Reaktionen auf Olympiapark-Vorstoß:Verstimmung bei der Rathaus-SPD

Eissportstadion im Olympiapark âÄ" da soll jetzt der neue Konzertsaal hin kommen

Konzertsaal zwischen BMW und Olympia-See: Die Eissporthalle könnte 2018 abgerissen werden. Dann wäre Platz für den Bau einer neuen Philharmonie.

(Foto: Florian Peljak)
  • Bürgermeister Josef Schmid und Kultusminister Ludwig Spaenle haben vorgeschlagen, im Olympiapark einen neuen Konzertsaal zu bauen.
  • Die Reaktionen auf diesen Vorstoß sind gespalten. Die Rathaus-SPD ist verstimmt über das Vorgehen der beiden CSU-Politiker.
  • Die Süddeutsche Zeitung hatte vorab das Ergebnis des Gutachtens zum Konzertsaal veröffentlicht, welches erst am Dienstag vorgestellt werden sollte. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die "Zwillingslösung" erhebliche Nachteile für die beiden Orchester mit sich brächte.

Von Andreas Glas, Franz Kotteder und Christian Krügel

Einerseits Empörung über den politischen Stil und das Vorgehen, andererseits durchaus Sympathie für die Idee - der Vorschlag von Kultusminister Ludwig Spaenle und Bürgermeister Josef Schmid (beide CSU), einen neuen Konzertsaal im Olympiapark zu bauen, ist am Montag auf ein extrem unterschiedliches Echo gestoßen. Olympiapark-Chef Arno Hartung kann sich eine neue Philharmonie auf dem Areal des heutigen Eissportstadions durchaus vorstellen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) reagierte zurückhaltender und will zunächst die Ergebnisse der Konzertsaal- Arbeitsgruppe und die Reaktion der Staatsregierung darauf abwarten.

So war das ja eigentlich auch geplant: Die Expertenrunde, die der Staat und die Stadt gemeinsam eingesetzt hatten, um eine Lösung ohne den Bau eines neuen Saales zu prüfen, sollte an diesem Dienstag Reiter und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihr Votum präsentieren. Doch am Wochenende veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung ein Gutachten, das die Arbeitsgruppe in Auftrag gegeben hatte. Dessen Ergebnis: Eine sogenannte Zwillingslösung am Gasteig und im Herkulessaal für Münchner Philharmoniker und BR-Symphonieorchester gehe zwar technisch. Sie brächte aber erhebliche finanzielle und künstlerische Nachteile für die Orchester.

Daraufhin preschten am Sonntag Spaenle und Schmid vor. Im Gespräch mit der SZ schlugen sie einen neuen Saal auf dem Areal des bisherigen Eissportstadions im Olympiapark vor - eine Idee, die der örtliche Bezirksausschuss im März mit großer Mehrheit beschlossen hatte. Pikant dabei: Das Gelände gehört der Stadt, die gar keinen Konzertsaal bauen will.

Verstimmung im Stadtrat

Die Überraschung ist Spaenle und Schmid offenbar gelungen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, darunter Vertreter beider Orchester, reagierten am Montag irritiert bis verärgert. Die heftigste Kritik kam von der SPD im Rathaus, eigentlich Josef Schmids Koalitionspartner. "Es ist nicht gerade freundlich, eine städtische Fläche für das Konzertsaal-Projekt des Freistaats ins Gespräch zu bringen, ohne uns vorher in irgendeiner Form eingebunden zu haben", sagte Fraktionschef Alexander Reissl. Auch seine Parteifreundin Christine Strobl, die Bürgermeisterin und zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiapark GmbH ist, reagierte verstimmt: "Wenn man selber nichts findet, ist es natürlich praktisch, einen städtischen Grund ins Spiel zu bringen", sagte Strobl.

Moderater reagierte OB Dieter Reiter. "Sollte sich der Freistaat tatsächlich entschließen, einen neuen Konzertsaal bauen zu wollen, ist die Stadt gerne bereit, dies planerisch zu unterstützen. Das habe ich immer betont und dazu stehe ich", sagte er am Montag. "Ich werde mich jedoch nicht an einer Standortdebatte beteiligen, bevor der Freistaat diese Frage nicht eindeutig entschieden hat", so Reiter. Für ihn habe immer noch die Sanierung des Gasteigs und der Philharmonie oberste Priorität. Dazu werde er die Studie der Arbeitsgruppe "kurzfristig dem Münchner Stadtrat vorstellen".

Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) kündigte an, dass Reiter das Thema schon in der Stadtrats-Vollversammlung am Mittwoch vortragen wolle. Küppers: "Wenn Sie mich nach meiner ganz persönlichen Meinung fragen: Ich sehe die Zwillingslösung nicht." Doch ob die Staatsregierung nun wirklich den Bau des von ihr versprochenen Saales angehen will, war am Montag nicht absehbar.

Seehofer äußerte sich bislang nicht

Ministerpräsident Horst Seehofer wollte sich nicht zu Details des neuen Vorschlags äußern - offenbar aus Sorge, ansonsten mit der neuen Idee identifiziert zu werden. Seine Strategie scheint nun zu sein, aus der zweiten Reihe heraus zu verfolgen, ob der Olympiapark als Standort ausreichend Zustimmung bekommt.

Hauptbetroffener des Projektes wäre Olympiapark-Chef Arno Hartung. Er fordert seit längerem die Stadt auf, Ideen für das alte Eislaufzentrum zu entwickeln, dessen Verwendung von 2018 offen ist. Spaenles und Schmids Vorstoß habe ihn überrascht, die Idee eines Konzertsaals sei durchaus reizvoll. Aber es sei eben nur eine von vielen Ideen. "Die Stadt muss entscheiden, was sie an dieser Stelle entwickeln möchte, dem will ich nicht vorgreifen", sagte Hartung.

Umbau im Olympiapark

Der Olympiapark wird in den kommenden Jahren zur Baustelle, unabhängig von dem Konzertsaalprojekt. Derzeit wird im Südwesten des Olympiastadions das Radstadion abgebrochen. Dort wird Red Bull eine neue Eishockey-Arena errichten, die auch die Basketballer des FC Bayern nutzen sollen. Die neue Halle könnte bis 2018 fertiggestellt sein, die Eishockeyspieler könnten dann aus dem alten Stadion im Nordosten des Parks ausziehen. Was dann mit dem Gebäude passiert, ist noch völlig offen. Mehrere Ideen gebe es, keine sei fix, sagt OlympiaparkGeschäftsführer Arno Hartung, noch nicht einmal der Abriss der alten Halle. Ein Vorschlag sei, sie einfach stehen zu lassen und fürs Skateboarden zu nutzen. Sollte sie doch abgerissen werden, gibt es mehrere Vorschläge für Neubauten an dieser Stelle: zum Beispiel den eines Musicaltheaters; oder aber einer Arena für 3000 bis 4000 Zuschauer, die für Pop- und Rockkonzerte genutzt werden könnte. Noch völlig offen ist auch, was mit dem Eislaufzelt passiert, das zwar mit einem Architekturpreis ausgezeichnet wurde, aber immer nur als temporärer Bau geplant war. Fest steht somit nur: Olympiapark GmbH und Stadt müssen sich relativ bald konkretere Gedanken machen, was sie an der Stelle wollen. kc

Klassische Musik würde durchaus in den Park passen, glaubt Hartung. Er beruft sich auf eine Studie, die vor einiger Zeit für den Park in Auftrag gegeben worden war. Demnach verbänden die meisten Besucher mit dem Gelände inzwischen sogar eher Musik als Sport, wenn auch Rock- und Pop-Musik. Aber auch Klassikveranstaltungen im Olympiapark seien immer sehr erfolgreich gewesen. Zudem könnte es gegenüber der BMW-Welt auch spannende architektonische Konstellationen geben. Das sieht offenbar auch OB Reiter so: "Ein weiteres architektonisches Highlight kann ich mir für München gut vorstellen."

Der Verein der Konzertsaalfreunde wäre einem Neubau im Olympiapark nicht abgeneigt - aber nur wenn die Idee zunächst gründlich städteplanerisch untersucht wird. "Da stehen wir der Politik gerne unterstützend zur Verfügung", sagte Robert Röthel für den Vereinsvorstand. Der sei vor allem froh, dass die "Zwillingslösung" vom Tisch zu sein scheint.

Kein Kommentar zu der Olympiapark-Idee kam am Montag ausgerechnet vom Hauptnutznießer eines neuen Saales, vom Bayerischen Rundfunk. Dessen Orchester bekämen in dem Konzerthaus eine neue Heimat, doch Intendant Ulrich Wilhelm lehnte jede Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt ab. Das könnte sich aber schnell ändern, denn alle Beteiligte rechnen mit Vorentscheidungen in den nächsten Tagen - vermutlich bei einem Gespräch zwischen Seehofer und Reiter.

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