Planegg:Visitenkarte mit neuem Gesicht

Lesezeit: 2 min

Planegg will seinen Bahnhofsvorplatz aufmöbeln. Vier Architekturbüros haben dazu Entwürfe vorgelegt, die nun im Rathaus ausgestellt werden

Von Rainer Rutz, Planegg

Bahnhofsvorplätze sind die Visitenkarten jeder Kommune. Sie vermitteln den Reisenden, die mit dem Zug ankommen, oft den ersten, bleibenden Eindruck. Meistens jedoch sind sie architektonisch nicht gerade erbauend. Da ist auch die Würmtal-Gemeinde Planegg keine Ausnahme. Spätestens in sechs oder sieben Jahren soll das anders werden. Vier Architekten haben jetzt ihre Ideen vorgestellt, wie das Bahnhofsumfeld in Planegg attraktiver gestaltet werden kann. Zwei Wochen lang können die Bürger die Pläne im Rathaus nun einsehen und mit abstimmen. Erst danach entscheidet der Gemeinderat über das künftige Bild des Bahnhofsvorplatzes.

Es ist, neben der Ortsmittenplanung in Martinsried, das größte Projekt, das die Gemeinde Planegg jemals geplant hat. Viele Millionen Euro wird die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes mit Wohnungen, Geschäften, Cafés, Tiefgarage und kommunalen Einrichtungen kosten. Das sind Ausgaben, die die Gemeinde nicht alleine schultern kann. Alle größeren Projekte werden deshalb von Investoren erstellt.

Bereits von Mai an wird der Bahnhofsvorplatz für mehr als fünf Jahre zur Großbaustelle. Ende Mai rücken die Bagger an und reißen die "Eiche" ab, der Hügel, auf dem das alte Gasthaus steht, wird geebnet. Hier entsteht noch heuer der neue Busbahnhof. Schon im Jahr 2010, daran erinnerte Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) jetzt, hatte die Gemeinde den ersten Wettbewerb ausgeschrieben. Später wurde die Nachbargemeinde Krailling miteinbezogen und 2015 das Ergebnis des Wettbewerbs bekanntgegeben. Allerdings sagten die Pläne nichts aus über die künftige Gestaltung der Fassaden. Das letztlich erfolgreiche Konzept des Lochhamer Architektenbüros Molenaar/Weber diente nun als Basis für vier Gestaltungsentwürfe, die jetzt präsentiert und zur Diskussion gestellt wurden.

Es sind in der Tat durchaus unterschiedliche Ideen, die die Büros von Florian Burgstaller, Klaus Molenaar, Adamek und Hölzl sowie Goergens und Miklautz entwickelt haben. Ursula Janson vom Planegger Bauamt erinnerte daran, dass sich die Büros an strenge Vorgaben halten mussten - ein schwieriges Unterfangen, weil die einzelnen Nutzungen noch nicht restlos geklärt sind.

Wichtigste Vorgabe war, ein "unverwechselbares Gesicht" zu schaffen, angelehnt an die vorhandene Bebauung der Bahnhofstraße, die ja bekanntermaßen sehr heterogen ist. Das Büro von Architekt Burgstaller ist das schwierige Thema eher klassisch angegangen. "Rhythmisch gliedern" sich seine Gebäude, meinte Burgstaller und erklärte das mit dem Vorschlag, die einzelnen Komplexe in "je drei Takteinheiten" zu präsentieren. 18 Meter lang sollen die Häuser werden, mit Walmdächern und im Erdgeschoss mit Ladengeschäften und einigen Arkaden.

Ganz anders die Vorstellungen des Büros Adamek/Hölzl, die den Großwirt Georg Heide vertreten. Auf seinem Grundstück entsteht ein Edeka-Supermarkt, darauf werden Wohnungen gesetzt. Hölzls Pläne sind eher technisch-nüchterner Art, die Bebauung entlang der S-Bahn kann er sich mit einem wellenförmigen Vordach vorstellen, geplant sind ferner großzügige, verglaste Laubengänge.

Wieder anders die Pläne von Molenaar Architekten und Ingenieure. Ihr Büro hat sich gleich zwei Überraschungen einfallen lassen: Auch er arbeitet mit drei Blöcken, den Supermarkt kann sich Molenaar aber mit einer schicken Holzfassade verkleidet vorstellen. Und das eigentliche Bahnhofsgebäude sieht er weitgehend aus Glas gefertigt, "nachts beleuchtet wie ein Lampion", eine architektonische Maßnahme, die identitätsstiftend wirken soll. Molenaar beschrieb seine Pläne so: "Wir wollen Baukultur in modernem Sinne weiterführen."

Schließlich der Entwurf von Christian Weigl vom Büro Görgens und Miklautz. Er lobte die Architektur und die Funktion der heutigen Bahnhofstraße als Meile "mit hoher Qualität und Charakter". Entsprechend sollen seine Bauten insgesamt ein "Eingang als Stadtbalkon" werden. Geplant ist neben unterschiedlichen individuellen Häusern auch ein Ausstellungsraum. Alle vier Pläne integrieren übrigens den markanten "Planegger Eulenturm" direkt am Bahnhofseingang in ihre Vorstellungen - ein Überbleibsel des Siegerentwurfs des Kölner Büros Angelis von 2015, der ansonsten nicht weiterverfolgt wurde.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: