Planegg:Maximen für die Zukunft

Planegg: Alles soll so bleiben, wie es ist: Die Planegger wollen den Charakter ihres Ortes, wie hier am Bahnhof, weitgehend erhalten.

Alles soll so bleiben, wie es ist: Die Planegger wollen den Charakter ihres Ortes, wie hier am Bahnhof, weitgehend erhalten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wenig Wachstum, kaum neue Gewerbeansiedlung: Das ist der Kern der "Leitlinien zur Ortsentwicklung", die für die Gemeinde nun gelten sollen

Von Rainer Rutz, Planegg

Auch in den nächsten 20 Jahren soll Planegg eine attraktive und lebenswerte grüne Würmtal-Gemeinde bleiben - mit nur wenig Wachstum, was die Einwohnerzahl und das heimische Gewerbe betrifft. Das sind die Hauptaussagen der "Leitlinien zur Ortsentwicklung", die Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) am Dienstagabend rund 150 Bürgern im Kupferhaus vorstellte. Die Leitlinien, weitestgehend hervorgegangen aus einem Gutachten von 55 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Bürgern, werden für die kommenden zwei Jahrzehnte die Grundlage für den nächsten Flächennutzungsplan der Gemeinde darstellen.

Professor Hilmar Sturm von der Münchner Gesellschaft für Bürgergutachten, der die Leitlinien zusammen mit dem Bürgermeister und der Planungschefin im Rathaus, Ursula Janson, vorstellte, betonte: Derartig aufwendige Untersuchungen - es wurden rund 65 000 Euro investiert - seien für eine Gemeinde von der Größenordnung Planeggs eher die Ausnahme. Dadurch werde aber die hohe Bedeutung der Gemeinde im Speckgürtel der Millionenstadt München betont. Man habe die 55 Bürger eigens nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um ein breites, demokratisch legitimiertes Spektrum zu haben.

Fast eine Woche lang haben die Bürger vor drei Jahren täglich zusammengesessen und unter fachkundiger Leitung alle denkbaren Entwicklungsszenarien ihrer Gemeinde beleuchtet und bewertet. Der Gemeinderat hat die mehrfach überarbeiteten Ergebnisse schließlich mit großer Mehrheit kürzlich gebilligt. Die Ergebnisse sind sehr deutlich: Beim Wohnen kann man sich nur ein "moderates Wachstum" in der Größenordnung von 0,5 bis 1,0 Prozent an Bevölkerungszuwachs pro Jahr vorstellen. Dies soll durch Nachverdichtung geschehen; der Charakter des Ortes darf dadurch aber nicht verändert werden. Allein für den Fall, dass eine Nachverdichtung nicht möglich ist, sei an eine "behutsame Ortsabrundung" zu denken - eine Formulierung, die vor allem bei den Grünen zu Protesten führte.

Ursula Janson betonte, zwischen 1998 und 2010 habe es in Planegg keinerlei Wachstum gegeben. Nicht anders beim Gewerbe: Auch hier setzt man auf die vorhandenen Standorte mit vorsichtiger Erweiterung, etwa auf dem Campus. Zudem sollten die ortsansässigen Betriebe unbedingt gehalten werden. Neues Gewerbe soll nur entstehen, wenn "eine Nachverdichtung nicht machbar ist". Beim Thema Umwelt und Verkehr sind die Prioritäten klar: Naherholung soll gestärkt werden, Planegg und Martinsried durch einen Grünzug verbunden werden, die Würmufer erhalten bleiben. Es sollen "Langsamverkehrs-Zonen" für Radfahrer und Fußgänger angedacht werden.

Viel Hoffnung knüpft man an die geplante U-Bahnverlängerung nach Martinsried und die Teilumfahrung von Martinsried. Kinder-und Seniorentauglichkeit des öffentlichen Raums soll Vorrang haben. Bei den Finanzen wird hoher Wert auf Schuldenfreiheit gelegt.

Die Aussprache mit den Zuhörern verlief ruhig und ohne große Emotionen. Grundsätzliche Kritik kam vom früheren Gemeinderat Ulrich Essig, der die Formulierungen zum Wohnen und Gewerbe als "relativ freundlich" bezeichnete: "Da denkt man dann schon an die Ideologie, dass Wachstum immer gut ist." Er hätte sich "klarere Aussagen" gewünscht. Robin Düll aus Martinsried meinte, von seiner anfänglichen Begeisterung sei am Schluss wenig geblieben. Er kritisierte, ähnlich wie eine andere Bürgerin, dass eine Umgehungsstraße hinter den Garagen an der Röntgenstraße "zu keinem Zusammengehörigkeitsgefühl" zwischen Martinsried und Planegg führe. Mehrere Bürger lobten zwar die Leitlinien, äußerten sich aber sehr kritisch zum ausufernden Verkehr in der Gemeinde - vor allen auf den Achsen Germeringer Straße und Pasinger Straße.

Der Bürgermeister zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des vier Jahre andauernden Prozesses: "Wir haben jetzt eine Grundlage, mit der wir behutsam in die Zukunft gehen können.

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