Platzgeld auf dem Oktoberfest:"Das ist eine Neiddebatte"

Zahlen die Wirte und Schausteller zu wenig Standgeld auf dem Oktoberfest? Münchens Stadträte wehren sich dagegen. Und die Wiesnwirte warnen: Sonst werde das Bier noch teurer.

Christian Rost

Das Oktoberfest spielt alljährlich Millionen ein - und München schaut in die Röhre? Das Revisionsamt hat die Verantwortlichen im Rathaus gerügt, weil die Stadt als Veranstalter der Wiesn zu wenig Platzgeld von den Wirten und Schaustellern verlange. Im Jahr 2008 machte der städtische Marktbetrieb demnach sogar fast 213.000 Euro Miese.

Nach einem SZ-Bericht über die Kritik des Amts wollen sich Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) und CSU-Fraktionschef Josef Schmid das Papier nun genauer ansehen. Für andere ist der Fall bereits klar: Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer schimpft über die "Neiddebatte".

Alexander Reissl pocht auf die Statuten. "Der städtische Betrieb darf gar keinen Gewinn machen", so sollten die Kosten auf der Wiesn im Rahmen gehalten werden, sagt der SPD-Fraktionschef. Dies sei so festgelegt. Die Bilanz müsse über die Jahre natürlich ausgeglichen sein, so Reissl weiter, das sei aber auch der Fall.

Das vom Revisionsamt gerügte Minus sei nur wegen der zuletzt höheren Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen zustande gekommen. So mussten Poller an den Zufahrtswegen angebracht werden.

"Das sollte auch das Revisionsamt wissen", gibt sich Reissl verärgert. Sein CSU-Kollege Schmid lehnt höhere Platzgelder generell ab. "Jede Erhöhung, die wir den Wirten aufbrummen, wird sofort auf die Besucher umgelegt." Die Wiesn koste für Leute mit niedrigem Einkommen ohnehin schon zu viel. Deshalb forderte Schmid auch eine um einen Tag verlängerte Wiesn, um mit dem Erlös die Preise länger stabil halten zu können. Den Vorstoß hat die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat aber abgelehnt.

Empört ist Wirte-Sprecher Roiderer. Er prophezeit einen höheren Bierpreis, wenn die Gebühren angehoben würden. Deshalb habe er auch vorgeschlagen, die Ausgaben für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht auf einen Schlag auf Wirte und Beschicker umzulegen, sondern auf drei Jahre gestreckt. "Die Stadt zahlt bei der Wiesn trotzdem nicht drauf, das hat sie noch nie", sagt Roiderer und verweist auf den Werbeeffekt des Oktoberfests für München und die gesamtwirtschaftliche Bilanz. Demnach bringt das Volksfest der heimischen Wirtschaft jährlich 850 bis 950 Millionen Euro.

Die 14 großen Zelte führten im vorigen Jahr 2,4 Millionen Euro Platzgeld an den städtischen Marktbetrieb ab. Allein Roiderer gibt heuer für den Auf- und Abbau seines Hackerzelts und die Platzmiete 2,15 Millionen Euro aus. Die Investitionen seien für jeden, der sich auf dem Oktoberfest engagiere, ohnehin enorm, betont der Schausteller Manfred Schauer ("Der Schichtl"): "Die Wiesn ist kein Ölfeld."

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