Planegg:Gegen "Trabantenstadt" an der Würm

Planegg: Mitten im Ort: das Wellenbad an der Würm. So grün und locker bebaut soll Planegg nach Ansicht mancher Bürger auch künftig bleiben.

Mitten im Ort: das Wellenbad an der Würm. So grün und locker bebaut soll Planegg nach Ansicht mancher Bürger auch künftig bleiben.

(Foto: Robert Haas)

Ein neuer Flächennutzungsplan sieht Ortsrandbebauung und Nachverdichtung vor, um Wohnraum zu schaffen. Viele Planegger fürchten nun, ihre grüne Gemeinde könne dadurch rasant wachsen - obwohl die Zahl der Zuzügler 100 pro Jahr nicht übersteigen soll

Von Rainer Rutz, Planegg

Der neue Flächennutzungsplan der Gemeinde Planegg stößt schon vor seiner endgültigen Verabschiedung auf heftigen Widerstand in Teilen der Bevölkerung. Vornehmlich Bürger aus den östlichen Ortsteilen waren es, die die Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend über mehr als vier Stunden lebhaft mitverfolgten. Sie befürchten, so steht es in einem Flugblatt, dass sich die Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten zur "Trabantenstadt" Münchens entwickeln könnte - sollte, wie der Entwurf des Flächennutzungsplans vorsieht, am Ortsrand neu gebaut werden. Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD), Ursula Janson vom Bauamt und Fachleute aus dem Landratsamt München wiesen mehrmals darauf hin, dass ein Flächennutzungsplan nur Vorgaben für mehrere Jahrzehnte machte, keineswegs einem Bebauungsplan entspreche.

Parallel dazu wurde das Ergebnis einer Umfrage unter Planeggern zur Wohnungssituation veröffentlicht, quasi als Beleg dafür, wie dringend nötig neue Wohnungen in der Gemeinde sind. Basis der geplanten neuen Wohngebiete ist, Hofmann betonte dies mehrmals, das sogenannte Bürgergutachten der Gemeinde. Es hatte unter anderem festgelegt, dass pro Jahr maximal rund 100 Neubürger zuziehen dürfen und sich die Wohnbebauung danach zu richten habe. Planegg sei in den letzten Jahren nicht gewachsen, betonte der Bürgermeister. Es gibt allerdings auch eine andere Zahl, die von rund 400 Neubürgern binnen zehn Jahren spricht.

Darauf versteifte sich Herbert Stepp (Gruppe 21), einer der Wortführer aus der Gruppe der Gegner einer Ortsrandbebauung. Stepp warf der Gemeinde vor, mit Zahlen zu spielen und sprach von einer "Zinseszinsrechnung": "So wachsen wir zu, ich vermisse Nachhaltigkeit." Nach den Vorstellungen der Mehrheit des Gemeinderats sollen am Friedhof, der Richard-Wagner-Straße, der Münchner Straße, der Herzog-Wilhelm-Straße, der Hofmarkstraße und gegebenenfalls auch auf dem Acker Am Grund in Planegg Wohnungen entstehen, auch über Nachverdichtungen. Hofmann betonte, nur die Gemeinde könne dafür sorgen, dass auch bezahlbarer Wohnraum, etwa für junge Familien, gebaut werde. In Martinsried stehen nach dem Umbau der Ortsmitte keine größeren Baugebiete mehr an - außer möglicherweise am sogenannten Wall.

Die FDP legte ein ganzes Bündel an Vorschlägen vor. Zentrale Forderung ist eine Bebauung an der Bahnhofstraße auf dem Grundstück des 5000 Quadratmeter großen Staatsarchivs - ein Unterfangen, das die Staatsregierung in der Vergangenheit stets brüsk abgelehnt hatte. SPD, Freie Wähler und CSU stehen weitgehend hinter dem Entwurf des Flächennutzungsplans. Gerhard Schleburg (CSU) nannte eine Zahl von 12 000 Einwohnern in zehn Jahren "erträglich" und verwies auf soziale Verpflichtungen. Michael Book, ebenfalls CSU, betonte die Planungsunsicherheit: "Viele der Grundstücke gehören uns ja gar nicht."

Am Ende wurde der Beschluss vertagt. Die Gemeinderäte haben jetzt Zeit, über die Zukunft Planeggs noch einmal nachzudenken. Voraussichtlich Ende Mai soll das Thema dann wieder auf die Tagesordnung kommen.

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