Plan für neue Großmarkthalle:Umzug in Untersendling

Weil die Großmarkthalle in Untersendling stark sanierungsbedürftig sind, plant Kommunalreferentin Friderich einen Neubau. Die Finanzierung des Umbaus ist noch umstritten.

Jan Bielicki

München soll eine neue Großmarkthalle bekommen. Kommunalreferentin Gabriele Friderich möchte dem Stadtrat jedenfalls im März vorschlagen, einen solchen Neubau neben die alten, zunehmend maroden Hallen auf das Untersendlinger Marktgelände zu stellen. Es sei "das schlaueste Modell", die Händler in eine moderne Halle umziehen zu lassen und danach die stark sanierungsbedürftigen Marktgebäude umzubauen, erklärte Friderich der Süddeutschen Zeitung.

Markthalle

Mindestens 125 Millionen Euro kostet die Sanierung der maroden Hallen auf dem Untersendlinger Marktgelände.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Ob es dazu tatsächlich kommen wird, hängt jedoch vom Geld ab. Denn noch ist völlig unklar, wie viel genau ein Um- und Neubau der Hallen kosten und wer ihn bezahlen wird. Sicher ist nur, dass auf alle Fälle viel Geld in Hallen gesteckt werden muss. "Im jetzigen Zustand ohne grundlegende Sanierung", so ließ die Werkleitung der stadteigenen Markthallen den Stadtrat bereits im Sommer wissen, sei deren Nutzung "noch höchstens fünf Jahre" aufrechtzuerhalten - geschätzte Kosten der notwendigen Reparaturen: mindestens 125 Millionen Euro.

Der Umzug der Großhändler in einen Neubau würde zwar gewiss nicht weniger kosten. Er hätte jedoch den Vorteil, dass der Verkaufsbetrieb nicht durch Sanierungsarbeiten lahmgelegt würde und dann in einem auf die Bedürfnisse des Handels exakt zugeschnittenen Neubau weitergehen könnte. Die denkmalgeschützten Strukturen der Halle I könnten nach Auszug der Händler dann ungestört saniert, die benachbarten Hallen niedergerissen und an ihrer Stelle neue Gebäude errichtet werden.

Anschließend könnten die im ehemaligen Viehhof nördlich der Bahngleise untergebrachten Feinkosthändler in diese sanierten Bauten umziehen - und die Stadt könnte das attraktiv gelegene Viehhofgelände für viel Geld an Bauträger verkaufen. So weit Friderichs Plan, den sie allerdings ausdrücklich nur als Teil eines Zwischenberichts deklariert. Denn einen Businessplan der städtischen Markthallen München, den der Stadtrat sehen will, wird sie, wie sie einräumt, im März noch nicht vorlegen können.

Deutlich höhere Mieten

Denn noch fehlen entscheidende Zahlen, um das zukünftige Geschäftsmodell der Markthallen "auf seriöse Weise" (Friderich) zu beschreiben. Dazu gehören eine genauere Kalkulation der Kosten für Neubau und Sanierung, aber auch belastbare Schätzungen der Erlöse, die der Stadt aus dem Verkauf des Viehhofs zufließen könnten. Friderich will nun Bau- und Planungsreferat beauftragen lassen, diese Pläne in mehreren Varianten durchzurechnen. Vor allem aber ist noch hoch umstritten, wie und wie stark sich die 500 in den Markthallen beheimateten Betriebe an der Finanzierung von Um- und Neubau beteiligen.

OB Christian Ude (SPD) hat bereits angekündigt, dass die Händler für aufwendig modernisierte Nutzflächen deutlich höhere Mieten zahlen müssten. "Es kann nicht sein, dass die Stadt dem Lebensmittelhandel die Mieten hoch subventioniert", sagt auch Stadtkämmerer Ernst Wolowicz. Genau das sei aber bis dato geschehen, kritisiert der sozialdemokratische Kämmerer die bisherige Preispolitik seiner den Grünen nahestehenden Referentenkollegin Friderich: Die von den Markthallen verlangten Mieten hätten offenbar nicht ausgereicht, um die für den Unterhalt der Gebäude nötigen Rücklagen anzusparen.

Wolowicz hält auch wenig davon, Geld, das die Stadt aus dem Verkauf des dann geräumten Viehhofgeländes erlösen könnte, vollständig in den Umbau der Großmarkthallen zu stecken - was ein wesentlicher Teil von Friderichs Umbauplänen ist. Allerdings arbeiten auch ihre Experten im Kommunalreferat an mehreren Modellen, privates Kapital für die teuren Investitionen zu gewinnen. So prüfen sie zum Beispiel, ob sich die Händler womöglich über eine Genossenschaft an der Trägerschaft der Hallen beteiligen könnten.

Eine endgültige Entscheidung erwartet Friderich nicht vor Ende 2010. Daran, dass die Stadt weiterhin ihre Großmarkthallen betreibt, hält sie fest: "Nur so können wir die Vielfalt am Markt erhalten."

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