Planegg:Immer positiv sein, nie jammern

Planegg: "Es geht gut, warum denn nicht?", sagt Jubilarin Erika Hofstetter, hier mit Bürgermeister Peter Heizer (2. v. r.).

"Es geht gut, warum denn nicht?", sagt Jubilarin Erika Hofstetter, hier mit Bürgermeister Peter Heizer (2. v. r.).

(Foto: Catherina Hess)

Erika Hofstetter hat eine zufriedene Einstellung zum Leben, erfreut sich guter Gesundheit - und hat jetzt ihren 108. Geburtstag gefeiert. Die älteste Frau der Gemeinde Planegg lebte in der DDR, bis sie im stolzen Alter von 83 Jahren in den Süden der Republik zog

Von Annette Jäger, Planegg

Wenn ihre Nichte sie fragt, wie es ihr geht, antwortet Erika Hofstetter stets: "Es geht gut, warum denn nicht?" Eine einleuchtende Replik, denn die Frau erfreut sich guter Gesundheit, benötigt kaum Medikamente; nur ihr Gedächtnis lässt etwas nach, und sie ist mitunter erschöpft. Angesichts ihres beachtlichen Alters ist das eine bewundernswerte Bilanz. Erika Hofstetter hat am Donnerstag ihren 108. Geburtstag im Planegger Alten- und Pflegeheim an der Germeringer Straße gefeiert. Sie ist Planeggs älteste Bürgerin.

Lesen und immer wieder lesen - das ist Erika Hofstetters Leidenschaft, erzählt ihre Nichte Sabine Weise aus Planegg, die sich seit Jahren um ihre Tante kümmert. Bis vor drei Jahren hatte die betagte Dame immer ein Buch auf dem Schoß, wenn Besucher zur Tür herein kamen. Ein langes Leben ist nicht ungewöhnlich in dieser Familie: Der Vater wurde 90, die Mutter 95 Jahre, der Bruder ebenso.

Die historischen Zäsuren des 20. Jahrhunderts haben Erika Hofstetters Leben geprägt. 1909 wurde sie in eine großbürgerliche Familie in Potsdam geboren, ihr Vater war Offizier, der Großvater Künstler. In der Familie war es selbstverständlich, dass auch die Mädchen - also auch ihre Schwester neben den zwei Brüdern - studierten. So besuchte sie erst die Berliner Kunsthochschule, später die Stuttgarter Kunstgewerbeschule und wurde Grafikerin. Während der NS-Zeit gestaltete sie Bilderbücher und Postkarten. Jahrzehnte später, am 13. August 1961 - dem Tag, als in Berlin der Mauerbau begann - besuchte Erika Hofstetter ihre Großeltern in Berlin-Grunewald. Als sie zurück nach Potsdam wollte, wurde sie von Grenzsoldaten aufgehalten. "Wenn sie hier rübergehen, kommen sie nicht mehr raus", bekam sie zu hören, erzählt die Nichte. Erika Hofstetter ging trotzdem nach Hause - und konnte die DDR erst zehn Jahre später mit der Frühpensionierung verlassen. Zu DDR-Zeiten zeichnete sie archäologische Funde für das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Ostberlin. Mit 83 Jahren zog sie zu ihrer Schwester nach München und 2004, mit 95 Jahren, ins Heim nach Planegg. "Sie ist immer positiv und jammert nie", sagt Weise über ihre Tante. Vielleicht liegt auch darin das Geheimnis ihres hohen Alters.

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