Planegg:Teure Hilfen-Vermittlerin

Einrichtung "Betreutes Wohnen zu Hause" steht vor dem Aus

Von Rainer Rutz, Planegg

Die soziale Einrichtung "Betreutes Wohnen zu Hause" der Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Krailling steht möglicherweise vor dem Aus. Jedenfalls haben die Mitglieder des Hauptausschusses des Gemeinderats Planegg auf ihrer letzten Sitzung einstimmig beschlossen, das Konzept der Einrichtung "gründlich zu überdenken" und es auf seine "Zeitgemäßheit" zu überprüfen. Den Antrag stellte Cornelia David (parteifrei, SPD-Fraktion). Und sie ließ keinen Zweifel daran, dass das Ergebnis der Prüfung auch bedeuten könnte, den Verein ganz aufzulösen. Darüber will man nun auch mit den anderen beteiligten Würmtal-Gemeinden sprechen.

Vorausgegangen waren in den vergangenen Monaten Debatten über den Haushaltsentwurf für 2018 der Einrichtung, aus dem unter anderem hervorgeht, dass immer weniger Würmtaler Bürger "Betreutes Wohnen" nutzen. Kritisiert wurde vor allem, dass, wie sich Anneliese Bradel (Grüne Gruppe 21), ausdrückte, "offenbar keine Hausbesuche erwünscht sind und so auch keine Kontrolle und keine Hilfe möglich ist". Dies widerspreche jedoch den Vorstellungen, die die Gemeinden bei der Gründung des Vereins im Jahr 2004 formuliert haben. Bradel: "Es hat sich leider gezeigt, dass sehr viele lediglich eine Vermittlung einer Haushaltshilfe wünschen. Aber das ist nicht Aufgabe des Vereins." Es gehe der Gemeinde nicht darum "Geld zu sparen oder die Geschäftsstellenleiterin Karin Frost zu entlassen: Wir wollen wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, das ganze Konzept zu überarbeiten, denn so geht's nicht weiter." Cornelia David meinte, mittlerweile leisteten zunehmend andere Organisationen Hilfe für die Zielgruppe, die vor allem aus bedürftigen oder kranken und behinderten alten Menschen besteht: "Nur Putzhilfen-Vermittlung wollen wir nicht leisten."

Der Verein wird auch im kommenden Jahr ein Defizit von knapp 40 000 Euro einfahren, heißt es in den Etatunterlagen. Die Zahl der Betreuungsverträge ist rückläufig, in allen drei Gemeinden gibt es nur 56 Verträge, aus denen rund 18 000 Euro erwirtschaftet werden. Im Gemeinderat wurde auf das große Vorbild des Würmtaler Vereins, die Nachbarstadt Germering hingewiesen: "Dort läuft es richtig gut", sagten David und Bradel. Es sei nicht klar, warum die Einrichtung im Würmtal nicht auf die Beine käme. "Betreutes Wohnen zu Hause" offeriert gegen einen monatlichen Betrag von 95 Euro unterschiedliche Betreuungsverträge, die unter anderem einen Hausnotruf, Hausbesuche, Beratung und auch Veranstaltungen anbieten. Die Erfahrung im reichen Würmtal zeigt nun, dass diese Dinge kaum gewünscht werden. Bradel: "Jedes Jahr müssen wir feststellen, dass es in erster Linie wohl um Haushaltshilfen geht, die vermittelt werden sollen. Dafür ist das "Betreute Wohnen zu Hause" jedoch nicht da."

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