Pionier:Erfolgreicher Oldtimer

Vor 26 Jahren wurde "Stadtteilauto" Freising gegründet

Von Clara Lipkowski, Freising

"Wenn man ehrlich ist, sind die meisten Fahrzeuge doch Stehzeuge", meint Joachim Joekel. Warum also sollte man sie nicht intelligenter nutzen? Diese Idee setzt der Freisinger Verein "Stadtteilauto" seit 1992 um. Damit ist er einer der Pioniere des Autoteilens in Deutschland und Joekel als Vorsitzender blickt auf eine erfolgreiche Vereinsgeschichte zurück. Neun Gründungsmitglieder starteten vor 25 Jahren mit einem Auto, mittlerweile hat der Verein 260 Mitglieder und 19 Fahrzeuge.

Autos als Fortbewegungsmittel zu besitzen sei heutzutage nicht mehr entscheidend, sagt Joekel, pensionierter IT-Berater. Im Freisinger Alltag heißt das, dass Eltern, ihre Kinder und deren Freunde im Kleinbus einen Tagesauflug machen oder das Studentenpärchen bei Ikea den Kombi vollpackt. Oder auch mal die Bogenschützen am Wochenende im geräumigen Bus zum Auswärtsturnier aufbrechen. Während in Ballungszentren Anbieter mit einem "Freefloating"-Konzept werben, setzt "Stadtteilauto" auf feste Standorte. Das ist laut Joekel in einem Landkreis wie Freising auch nicht anders machbar. "Fährt jemand nach dem Einkaufen mit dem Auto aus der Stadt aufs Dorf, etwa nach Sünzhausen, und stellt es dort ab, ist der Aufwand, das Fahrzeug dort wieder abzuholen, einfach zu groß", sagt der 81-Jährige. Die fünf Vorstandsmitglieder und acht Mitarbeiter, unter ihnen auch "Wagenwarte", seien auch so schon gut ausgelastet; einmal im Monat werden alle Fahrzeuge an den fünf Standorten in Freising, Moosburg, Eching, Neufahrn und Marzling durchgecheckt und gereinigt.

Erkennbar macht sich der Verein meist in der Nähe von Bahnhöfen mit seinem orange-grünen Logo, die Parkplätze sind extra ausgewiesen und dürfen von anderen nicht genutzt werden - zur Not kommt der Abschleppdienst. Schick sollen die Wagen nicht sein, Joekels Devise ist: Die Fahrzeuge sollen nutzen. Sich mit Extras wie Spur- oder Berganfahrassistenten vor der Fahrt auseinanderzusetzen, dafür hätten die Nutzer meist gar keine Zeit.

Auch E-Autos werden im Verein diskutiert. Sie einzusetzen scheitere aber noch an fehlenden und bezahlbaren Ladensäulen, sagt Joekel. Seit 2004 arbeitet sein Verein mit Flinkster zusammen, Mitglieder können, ohne sich neu anzumelden, den Carsharing-Anbieter der Bahn nutzen. Dadurch sei auch die eigene Flotte besser ausgelastet, sagt Joekel, weil auswärtige Besucher in Freising das Stadtteilauto über Flinkster nutzen. Über Mangel an Buchungen kann er nicht klagen, es gebe bereits Vormerkungen für 2019. "Eine Anfrage hatten wir für eine Fahrt nach Südfrankreich, etwa acht Wochen und circa 4000 Kilometer." Da kommen schnell mehrere Hundert Euro Miete zusammen. Standard aber sei der Hin-und-Wieder-Fahrer, der zu einem Termin im Landkreis wolle, sagt Joekel, das sei erschwinglich. Drei Stunden Miete und 50 gefahrene Kilometer kosten etwa 22 Euro.

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