Pinakothek der Moderne:"Deutsche Bilder - eine Spurensuche" von Eva Leitolf

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Bis zum 19. Oktober zeigt die Pinakothek der Moderne unter dem Titel "Deutsche Bilder - eine Spurensuche" Fotos von Eva Leitolf.

Wenn dei Fotografin Eva Leitolf ankommt, ist das Wesentliche schon passiert. Die Fernsehteams bauen ab, die Polizei hat die Spuren gesichert, ein Radioreporter sammelt vielleicht noch ein paar O-Töne von Passanten.

Wohnraum nach dem Brandanschlag vom 20. April 1994, Bielefeld-Senn, 1994

Foto: Eva Leitolf

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Für ihre Abschlussarbeit bei Angela Neuke hat sie sich deshalb auf "Spurensuche" in Rostock, Thale, Solingen und Bielefeld begeben. Herausgekommen sind stille, reflexive Bilder der Tatorte und ihrer Umgebungen, Interieurs, die nicht Partei ergreifen und dem Betrachter Raum lassen für eigene Gedanken, Spekulationen und Assoziationen, ohne beliebig zu werden

Zum Foto: Bielefeld-Senne, 1994: Um den Geburtstag Hitlers zu feiern, trafen sich am 20. April 1994 sechs 14 bis 17 Jahre alte Jugendliche. Einer von ihnen füllt eine Bierflasche mit Benzin und wirft die brennende Flasche in ein Haus einer türkischen Familie. Die Flasche landet in der Küche, in der sich zu dem Zeitpunkt niemand aufhielt. Die vier Personen, die sich in dem Haus aufhalten, werden unverletzt gerettet. Die Jugendlichen werden vom Gericht zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Foto: Eva Leitolf

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Leitolf begann ihre Suche Anfang der neunziger Jahre, als sich Zeitungen und Nachrichtensendungen gegenseitig mit Bildern brennender Asylbewerberheime und randalierender Neonazis überboten. Die ausländerfeindlichen Anschläge von Rostock, Mölln und Solingen rüttelten an den Festen des gerade erst wiedervereinigten Deutschland.

Lichtenhagen, Rostock, 1993: Am Abend des 22. August 1992 greifen mehr als 400 rechtsradikale Jugendliche Bewohner eines Asylbewerberheims an. Sie schwingen ihre Baseballschläger, werfen Steine und Molotow-Cocktails. Viele Schaulustige spenden sogar Applaus. Es handelt sich um eine der schlimmsten ausländerfeindlichen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Foto: Eva Leitolf

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In ihren neuesten Arbeiten, die die Pinakothek der Moderne jetzt zusammen mit jenen der Abschlussarbeit unter dem Titel "Deutsche Bilder - eine Spurensuche" präsentiert, hat Leitolf ihr Anliegen radikalisiert: Die Fotos zeigen idyllische, meist menschenleere Orte oder Landschaften in Deutschland. Nichts erinnert mehr an die Verbrechen, die hier stattfanden.

Ehemaliges Betonwerk, Rathenow, 2006: Nach dem Angriff auf einen Asylbewerber am 22. Mai 2006 auf dem Gelände eines ehemaligen Betonwerkes organisiert der Verein Opferperspektive am 30. Juni zusammen mit der Antifa Westhavelland und Asylbewerbern dort eine Fußballweltmeisterschaftsparty mit TV-Projektion, um - laut Presseerklärung -, ein positives Zeichen gegen No-Go-Areas zu setzen.

Foto: Eva Leitolf

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Erst die Tatbeschreibungen, die die Ausstellungsbesucher einer am Eingang ausliegenden Faltzeitung entnehmen können, klären über die Vergangenheit jener Orte als Tatorte auf. Leitolf hat dafür bei Staatsanwaltschaften und Polizeidienststellen recherchiert; sie versteht das Ganze als Bild-Text-Arbeit.

Schöna, Sächsische Schweiz, 2006: In der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna erhält die NPD bei der Landtagswahl 23, 1 Prozent der Stimmen. Sie pflegt laut Presseberichten enge Verbindungen zur verbotenen SSS (Skinheads Sächsische Schweiz), einer Gruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gegend "ausländerfrei" zu machen.

Foto: Eva Leitolf

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Die Ausstellung ist bis zum 19. Oktober, täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 20 Uhr in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, zu sehen.

Haltestelle, Potsdam, 2006

Foto: Eva Leitolf

Text: Kati Thielitz/lado

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