Pläne für den Bahnhof:Zug für Zug

Hauptbahnhof in München, 2015

Bereits geeinigt haben sich Bahn und Stadt, das Vordach möglichst bald abzureißen. Damit geht ein Architekturrelikt aus den Fünfzigerjahren verloren.

(Foto: Florian Peljak)

Die Stadt will den Umbau am Bahnhof eng begleiten - es gibt unterschiedliche Ideen

Von Alfred Dürr

Alles außer der Gleishalle wird anders am Münchner Hauptbahnhof. Die Weichen für einen neuen Eingangskomplex und für den Umbau des Starnberger Flügelbahnhofs sind gestellt. Bevor 2018 die Abbruch- und Tiefbauarbeiten starten, gibt es noch viel Planungsarbeit zu erledigen. Wegen der Größe und Bedeutung des Projekts nach dem Entwurf des Münchner Büros Auer Weber Architekten wollen Stadt und Bahn eng zusammenarbeiten. Über die Inhalte der Vereinbarung debattiert der Stadtrat Anfang Dezember.

Es steht bereits fest, dass eine eigene Beratergruppe den Bauprozess begleiten soll. Diesem Gremium gehören Architekten, Stadträte sowie Mitglieder der Stadtverwaltung und der Bahn an. Sie werden zum Beispiel über die Gestaltung der Fassaden, den Umfang der Baumassen oder über die verschiedenen Nutzungen reden. Nach wie vor ist der geplante 75-Meter-Turm auf dem Areal des Starnberger Flügelbahnhofs umstritten. Vor allem die Denkmalschützer befürchten einen negativen Einfluss auf die Silhouette der Altstadt. Die Stadtgestaltungskommission hat im Februar dem Hochhaus zugestimmt.

Die Stadt hat ein großes Interesse daran, im Zuge der Bauarbeiten auch das Umfeld des Hauptbahnhofs neu zu gestalten und dort mehr Platz für Fußgänger und Radler zu schaffen. Autos sollen weitgehend verbannt werden. SPD und CSU haben dazu unterschiedliche Meinungen. Während die einen die attraktive Verbindung zur Innenstadt durch den autofreien Bahnhofsvorplatz loben, kritisieren die anderen das Konzept: Ein Bahnhof müsse auch mit dem Auto erreichbar sein. Die Stadt arbeitet an einem Verkehrskonzept, das die Möglichkeiten aufzeigt. Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat im kommenden Jahr vorgelegt werden. Dabei geht es um Anfahrtszonen für Autos an den Seiteneingängen des Bahnhofs, um die Taxis, die ihre jetzigen Standplätze weiter nutzen sollen und um den Verlauf der Fahrradwege rund um den Bahnhof.

Ein wichtiges Thema sind die Abstellflächen für Fahrräder. Bisher herrscht ein ziemliches Parkchaos rund um das DB-Gebäude. Künftig soll Platz für bis zu 3000 Fahrräder zur Verfügung gestellt werden. Infrage für solche Zweirad-Parkhäuser kommen zum Beispiel bisher ungenutzte Zwischengeschosse, ehemalige Tiefbunker im unmittelbaren Umfeld des Bahnhofs, die Tiefgarage unter dem Bahnhofsplatz oder die Fußgängerunterführung unter der Kreuzung Arnulf- und Seidlstraße.

Eine spezielle Rolle spielt das Vordach - im Volksmund wegen seiner pilzförmigen Gestaltung "Schwammerl" genannt - am Haupteingang zum Bahnhof. Die Fläche unter dem Dach machte einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Eine Vielzahl von herrenlosen Fahrrädern hatte sich dort angesammelt. Diese hat das Baureferat inzwischen entfernt. Bahn und Stadt haben sich darauf geeinigt, das Vordach möglichst bald abzureißen. Damit geht allerdings auch ein typisches Architekturrelikt aus den Fünfzigerjahren verloren.

Die Grünen haben bereits dargelegt, worauf sie bei der Zusammenarbeit mit der Bahn Wert legen. Sie wollen gut ausgebaute Fahrradgaragen und fordern, dass auch der Zentrale Omnibusbahnhof in die Planungen eingebunden wird: Dorthin soll vom Hauptbahnhof aus über einen brückenartigen "Skywalk" eine Verbindung geschaffen werden.

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