Platz der Opfer des Nationalsozialismus:Ein würdigeres Gedenken

Derzeit eher eine Verkehrs-Halbinsel als ein Ort des Gedenkens: Der Stadtrat entscheidet über die neue Gestaltung für den Platz der Opfer des Nationalsozialismus. Die Arbeiten sollen möglichst bald beginnen.

Dominik Hutter

Am Platz der Opfer des Nationalsozialismus sollen schon in wenigen Wochen die Bagger anrücken. Baureferentin Rosemarie Hingerl will sich am Dienstag im Stadtrat das Feinkonzept für den Umbau des derzeit wenig repräsentativen Areals absegnen lassen; im Frühsommer soll die Verlegung von Strom-, Gas- und Datenleitungen beginnen. Die Arbeiten, die bis Ende 2014 dauern, sollen 3,9 Millionen Euro kosten, eine Risikoreserve von 390.000 Euro bereits inklusive.

Platz der Opfer des Nationalsozialismus: Platz der Opfer des Nationalsozialismus: Die Detailpläne für den Umbau sind fertig.

Platz der Opfer des Nationalsozialismus: Die Detailpläne für den Umbau sind fertig.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Dass an dem Platz mit der ewigen Flamme des Künstlers Andreas Sobeck etwas geschehen muss, gilt im Rathaus seit langem als ausgemachte Sache. Die 1946 den Opfern der NS-Diktatur gewidmete Fläche gleicht eher einer Verkehrs-Halbinsel als einem Platz.

Inzwischen sind die Detailpläne für den Umbau fertig: Demnach soll das 1985 aufgestellte Monument mit Gitterkäfig und Flamme in die Platzmitte verschoben und in einem würdigeren Ambiente präsentiert werden. Dafür wird rund um die Stele ein Bronzeband in den Boden eingelassen, ergänzt durch eine 18,50 Meter lange und 1,30 Meter hohe Bronzetafel, auf der neben dem Text "In Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" auch eine Auflistung der Opfergruppen angebracht werden soll. In welcher Reihenfolge die Gruppen aufgezählt werden, muss noch der Ältestenrat des Stadtrats festlegen.

Für Passanten, die vom Odeonsplatz kommen, ergeben sich damit neue Perspektiven: Sie gehen künftig genau auf das Mahnmal zu. Aufgestellt wird auch eine Infotafel, die auf die einstige Gestapo-Zentrale im nicht mehr erhaltenen Wittelsbacher-Palais auf der gegenüberliegenden Straßenseite (heute BayernLB) hinweist sowie auf das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz.

Der Platz soll aber nicht nur dem Gedenken dienen, sondern auch zum Sitzen und Spazierengehen attraktiv sein. Nach dem Konzept des Baureferats kann ein Großteil der Bäume erhalten bleiben, lediglich die Mitte der Fläche wird "geräumt". Im Süden, Richtung Maximiliansplatz, muss ein Teil der allenfalls als Parkplatz und Taxistand interessanten Stichstraße einer Platzfläche weichen. Dort könnte sich das Baureferat ein Café oder Restaurant mit Tischen und Stühlen im Freien vorstellen.

Für den Umbau muss das Sobeck-Monument abgebaut und auf einem städtischen Bauhof eingelagert werden. Im kommenden Winter steht dann ein spektakulärer Baum-Umzug im Baustellen-Programm: Zwei große Platanen müssen aus der Mitte des Platzes heraus in Richtung Brienner Straße versetzt werden. Dazu werden Stahlrohre unter die freigelegten Wurzelballen gepresst und zu einer Palette verbunden - einer Art "Kuchenblech", wie das Baureferat schreibt.

Anschließend wird die grüne Fracht mit Schwerlastkränen an ihren neuen Standort in wenigen Metern Entfernung transportiert. Die Neugestaltung der eigentlichen Platzfläche rund ums Monument beginnt im Frühjahr 2013.

Die 3,9 Millionen Euro will das Baureferat quasi für lau beschaffen: ohne Ausweitung des Haushalts. Denn bei diversen anderen Projekten, etwa der Sanierung der Friedenheimer Brücke, sei das veranschlagte Geld nicht vollständig ausgegeben worden. Diese "Haushaltsresten" sollen nun für den Platz der Opfer verwendet werden.

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