Planegg:Der Friedhof im Trend der Zeit

Gilching: Bestattungsinstitut Abschied

Urnen-Bestattungen sind im Trend, auch in Planegg. Die Urnenwand ist dort beinahe voll belegt.

(Foto: Nila Thiel)

Planegg will moderne Bestattungsformen zulassen. Nur ein Gemeinderat hält das für "Firlefanz"

Von Rainer Rutz, Planegg

Wie viel Modernität verträgt der Planegger Friedhof? Mit dieser Frage mussten sich die Gemeinderäte auf ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause befassen. Ein Teilbereich des Friedhofs nördlich der Urnenhalle soll nämlich neu gestaltet werden, weil die bestehende Urnenwand fast vollständig belegt ist oder Plätze reserviert sind. Die Nachfrage nach Urnen ist enorm. Auf dem Planegger Friedhof gibt es 2679 Erdgräber, knapp die Hälfte davon sind belegt. Dabei will die Gemeinde durchaus neue Wege gehen, "denn auch Friedhöfe unterliegen einer gewissen Mode", wie Ordnungsamts-Leiter Martin Götz betonte. Die Kommune hat deshalb die Firma Weiher GmbH aus Freiburg eingeladen, Lösungen für neue Grabstätten, auch für Urnen, vorzustellen. Das 1992 gegründete Unternehmen gilt als Vorreiter im modernen Friedhofsbau .

Friedhofs-Planer Wolfgang Lubowitzki berichtete von den Erfahrungen seiner Firma in deutschen Städten. Es gebe eindeutig einen Trend zu "immer mehr freien Bestattungsformen", meinte er. Dazu gehörten auch solche, die in Deutschland derzeit auf dem Prüfstand stehen, aber noch nicht erlaubt sind - beispielsweise die Freiheit, eine Urne mit nach Hause zu nehmen. In anderen Ländern Europas sei dies längst Standard. In Deutschland werden laut Lubowitzki zur Zeit immer mehr Friedhöfe, auch in kleinen Kommunen von der Größenordnung Planeggs, beispielsweise mit Urnen-Würfeln oder Stelen ausgestattet. Groß in Mode sind auch Streuobstwiesen, auf denen die Asche Verstorbener verteilt werden kann. Auch Baum- und Wiesenbestattungen schlug der Experte für den Planegger Friedhof vor. Der Friedhof sei "besonders gut geeignet, weil er ohnehin schon so schön eingewachsen ist". Es gebe einen grundsätzlichen Trend zu "pflegeleichten Gräbern und Bestattungen". Eine Baumplatte aus Metall, mit dem Namen des Verstorbenen versehen und in die Wiese eingelassen, sei im übrigen relativ preiswert im Vergleich zu herkömmlichen Gräbern. Es gebe sie ab etwa 1200 Euro.

In der Diskussion meldete sich als erster Peter von Schall-Riaucour (FDP-Fraktion). Er zeigte sich von den Vorschlägen nicht gerade angetan. Man solle nicht "irgendwelchen modischen Trends hinterherlaufen", das sei alles "Firlefanz". Er jedenfalls bevorzuge den klassischen Friedhof. Mit seiner Meinung stand er allerdings alleine da. Anneliese Bradel (Gruppe 21/Grüne) meinte, man folge keinem Trend, "sondern einer Nachfrage aus der Bevölkerung". Giovanni Sammataro (CSU) schlug zusätzlich vor, auf dem Friedhof auch Platz für Sternenkinder zu schaffen, das sind sehr früh verstorbene oder totgeborene Kinder. Übereinstimmung herrschte darüber, dass die Rathaus-Verwaltung die Voraussetzung für eine Ausschreibung prüfen soll. Was dann im Einzelnen an Änderungen aufgenommen werden soll, wird noch einmal im Gemeinderat diskutiert.

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