Planegg/Gräfelfing:Der Realität gebeugt

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Gemeinderat stimmt dem Bau einer zweiten Betonmischanlage zu

Von Rainer Rutz, Planegg/Gräfelfing

Nur zähneknirschend hat der Planegger Gemeinderat mit Mehrheit im Rahmen des gesetzlichen Beteiligungsverfahrens dem Bau einer zweiten Betonmischanlage auf dem Gelände der Firma Glück in Gräfelfing zugestimmt; das Gelände grenzt im Osten an den Planegger Ortsteil Martinsried. Man könne ohnehin nichts machen und schon gar nicht den Bau der Mischanlage verhindern, hieß es im Gemeinderat. Die Zustimmung gab es allerdings nur unter zwei Bedingungen: Zum einen muss das im eigentlich geschützten Trenngrün liegende Gebiet des Kies-Unternehmens bis zum geplanten Betriebsende im Jahr 2035 vollständig renaturiert werden. Zum anderen soll die Gemeinde Gräfelfing sicherstellen, dass das geplante Betonwerk "nicht mit Zuführung von Fremdkies" betrieben wird.

Schon einmal haben die Planegger hilflos mit ansehen müssen, dass ihre Bedenken gegen den Kiesabbau und seine Auswüchse vom Nachbarn Gräfelfing schlicht ignoriert wurden: Margit Eusemann vom Bauamt erinnert an das Jahre 2012, als es um eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung für die alte Anlage ebenfalls bis 2035 ging. Damals hatte man einen neuen Standort außerhalb des regionalen Grünzuges gefordert und ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren angeregt. Eusemann heute: "Auf die Anregungen der Gemeinde Planegg wurde kaum eingegangen." Auch das Landratsamt München habe schließlich einer Fristverlängerung bis 2035 kommentarlos zugestimmt.

Vermutlich hoffen einige der Gemeinderäte, dass sich die für die neue Anlage in mehreren Gutachten prognostizierten Zahlen als wahr erweisen werden. Darin heißt es unter anderem, man gehe von einer Reduzierung des Lkw-Verkehrs aus, weil die Firma Glück nicht mehr wie bisher ihren Kies an ein Sendlinger Unternehmen liefern werde. Der in Gräfelfing abgebaute Kies soll ausschließlich an Baustellen im Münchner Westen, etwa nach Freiham, geliefert werden und nicht weiter als in einem Zehn-Kilometer-Radius.

Im Gemeinderat wird allerdings befürchtet, dass auch mit Fremdkies gearbeitet wird - verhindern kann das Planegg nicht. Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21): "Eigentlich ist es nicht tolerabel, dass das Unternehmen soweit im Grünzug tätig ist. Aber was wir sagen, hat sehr wenig Wirkung."

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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