Pläne für neues Museum:Wie Münchens Bierkultur noch mehr Touristen anziehen soll

Weißer Schaum auf schwarzer Seele: In Dublins Guinness-Museum

Das Guinness Storehouse in Dublin dient als Vorbild für das geplante Biererlebniszentrum in München.

(Foto: Guinness)
  • Der neu gegründete Verein "Münchens Bier Erlebnis & Museum e.V." will ein neuartiges Biererlebniszentrum in München aufbauen.
  • Nach den Vorstellungen des ersten Vereinsvorsitzenden soll das Zentrum nicht nur ein Touristenmagnet, sondern auch ein Treffpunkt für Münchner werden.
  • Standort und Kosten sind noch unklar - der Verein sucht Geldgeber und Unterstützer.

Von Laura Kaufmann

In München einen Verein um das Bier zu gründen erscheint zu allererst unsinnig, gibt es in der Stadt doch vom Verein der Münchner Brauereien bis zum Verein gegen betrügerisches Einschenken den passenden Vertreter für jedes ober- bis untergärige Anliegen. Der neueste Verein im Bunde allerdings hat tatsächlich bemerkenswerte Absichten: "Münchens Bier Erlebnis & Museum e.V." heißt er und will sich für eine Biererlebniswelt in München stark machen.

Nun ist der Münchner geneigt, sich zu wundern. Denn wer Bier erleben will, der möge doch einfach in die nächste Wirtschaft gehen. Unternehmensberater Alexander Ammer, erster Vorsitzender des Vereins, sieht das anders. "Wir wollen dem Bier in München eine Heimat geben", sagt er.

"München macht nichts aus seiner Bier-Geschichte"

Auslöser dieses Wunsches war sein Besuch im irischen Guinness Storehouse, das jedes Jahr mehr als eine Million Besucher anzieht, mehr als 90 Prozent davon Touristen. Für 18 Euro Eintritt bekommen die Gäste Einblicke in die Historie und die Entstehung des Guinness, eine Ausstellung der Werbeplakate, und natürlich ein Pint mit Blick über Dublin im siebten Stock des gigantischen Museums.

Bei Ammer aber überwog der Ärger nach dem Besuch. "München hat eine sehr viel ältere Geschichte seines Bieres und macht nichts daraus", sagt er. Etwas Vergleichbares wie das Storehouse stellt er sich für das Münchner Bier und seine Geschichte vor: "Wer weiß heute noch, dass es 1880 um die 40 verschiedene Brauereien in der Stadt gab, und wo erfährt das ein Tourist?"

Biertrinken als Kinoerlebnis

Als 2013 der XXXLutz an der Theresienhöhe schloss, gründete Ammer den Verein. "Das wäre der ideale Standort für uns gewesen", sagt er. Dort wird allerdings ein Einkaufszentrum geplant. "Aber in dieser Größe haben wir uns das Erlebniszentrum vorgestellt, wir gehen da mit einer gewissen Ambition heran." Und dann die Lage, direkt an der Theresienwiese. Wobei die Besucher des Erlebniszentrums auch fern der Wiesnzeiten Einblicke bekommen sollen, "vielleicht 3D-Impressionen vom Oktoberfest, ein Kinoerlebnis".

Audiovisuelle 3D-Installationen sollen eine Rolle spielen, die Besucher könnten Herzog Albrecht IV. zusehen, wie er 1487 die Zutaten zum Brauen von Bier festlegt. Echte Hopfenfelder zum Durchwandern, Bierzeltatmosphäre zum Hören, die verschiedenen Stufen im Brauprozess und verschiedene Biersorten zum Schmecken: Möglichst interaktiv soll das Museum werden, eben eher ein Erlebniszentrum. Und natürlich darf eine Gastronomie nicht fehlen, am liebsten innen wie außen.

Kochkurse rund um das Bier kann sich Ammer dort vorstellen, ja eigentlich alles. Auch dass das Zentrum nicht nur Touristenmagnet, sondern auch Treffpunkt für Münchner und das professionelle Bierwesen wird.

Erlebniszentrum als gemeinnütziger Verein

Erste Gespräche seien geführt, Kontakte in der Münchner Bierwelt geknüpft, eine Homepage gebaut: biererlebnis.org. "Wir suchen gerade Geldgeber und Unterstützer", sagt der Vereinsvorsitzende. Was das Erlebniszentrum kosten würde, mag Ammer noch nicht schätzen. "Aber ich zweifle nicht daran, dass es in München genug Geld für so etwas gibt, privates, öffentliches, unternehmerisches."

Ihn selbst, gebürtigen Münchner, einstigen Filmemacher, triebe dabei die Lust an der Projektentwicklung, nicht die Aussicht auf den großen Reibach. "Wenn wir damit Geld verdienen wollten, würden wir anders an die Sache rangehen." Ein Spendenkonto hat er für den gemeinnützigen Verein eingerichtet, über dessen Mitgliederzahlen er sich noch nicht äußern möchte.

Biererlebniszentrum statt Wohnraum?

Ein geeigneter Standort ist auch noch nicht in Sicht. Dass für die raren freien Flächen in der Stadt vielleicht anderes Priorität hat als ein Biererlebniszentrum, Wohnraum etwa, sieht Ammer nur bedingt so. "Ich denke, wer hier wohnen möchte, legt auch Wert auf ein attraktives kulturelles Angebot. Wir stellen uns der Diskussion gern, entscheiden müssen andere." Potenzial sieht er zum Beispiel in der alten Kongresshalle an der Theresienhöhe. "Aber wir sind Realisten. Allein bis das Deutsche Hopfenmuseum in Wolnzach stand, hat es 20 Jahre gedauert, obwohl jeder dafür war. Wir denken eher in Dekaden."

Den kleinen Schönheitsfehler, dass es schon ein Biermuseum in der Stadt gibt, das Bier- und Oktoberfestmuseum in der Sterneckerstraße, betrieben von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, stört Alexander Ammer nicht. "Das Museum ist ein besonderes Juwel, aber in seinen Ausstellungsflächen in dem historischen Gebäude eben begrenzt." Ein Hologramm des Herzogs wird es dort jedenfalls vorerst nicht geben.

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