Als "Kümmerer" solle man ihn lieber nicht bezeichnen, sagt sein Chef, Ordnungsamtsleiter Martin Götz, denn sonst könne es wieder vorkommen, dass Anrufer im Rathaus den "Herrn Kümmerer" verlangen. Dabei gibt es für den 49-jährigen Marokkaner Mohamed Chadid keinen besseren Ausdruck, der seine neue Arbeit in den beiden Flüchtlingsunterkünften in Planegg und Martinsried beschreibt. Offiziell heißt Chadid, der gerade von Bürgermeister Heinrich Hofmann offiziell vorgestellt wurde, "Flüchtlings-Koordinator". Doch dieser Name, gibt Rathaus-Sprecherin Bärbel Zeller zu, umschreibt den Job des Mannes, der englische Literatur studiert hat und fünf Sprachen spricht, nur unvollkommen. Denn Chadid, der mit seiner Familie in Gräfelfing wohnt, und ab sofort eine von der Gemeinde Planegg bezahlte Vollzeitstelle besetzt, ist der viel gepriesene "Mann für alles". Er ist genauso eine Art Sozialarbeiter, bei dem man sein Herz ausschütten kann, wie auch eine Art Hausmeister, der in den Häusern der Flüchtlinge für Ordnung sorgt - neben dem vom Landratsamt München gestellten Wachpersonal. Chadid ist für "Sauberkeit und Ordnung" zuständig, sagt Zellner und für die Abhaltung eines "strukturierten Tagesablaufs" in den Häusern, in denen demnächst rund 120 Flüchtlinge wohnen werden. "Grundsätzlich soll er den Asylbewerbern auf dem Weg in eine bestmögliche Integration behilflich sein."
Chadid kam vor 16 Jahren nach Deutschland und heiratete eine deutsche Frau, was seine Integration leichter machte. Mittlerweile ist er zum zweiten Mal verheiratet. Er hat, sagt Zellner, "sämtliche Hürden" durchlaufen, was eine gelungene Integration betrifft. "Ich möchte vermitteln, dass man es schaffen kann, wenn man sich anstrengt. Sich in eine Gesellschaft zu integrieren gelingt nur mit großem persönlichem Engagement", sagt der sympathische Mann in fast fehlerfreiem Deutsch. Neben Deutsch spricht Chadid Arabisch, Französisch, Englisch und Spanisch fließend, dazu "Berberisch", wie er stolz betont. Der 49-Jährige arbeitete jahrelang bei der Sicherheitskontrolle am Münchner Flughafen, später dann als Fahrer bei den Maltesern in Gräfelfing.
Bürgermeister Hofmann spricht von Chadid als "dem lebenden Beweis, dass man es schaffen kann, in Deutschland Fuß zu fassen. Wenn ein Nordafrikaner seine eigenen Landsleute zu Ordnung, Sauberkeit und Fleiß anleitet, hat dies außerdem einen anderen Unterton, als wenn dies ein Deutscher machen würde."