Planegg:Nach dem Feuer die Kündigung

Planegg: Wechselnde Bleibe: Eine Zeitlang wurden die Kinder aus St. Martin in der Spielkiste betreut, dem evangelischen Kindergarten Martinsried.

Wechselnde Bleibe: Eine Zeitlang wurden die Kinder aus St. Martin in der Spielkiste betreut, dem evangelischen Kindergarten Martinsried.

(Foto: Catherina Hess)

Weil das Kinderhaus St. Martin abgebrannt ist, wird die Kirchenstiftung St. Elisabeth die Hortgruppe schließen. Von Juli an übernimmt die Arbeiterwohlfahrt die Betreuung in den Räumen der Grundschule Martinsried

Von Annette Jäger, Planegg

Der gut zwei Monate zurückliegende Brand des Kinderhauses St. Martin im Planegger Ortsteil Martinsried stellt das bisherige Betreuungskonzept des Kinderhauses völlig auf den Kopf. Jetzt hat die katholische Kirchenstiftung St. Elisabeth in Planegg, Träger der Betreuungseinrichtung, entschieden, die Hortgruppe dauerhaft abzugeben. Die Kinder sollen schon von Juli an unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt München-Stadt (Awo) direkt bei der Martinsrieder Grundschule betreut werden. Die Eltern sind empört über die Informationspolitik der Kirche.

Seit dem Brand im Kinderhaus werden die Kindergartenkinder als Gäste im Kindergarten Eulennest an der Einsteinstraße von ihren vertrauten Erzieherinnen betreut. Die Hortkinder sind bei der Awo in der Grundschule untergekommen. Jetzt haben die Eltern der Hortkinder einen Brief der Pfarrei St. Elisabeth erhalten. Darin wird ihnen mitgeteilt, dass die Awo die Hortgruppe fortan in eigener Trägerschaft betreuen wird. Die Eltern haben zusammen mit dem Schreiben auch gleich die Kündigung des Betreuungsvertrags mit dem Kinderhaus erhalten.

Über dieses Vorgehen ärgern sich die Eltern, das wurde bei einer Elternversammlung in der vergangenen Woche deutlich. "Man hätte uns vorher informieren können", fasst Sven Bornemann, Mitglied des Elternbeirats, die Stimmung zusammen. Stattdessen habe nur der Info-Brief samt Kündigung im Briefkasten gelegen. Seit dem Brand hätten die Eltern nichts mehr Offizielles von der Kirche gehört, wie es mit der Betreuung der Kinder weitergehen solle, kritisieren viele.

Die Eltern hatten angenommen, dass die Kirche einen Containerbau als Interimslösung anstrebt, wie es auch für die Kindergartenkinder geplant ist. Die Eltern hätten sich auch gewünscht, in die Entscheidung stärker eingebunden zu sein, so Bornemann. Einige hätten sich auch einen persönlichen Besuch vom Pfarrer gewünscht. Für den Dienstag dieser Woche war ein Elternabend anberaumt, allerdings unter dem Dach der Awo.

Pfarrer Johannes von Bonhorst begründete auf Anfrage die Kündigung damit, dass es die sinnvollste Lösung für die Hortgruppe sei. Es sei nach dem Brand schwierig gewesen, überhaupt Container aufzutreiben. Es zeichne sich ab, dass im August einige in Garching frei würden. Diese eigneten sich aber nur für eine Kindergartennutzung. Auch wenn die Kinder in Containern betreut würden, seien Auflagen einzuhalten. Die Gemeinde Planegg hat ein Grundstück direkt neben dem Kindergarten Eulennest zur Verfügung gestellt. Das Grundstück muss erschlossen, die Container müssen zudem umgebaut werden. Voraussichtlich im September soll die Kindergartengruppe des abgebrannten Kinderhauses dort einziehen. "Es ist ein enges Zeitfenster, aber ich hoffe, dass wir das realisieren können", sagte von Bonhorst. Die Kosten für die Errichtung der Container-Lösung belaufen sich auf etwas mehr als 400 000 Euro.

Für den Hortbereich hingegen konnte keine Container-Variante realisiert werden, sagte von Bonhorst. Es sei jedoch nicht sinnvoll, die Hortgruppe noch länger so zu betreuen wie in den vergangenen beiden Monaten. Es habe sich gezeigt, dass die Verteilung der Kinder auf zwei Orte problematisch sei, weil die Erzieherinnen pendeln müssten. Wenn eine krank werde, sei die Betreuung an zwei Orten noch schwieriger. Der Personalmangel ist ein grundsätzliches Problem, das die Einrichtung seit vielen Jahren begleitet. Das konstatiert auch Elternbeirat Bornemann.

Zudem hätten Kinderhaus und Arbeiterwohlfahrt etwas unterschiedliche Betreuungskonzepte, sagte Pfarrer von Bonhorst. Dies sei unter einem gemeinsamen Dach nicht ideal. In Gesprächen mit Awo, Gemeinde und Landratsamt habe man sich deshalb darauf geeinigt, die Hortgruppe an die Awo abzugeben. Das soll so über die gesamte Dauer der Interimslösung erfolgen. Auch künftige Hortkinder des Kinderhauses sollten bei der Awo betreut werden, sagte Stefan Schaudig, Geschäftsleiter der Gemeinde Planegg. Das Angebot im Container-Kindergarten soll zugleich ausgeweitet werden, von 24 auf 35 Kinder.

In den nächsten Wochen wird das ausgebrannte Kinderhaus wohl abgerissen. Bei den dann anstehenden Gesprächen über einen Neubau werden sich Kirche und Gemeinde zusammensetzen und den Bedarf an Betreuungsplätzen analysieren. "Es ist das klare Ziel, dass ein Neubau entstehen soll", sagte Pfarrer von Bonhorst. Ob wieder eine Hortgruppe integriert wird, hänge allerdings vom Bedarf ab.

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