Pläne für MVV-Tarife:Nallinger will Ringe und Zonen abschaffen

Pläne für MVV-Tarife: Wie viele Ringe, Zonen, Streifen, Stationen? Die MVV-Tarife versteht nicht jeder auf Anhieb.

Wie viele Ringe, Zonen, Streifen, Stationen? Die MVV-Tarife versteht nicht jeder auf Anhieb.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die grüne Oberbürgermeister-Kandidatin Sabine Nallinger will das komplizierte MVV-Tarifsystem reformieren. Ihr Plan: eine Mobilitätskarte nach Londoner Vorbild. Kinder und Jugendliche sollen in München sogar umsonst fahren dürfen.

Von Dominik Hutter

Die grüne Oberbürgermeister-Kandidatin Sabine Nallinger will mit einer Reform des MVV-Tarifs im Wahlkampf Punkte sammeln. "Wir diskutieren seit 30 Jahren über ein grottenschlechtes Preissystem", kritisiert die Stadträtin und Verkehrsplanerin. Die Ticketstruktur müsse deutlich nutzerfreundlicher werden. Die Politikerin kann sich zudem vorstellen, Kinder und Jugendliche bis zum Ende ihrer Ausbildung kostenlos fahren zu lassen.

Ringe, Zonen, Streifenkarten und diverse Spezialtickets - der MVV macht es seinen Kunden nicht leicht, das in Jahrzehnten entstandene Tarifdickicht zu durchschauen. "Die Leute sollen in der U-Bahn nicht mehr in kalten Schweiß ausbrechen, weil sie denken, sie hätten die falsche Karte gelöst", findet Nallinger. "Oder verärgert sein, weil sich im Nachhinein doch eine Wochenkarte gelohnt hätte." Eine Vereinfachung des Tarifsystems sei längst überfällig, fordert die Stadträtin. Ihr Traum: eine Mobilitätskarte, mit der sämtliche stadtverträglichen Verkehrsangebote genutzt werden können - MVV, Radlverleih und Carsharing.

Beim MVV könnte die neue Karte ähnlich wie die Oyster-Card in London funktionieren, die automatisch den günstigsten Tarif ermittelt. Eine solche Karte müsste beim Betreten und Verlassen der Stationen über ein Lesegerät gehalten werden und bucht später das fällige Fahrgeld ab. Das übrigens, wie Nallinger findet, etwas niedriger sein könnte. Rabatte etwa nach Wiener Muster (ein Euro pro Tag), würden allerdings Defizite beim MVV auslösen, die dann aus der Stadtkasse beglichen werden müssen. Dies müsse sorgfältig abgewogen werden - schließlich fehle diese Summe beim Streckenausbau.

Schneller mehr Linien

Beim Bau neuer Linien will Nallinger ordentlich an Tempo zulegen. In den vergangenen Jahren sei es in München viel zu langsam vorangegangen. Verantwortlich dafür sei "Mutlosigkeit in der Politik" gewesen. Als Hauptschuldigen sieht die OB-Kandidatin die SPD. Die Grünen dagegen hätten stets andere Prioritäten gehabt. "Aber wir sind der kleinere Koalitionspartner". Damit die Planungen nicht mehr so lange dauern, will Nallinger die Verwaltung reformieren.

Künftig sollten Projektverantwortliche über den Fortgang der Planungen wachen, und zwar mit Durchgriffsrechten in alle beteiligten Referate. Bislang müssen stets mehrere Abteilungsleiter zu Rate gezogen werden - bei der Verkehrsplanung sind zumeist das Planungs-, das Bau- und das Kreisverwaltungsreferat betroffen. Zudem will die Kandidatin den Ausbau des Nahverkehrs zur Chefsache machen.

Task Force im OB-Büro

Für den Fall ihrer Wahl kündigt sie eine Task Force an, die direkt im OB-Büro angesiedelt ist. Das Motto in der Verkehrspolitik müsse lauten: "Priorisieren, nicht phantasieren", sagte Nallinger mit Anspielung auf die umfangreichen U-Bahn-Pläne von CSU-Konkurrent Josef Schmid. Was dessen Partei aktuell im Wahlkampf diskutiere, habe keinerlei planerische Grundlage, "es werden einfach Projekte in den Raum geworfen".

Wichtig sei es, beim Planen die richtige Reihenfolge einzuhalten: Bevor neue Strecken in die Diskussion geworfen werden, müssten belastbare Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in den Stadtvierteln sowie zu den Fahrgastströmen vorliegen. Dies sei bei Schmids Vorschlägen nicht der Fall. "Verkehrsplanung ist vor allem Stadtplanung", betont die OB-Kandidatin. Sollten Analysen die Sinnhaftigkeit einer U-Bahnverbindung zwischen Pasing und Moosach ergeben, will sich Nallinger dem nicht verschließen. Gleiches gelte für U-Bahnen nach Aschheim oder Karlsfeld.

Angesichts begrenzter Mittel hält Nallinger eine klare Prioritätensetzung für unvermeidbar. "Wir werden den Großteil des ÖPNV-Ausbaus aus eigener Tasche stemmen müssen", warnte sie mit Verweis auf die ungewisse Zukunft der Nahverkehrsförderung auf Bundesebene. Der Nachholbedarf in München sei erheblich. Nallinger hält es für notwendig, jedes Jahr 100 Millionen Euro für den ÖPNV-Ausbau in die Hand zu nehmen. "Über Jahrzehnte". Allerdings lasse sich der Nahverkehr nicht nur über Neubaustrecken verbessern. Nallinger will außerdem, dass die Züge und Busse häufiger fahren. Und dass München ein Nachtliniennetz bei der U-Bahn bekommt.

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