde. Hinter dem Projekt steckt ein Kalkül: Karlsfeld hat Platz, aber zu wenige Schüler für ein eigenes Gymnasium, München hingegen ist schon ziemlich vollgebaut, braucht aber mehr Schulplätze.

Nun bahnt sich eine weitere Zusammenarbeit im Schulbereich an, dieses Mal allerdings in einer eher ungewohnten Konstellation. An diesem Freitag hat die Münchner Stadtratsfraktion der CSU in die Stadthalle nach Germering geladen, unter anderem zusammen mit dem Brucker Landrat Thomas Karmasin und Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas. Es soll um Kooperationen des Münchner Westens mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck gehen - und zwar im Schulbereich.

Schmid ist zwar weder als Bürgermeister noch als Wirtschaftsreferent zuständig für Bildung in der Stadtspitze, dafür zeichnen die Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl und Stadtschulrätin Beatrix Zurek (beide SPD) verantwortlich. Doch er sitzt im Vorstand der Münchner CSU und ist Landtagskandidat für den Münchner Westen. Als solcher sagt er: "Der CSU liegt sehr viel an der Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden." Konkret geht es jetzt um eine gemeinsame weiterführende Schule. Statt in Freiham könnte in Germering ein Schulhaus für eine Fachoberschule entstehen. Dann hätte München mehr Platz für Wohnungen zum Beispiel und Germering ein Schulplatzproblem weniger. Weitere Details will Schmid vorab nicht verraten.

Das Verhältnis der Landeshauptstadt zu den Umlandgemeinden ist entspannter als früher. "Unter Ude gab es ja überhaupt keine Gespräche", sagt Schmid über den früheren Oberbürgermeister. In ihrer Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 2014 haben CSU und SPD hingegen explizit eine gute interkommunale Zusammenarbeit als Ziel definiert. OB Reiter lädt nun regelmäßig zu Wohnbaukonferenzen, 2017 hat diese sogar erstmals in Ebersberg stattgefunden. Als Wirtschaftsreferent setzt Schmid sich dafür ein, mit dem Umland neue Gewerbeflächen zu schaffen, für die in München kein Raum zur Verfügung steht. Früher sei die Maxime gewesen, ja keine Gewerbesteuer ans Umland abzutreten, wenn die Firmen dort statt in München bauten, sagt er. Heute denke keiner mehr so. Und im Umweltbereich engagiert die Stadt sich mit den Anrainern Oberhaching, Taufkirchen, Unterhaching und Neubiberg für den Hochwasserschutz. Ganz umsonst reicht München seinen Nachbarn allerdings nicht die Hand: Die Städte, Gemeinden und Landkreise sollen dafür Wohnungen bauen - für all diejenigen, die in der Landeshauptstadt keinen Platz haben.

Nun also könnte Fürstenfeldbruck dran sein als nächster Kooperationspartner und mit München ein FOS-Projekt realisieren. Allerdings ist das bisher nur der Wille der Münchner CSU. Stadtschulrätin Zurek hingegen sieht keinen Bedarf für eine FOS in Germering. Auswertungen im Jahr 2015 hätten ergeben, dass 1212 Fachoberschüler vom Umland nach München einpendelten, aus der Stadt heraus fuhren hingegen nur 285. "Für diese Schüler bezahlen wir Gastschulbeiträge", sagt sie. Die Stadt stelle rein rechnerisch 14,1 Schulplätze pro 100 Schüler zwischen 15 und 18 Jahren, das Umland 9,5. "Wir haben ein eigenes großes Bildungsangebot bei den Fachoberschulen", sagt Zurek.

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