Planegg:Wo am Schalter noch ein Bahn-Mensch sitzt

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Planegger Fahrgäste müssen sich nicht mit Automaten herumschlagen. Der Kiosk ist gut sortiert und bietet freundlichen Service.

Von Alexandra Leuthner

Wenn sich jemand fragen sollte, wo der Ausdruck "Charme einer Bahnhofshalle" seinen Ursprung hat, dem sei ein Besuch der Wartehalle unter dem Bahnhof Planegg empfohlen. Ziegelwände, schmutzig blaue Metallverkleidungen, da wo früher einmal Fahrkartenautomaten waren, ein vergessener Sonnenschirm mit der Werbung einer Eismarke, zwei Holzbänke ohne Lehnen - dafür aber mit den Spuren unzähliger Schülerstifte - und ein Fahrkartenschalter schmücken den Raum.

Immerhin - und das gibt es nur noch in wenigen S-Bahnhöfen - muss man sich hier nicht ausschließlich mit einem unwilligen Automaten auseinander setzen, sondern mit einem echten Bahnbediensteten. Beides ist häufig keine Freude und auch im Falle von Planegg zeigte sich bei unserem Besuch der zuletzt genannte im Angesicht einer hartnäckigen Kundin auf der Jagd nach einem günstigen Fernticket leidlich genervt.

Umso freundlicher dagegen wird man beim Kiosk gegenüber empfangen. Im reichlich zugigen Durchgang der zu den Treppenaufgängen zum Bahnsteig führt, kann man sich die Wartezeit nicht nur mit einem heißen Kaffee, einer belegten Semmel oder Butterbreze vertreiben, sondern auch aus einem ausgezeichnet sortierten Zeitschriften- und Zeitungssortiment wählen.

Süßigkeiten und Spirituosen gibt es sowieso, die man auch im idyllischen Park von Maria Eich auf der ortsabgewandten Seite des Bahnhofs genießen kann, und am Sonntagvormittag frische Semmeln und Brezen.

Der Bahnhof selbst hat das typische Münchner S-Bahn-Einheitsgesicht, ist aber in der Regel sauber, die Papierkörbe nicht überfüllt. Unter dem Dach, das sich über zwei Drittel des Bahnsteigs spannt, stehen zwei zusätzliche Unterstände, in denen bei Wind und Regen maximal sieben Leute Schutz finden, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten, und auch nur, wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt. Die meisten wählen aus Erfahrung den Treppenaufgang, da ist es geschützter.

Immerhin sind in den Unterständen Bänke angebracht, die allerdings im nicht überdachten Bereich des Bahnsteigs fehlen, so dass Sonnenhungrige längere Wartezeiten an Sommertagen im Stehen verbringen müssen.

Die vier Fahrkartenschalter - je zwei für den Fern- und den Nahverkehr - funktionieren in der Regel, auf die Durchsagen kann man sich nach Aussage der Fahrgäste auch verlassen. Einzig der Aufzug aus dem Durchgang zum Bahnsteig hat häufige Aussetzer, sehr zum Leidwesen der vielen älteren Fahrgäste aus dem nahe gelegenen Altersheim.

Nicht beschweren können sich dafür die Radfahrer. Radständer gibt es auf beiden Bahnhofsseiten en masse. Allerdings sind viele entweder nicht überdacht, oder aber von jenem antiquierten Typ, bei dem man die Räder in eine - verrostete - Schiene schiebt und bei dem es keine Möglichkeit zum Anschließen der Räder gibt.

Ein großer Park&Ride-Parkplatz auf der Rückseite des Bahnhofs nimmt Unmengen an Autos auf, man braucht aber eine gewisse Ortskenntnis, um ihn zu finden. Auf der Planegger Seite gibt es weitere etwa 50 Parkplätze. Angenehm ist auch die Busverbindung zu den U-Bahnen nach Großhadern und Fürstenried-West. Beide Busse fahren mehrmals in der Stunde, am Wochenende seltener. Weiter Busse fahren außer Sonntags nach Krailling und Stockdorf. Insgesamt hat der Bahnhof einen gewissen Charme - allerdings mehr im Sommer.

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