Planegg:Nicht vor meiner Tür

Kupferhaus  Planegg, Info-Abend über Flüchtlinge mit Diskussion zur Suche von neuen Standorten

Kalte Schulter: Bei der Diskussionsrunde lehnten die meisten Anwesenden die für den Bau von Flüchtlingsheimen vorgesehenen Grundstücke ab.

(Foto: Florian Peljak)

Bei einem Diskussionsabend in Planegg wird deutlich, dass die meisten der anwesenden Bürger den Bau von Flüchtlingsunterkünften in unmittelbarer Nähe zur eigenen Wohnung nachdrücklich ablehnen

Von Rainer Rutz, Planegg

Kaum etwas scheint den Planegger und Martinsrieder Bürgern mehr am Herzen zu liegen, als der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum in ihrer Gemeinde - für Einheimische. Neuen Wohnungen für anerkannte Asylbewerber mit Bleiberecht stehen die Bürger dagegen weitaus kritischer gegenüber. Dies ist das Ergebnis einer Veranstaltung unter der Überschrift "Bezahlbarer Wohnraum für Einheimische und Flüchtlinge", zu der die Kommune ins Kupferhaus geladen hatte.

Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) machte den etwa 120 Besuchern am Montagabend deutlich, dass die Gemeinde "großen Wert" auf die Meinung der Bürger legt. Man habe deshalb vier Standorte für neue Wohnbebauung für Einheimische ins Auge gefasst, allesamt Grundstücke, die bereits der Gemeinde gehören: An der Hofmarkstraße 3 - dort, wo heute Wertstoffcontainer stehen -, an der Münchner Straße auf Höhe der Josef-von-Hirsch-Straße, wo es bereits preiswerte gemeindeeigene Wohnungen gibt, am Bahnhofsgelände Ost direkt neben der ohnehin geplanten Wohnbebauung und schließlich an der Herzog-Wilhelm-Straße auf dem Grundstück der Wertstoffinsel. Wohnraum für Flüchtlinge, befristet für drei bis fünf Jahre, kann sich die Gemeinde zweimal in Steinkirchen direkt am Gewerbegebiet vorstellen, ferner am Klopferspitz in Martinsried und am Zaunkönigweg in Planegg.

Große Schautafeln waren aufgestellt, die Bürger konnten jeweils 25 Minuten vor den Schautafeln Vor- und Nachteile diskutieren, die eigene Meinung artikulieren und sich schließlich mit grünem oder rotem Aufkleber dafür oder dagegen entscheiden. Vor den einzelnen Schautafeln wurde heftig diskutiert. Gemeinderäte und Mitglieder der Verwaltung gaben den Bürgern Hilfestellung, bevor sich diese entschieden. Schon zur Hälfte der Zeit zeigte sich ein eindeutiger Trend: Bei den Wohnprojekten für Einheimische gab es nur vereinzelt Nein-Stimmen - etwa weil das zur Diskussion stehende Grundstück als zu klein befunden wurde.

Ganz anders dagegen bei den vier Standort-Vorschlägen für anerkannte Asylbewerber, die für Bürgermeister Hofmann ebenfalls Planegger Bürger sind. Je näher die Grundstücke an den Wohngebieten liegen, desto heftiger artikulierte sich die Ablehnung durch die anwesenden Bürger. Beispielsweise am Zaunkönigweg und am Klopferspitz, Grundstück der Max-Planck-Gesellschaft: Für diese Standorte gab es dreimal mehr Nein- als Ja-Stimmen. Die beiden Grundstücke in Steinkirchen dagegen, die von Wohngebieten relativ weit entfernt sind, wurden deutlich besser von den Bürgern akzeptiert, letztlich aber auch sehr kritisch gesehen.

Moderator Philipp Goller und Bürgermeister Hofmann kündigten an, die Gemeinde werde das Ergebnis sehr genau prüfen, analysieren und dann vorstellen: "Für uns ist Transparenz besonders wichtig." Zwar seien die Antworten der Bürger "eher nicht repräsentativ, aber wir wollen zu gemeinsamen Lösungen kommen", sagte der Bürgermeister.

Hofmann betonte, die Gemeinde Planegg sei im Vergleich zu ihren Würmtal-Nachbarn mit sozialen Wohnmodellen gut versorgt, genaue Zahlen will man demnächst vorstellen. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) hatte zuvor einen Überblick über die Situation von Flüchtlingen im Landkreis München gegeben. Danach hat sich die Situation "deutlich entspannt", dennoch müssten die Kommunen davon ausgehen, dass in den kommenden zwei Jahren weitere Flüchtlinge untergebracht werden müssten. Das Zehn-Jahres-Modell für die Unterkünfte gebe es allerdings nicht mehr, sagte sie, man müsse sich auf eine jeweilige Dauer von drei bis fünf Jahren einstellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: