Planegg:SPD streitet über Unterkunft am Würmufer

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Umstritten: Der Standort an der Georgenstraße direkt am Würmufer ist nach Ansicht vieler Bürger nicht für den Bau von Unterkünften geeignet. (Foto: Stephan Rumpf)

Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann ist über Vorstoß seiner Parteifreunde Ulrich Braun und Bela Bach befremdet

Von Rainer Rutz, Planegg

Am Tag nach der überraschenden Abkehr der beiden SPD-Ortsvorsitzenden Ulrich Braun und seiner Stellvertreterin Bela Bach von einer Bebauung des Würmufers an der Georgenstraße mit Flüchtlingsunterkünften herrscht im Planegger Rathaus eine angespannte Stimmung. Braun und die Gemeinderätin Bach haben am Mittwoch den umstrittenen Standort überraschend in Frage gestellt und stattdessen eine Neuorientierung ihrer Fraktion gefordert. Auch die Semmelweiswiese, ein geschützter Bereich im gegenüber liegenden Steinkirchen, soll demnach noch einmal auf den Prüfstand.

Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) zeigte sich vom Vorstoß seiner Genossen nicht gerade angetan: "Das war mit niemandem abgesprochen, weder mit mir, noch mit dem Ortsverein, und auch nicht mit der Fraktion." Hofmann zeigt sich "befremdet", zumal er noch Tage zuvor mit Braun und Bach einen Termin vereinbart habe, auf dem das Thema Georgenstraße hätte diskutiert werden sollen.

Der Termin an diesem Wochenende bleibt bestehen, allerdings sind jetzt die Vorzeichen verändert, denn auch Hofmann sieht, dass es derzeit für den Standort Georgenstraße im Gemeinderat keine Mehrheit mehr gibt: "Da kommt bestenfalls eine Ablehnung mit 13 zu zwölf Stimmen heraus." Außer Bela Bach wird wohl auch SPD-Gemeinderat Ralf Tatzel gegen das Würmufer votieren. Zusammen mit CSU, FDP und Freien Wählern (FW) ergibt das eine knappe Mehrheit für die Gegner.

Von CSU und FW gibt es laut Hofmann mittlerweile eigene Anträge, die Alternativen für das Würmufer favorisieren: eine Fläche am Gymnasium oder eine weitere an der Semmelweiswiese. "Jetzt arbeitet sich halt die Verwaltung durch die neuen Anträge durch, alles ist in Bewegung", sagt der Bürgermeister. Spätestens am 9. Mai wird das Thema im Gemeinderat wieder zur Sprache kommen. Bis dahin will Hofmann auch Klarheit darüber haben, ob die mit viel Aufwand zur Naturfläche gewordene Semmelweiswiese rechtlich überhaupt bebaut werden darf: "Darüber wird gerade von Fachleuten aus dem Landratsamt eine Art Gutachten erstellt."

Sollte diese Wiese tatsächlich bebaut werden, fürchtet Hofmann, dass dort in der Folge weitere Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen werden - und damit wäre die Festlegung des Gemeinderats auf zentrale Unterkünfte in der Ortsmitte gescheitert, die Zeichen gingen dann in Richtung "Massenunterkünfte", wie es Hofmann formuliert. Ob die Georgenstraße noch zur Abstimmung kommt, weiß der Bürgermeister heute noch nicht.

Eine Art Sonderrolle bei der Abstimmung im Gemeinderat über das Würmufer werden die vier Gemeinderäte der Grünen/Gruppe 21 spielen. Auf einer Veranstaltung ihrer Fraktion im DJK-Heim am Mittwochabend, zu der rund hundert Anwohner gekommen waren, zeigte das Quartett vorsichtige Absetzbewegungen von der Georgenstraße - aber nur, betonte Gemeinderat Herbert Stepp, "wenn es eine weniger brisante Alternative gibt". Die Semmelweiswiese zählen die Grünen auf keinen Fall dazu, sie halten sie, ebenso wie der Bund Naturschutz, für schützenswert. Stepp und Bürgermeisterin Anneliese Bradel, erläuterten den Anwohnern, warum sie zunächst eine, wie sie es nennen, "dezente Bebauung" des Würmufers befürwortet haben: "Es ist einfach nichts übrig geblieben aus der Positivliste der Verwaltung, es gibt so wenig Alternativen." Auch die Wertigkeit des Würmufers an dieser Stelle sei nicht so groß, ein "verträgliches Miteinander" halten die Grünen für denkbar. Auf der Semmelweiswiese befürchten die Grünen dagegen das Entstehen von "Massenunterkünften".

Ein Abrücken von der Georgenstraße wegen der Bürgerproteste sei auch ungerecht den Anwohnern anderer Standorte gegenüber: "Die Leute werden dann sagen, wir haben doch dieselben Rechte." Trotzdem: "Wenn jemand eine bessere Fläche anbietet, nehmen wir die", versprach Bradel. Ein Anwohner betonte, die Würmufer hätten für die Planegger "auch einen ideellen Wert, das muss man auch einmal würdigen". Auf die Feststellung eines Naturschützers aus München, die Semmelweiswiese sei ein "Juwel", antwortete ein Anwohner: "Für uns ist das im Vergleich zum Würmufer nichts anderes als ein künstliches Retortenstück." Sollte der SPD-Antrag von Bach und Braun, das Würmufer als Landschaftsschutzgebiet aufzuwerten, zur Abstimmung kommen, wollen die Grünen dafür stimmen. Die Georgenstraße wäre damit passé.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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