Planegg:Feilschen um jeden Zentimeter

Trotz vieler Gespräche: Das Lokal "La Terrazza" vereinnahmt den schmalen Gehweg weiter. Das stört die Lokalpolitiker

Von Rainer Rutz, Planegg

Wie viel italienisches Flair verträgt die Planegger Bahnhofstraße? Stundenlang beschäftigten sich die Gemeinderäte mit dieser Frage - wieder einmal ging es um das Lokal "La Terrazza". Das beliebte Restaurant macht der Gemeinde seit fast zwei Jahrzehnten Ärger, weil es sich mit seinen An- und Aufbauten immer weiter auf den hier ohnehin engen, aber stark frequentierten Gehweg schiebt. Unzählige Versuche, mit dem Besitzer ins Reine zu kommen, sind in den letzten Jahren gescheitert: "Der ist einfach stur", sagt Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann. Jetzt soll ein neuer, ein letzter Versuch gemacht werden, bevor die Kommune das Landratsamt München um Hilfe bittet. Die Gemeinde bietet dem Wirt einen Kompromiss an: Er darf sein Lokal bis knapp vor die Grundstücksgrenze erweitern - allerdings muss er dafür einen festen Wintergarten bauen. Gleichzeitig wird die Gemeinde einige Querparkplätze in Längsparkplätze umbauen, um neuen Platz auf dem Gehweg zu schaffen.

Erst vor einigen Wochen hatte es eine leidenschaftliche Diskussion im Gemeinderat um "La Terrazza", das auch ein Hotel ist, gegeben. Viele Gemeinderäte befinden sich nämlich durchaus in einem Dilemma, wie sie selbst sagen. Denn einerseits will und muss man auf die Einhaltung der Bauvorschriften bestehen. Andererseits aber wird immer wieder die Beliebtheit des Lokals und "sein italienisches Ambiente" - so auch Wirtschaftsreferentin Bärbel Zeller - ins Feld geführt. Man will es sich mit dem Wirt nicht verderben, denn in der Bahnhofstraße gibt es kaum eine weitere Lokalität, die Essen und Trinken im Freien anbietet. Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig hatte auf zwei Seiten akribisch aufgeführt, wie oft die Gemeinde seit 1986 schon versucht hat, mit den Restaurant-Betreibern klar zu kommen. Auch das Landratsamt hatte schon interveniert, und ein Bauantrag für einen Wintergarten wurde schon 2001 sowohl von der Gemeinde als auch vom Landratsamt verworfen. Tatsächlich bewegt sich das Lokal mit seinen Outdoor-Aktivitäten rein baurechtlich immer noch auf eigenem Grund, der allerdings zum Teil laut Gemeinde nicht genutzt werden darf. Zur Zeit führt am "Lokal nur ein kaum 1,50 Meter breiter Gehweg vorbei: Zu schmal für den starken Fußgänger-Verkehr an dieser Stelle. Diesen, so Schaudig, "Stein des Anstoßes" will die Gemeinde jetzt endgültig beseitigen. Wie komplex das Thema ist, zeigten die höchst unterschiedlichen Bemerkungen der Gemeinderäte. CSU-Sprecher Michael Book will hart bleiben: "Das sind doch Wildwest-Methoden, die wir nicht akzeptieren können. Jedes Mal rückt der Wirt ein Stück weiter vor. Das Landratsamt soll jetzt eine Beseitigungsanordnung veranlassen." Ganz anders sein Fraktionskollege Philipp von Hirsch: "Wir machen aus einer Mücke einen Elefanten. Der Vorschlag der Verwaltung, einen Wintergarten zu bauen, ist in Ordnung." So sieht das auch Max Gum-Bauer (FW): "Nur wenn sich der Wirt jetzt noch stur stellt, sollten wir die Behörden einschalten." Und Bela Bach (SPD) meinte, dass das Lokal "trotz Schwarzbau" zur "Attraktivität der Bahnhofstraße" beitrage.

Bis auf Michael Book (CSU) sprachen sich alle Gemeinderäte dafür aus, einen weiteren Vorstoß zu unternehmen. Dem Restaurant wird nun angeboten, durch einen Wintergarten die unübersichtliche Situation zu beheben. Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) wurde beauftragt, mit dem Besitzer ein weiteres Gespräch zu führen.

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