Physik-Campus der LMU:"Schrecklich und trivial modernistisch"

Physik-Campus der LMU: So soll das geplante Nano-Institut der LMU an der Königinstraße aussehen.

So soll das geplante Nano-Institut der LMU an der Königinstraße aussehen.

(Foto: Simulation: Kleyer Koblitz Letzel Freivogel Architekten)

Das Nano-Institut soll der architektonische Auftakt für den geplanten Physik-Campus an der Königinstraße sein. Doch die Fassade stößt bei der Stadtgestaltungskommission auf wenig Gegenliebe.

Von Alfred Dürr

Innen hui und außen pfui? Man darf davon ausgehen, dass in diesem Gebäude exzellente Wissenschaft betrieben wird. Ob aber das architektonische Erscheinungsbild des geplanten Komplexes auch an diesem Ort in das Stadtbild passt, ist ein anderes Thema. Damit hat sich jetzt die Stadtgestaltungskommission intensiv auseinandergesetzt. Es geht um den künftigen Physik-Campus der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der an herausragender Stelle - an der Königinstraße, direkt beim Englischen Garten - entstehen soll. Den baulichen Auftakt bildet das Nano-Institut, dessen Fassade deutliche Kritik provoziert.

Im Januar vergangenen Jahres hatte das Berliner Architektenbüro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel den Wettbewerb für die Neugestaltung des Areals, auf dem sich noch die Tiermediziner der LMU befinden, gewonnen. Für diese gibt es in Oberschleißheim einen neuen Campus. Damit wird Zug um Zug in bester Lage am Englischen Garten ein Gelände frei, das in unmittelbarer Nähe des Uni-Hauptgebäudes hervorragende Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der LMU bietet. Insgesamt acht Komplexe, hauptsächlich für die Physik-Fakultät, werden innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte entstehen. Die Freiflächen sollen für alle zugänglich sein, und man will auch einen attraktiven Übergang von der Straße in den Park schaffen.

Die Fassade gefällt nicht

Das Nano-Institut gehört zum Konzept der Energiewende in Bayern. Im Rahmen eines Forschungsnetzwerkes sollen hier mehrere Universitäten zusammenarbeiten. In das Gebäude werden zwei große Lehrstühle für experimentelle Grundlagenforschung einziehen. Der Siegerentwurf für das Gebäude fand großes Lob bei der Jury, von der Fassade war man aber nicht restlos begeistert. Das überarbeitete Konzept wurde nun den Architekturexperten, die den Stadtrat in Baufragen beraten, vorgestellt. Der Baukörper ist zudem gegenüber dem Wettbewerbsergebnis um 2,40 Meter erhöht worden. Außerdem ist ein Technikaufbau auf dem Dach hinzugekommen.

Physik-Campus der LMU: Die Fassade stößt nicht auf viel Gegenliebe. Simulation: Architekturbüro Kleyer.Koblitz.Letzl.Waldvogel

Die Fassade stößt nicht auf viel Gegenliebe. Simulation: Architekturbüro Kleyer.Koblitz.Letzl.Waldvogel

(Foto: Simulation: Kleyer Koblitz Letzel Freivogel Architekten)

Es fielen deutliche Worte. "Ich finde es schrecklich und trivial modernistisch", urteilte Architekt Christoph Sattler. Die Königinstraße sei geprägt durch eine "stimmige Nachkriegsbebauung", sagte Stadtheimatpfleger Gert Goergens. Das Nano-Gebäude setze sich nicht mit diesem speziellen Ort auseinander. Friedrich Geiger, der Leiter der Hochbau-Abteilung in der Obersten Baubehörde im bayerischen Innenministerium, wies auf den Charakter des Hauses mit seinen Labors und Forschungseinrichtungen hin: "Das ist eigentlich eine Gebäude-Maschine mit besonderen Anforderungen an die technische Ausstattung" und damit auch an die Fassade. Wenn man an der Stelle einen Uni-Campus zulasse, "dann kommen eben keine Stadt-Villen heraus". Architekt Marcel Meili regte an, dass die Stadtgestaltungskommission eine Musterfassade begutachten und dann eine Entscheidung treffen sollte.

Komplex soll bis 2017 stehen

Die klare, funktionale Schichtung des Gebäudes soll an der Fassade ablesbar sein, heißt es im Konzept der Architekten. Vertikale Stränge aus Keramik, die mit einer hellen Glasur versehen sind, bilden die Fassadenbänder. Das Material lasse ein "faszinierendes Wechselspiel von Glanz- und Farbnuancen" zu. Geprägt ist das Gebäude auch durch einen "gläsernen Eingang" auf Höhe der Königinstraße.

Die Verfahren sind so weit fortgeschritten, dass das Nano-Institut wie geplant gebaut werden kann. Im kommenden Mai beginnen die Arbeiten mit dem Abriss der Altbauten und dem Aushub der Baugrube. 2017 soll der neue Komplex fertig sein.

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