Phoenix in München:Die etwas andere Boy-Group

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Die französische Popband Phoenix brachte in der Münchner Theaterfabrik die Fans zum Kreischen - und zwar nicht nur die jungen Mädchen.

Martina Farmbauer

Nein, "Phoenix" ist keine Boygroup, auch wenn bei ihrem ausverkauften Konzert am Sonntagabend in der "Theaterfabrik" bisweilen der Eindruck entstehen kann. Denn sobald die ersten Akkorde eines Songs erklingen, beginnt vor der Bühne meistens ein Kreischen, wie es bisher vor allem von Auftritten von "Take That", den "Backstreet Boys" oder anderen Popgruppen mit ausschließlich männlichen Mitgliedern im Teenageralter bekannt ist. Dann setzt ein Klatschen ein, das sich durch die Reihen bis nach hinten zieht, und schließlich bricht in der ganzen Halle Jubel los.

Phoenix-Sänger Thomas Mars. (Foto: Foto: AFP)

Schon lange bevor das neue Album der vier Musiker aus Versailles, die das Teenageralter schon eine Weile hinter sich haben, erschien ist, galt es als Popmusikhöhepunkt dieses Jahres. Fans und Kritiker warteten voller Sehnsucht auf die neue Platte. Als sie dann im Mai erschien, war schnell klar: Phoenix haben wieder alles richtig gemacht. "Wolfgang Amadeus Phoenix", so der Name des Albums, ist ein Ereignis.

Doch auf der Bühne entfaltet die Band an diesem Abend noch einmal eine ganz eigene Kraft, euphorisiert das Publikum auf seltene Weise. Texte, Musik und Licht verschmelzen dabei zu einem großen Ganzen. Es verwundert angesichts dieses großartigen Konzerts, dass Phoenix noch nicht den Durchbruch nach ganz oben geschafft haben. Der Schritt in die großen Stadien ist noch nicht gemacht, obwohl sie durchaus als eine der besten Live-Bands dieser Tage gelten dürfen.

Nicht nur, dass sie ihre Aufgeräumtheit und Präzision aus dem Studio auf die Bühne übertragen. Sondern sie präsentieren sich dort in der Theaterfabrik auch frischer, präziser und besser als je zuvor. Dass sie inzwischen nun Material aus vier Alben zur Verfügung haben, ermöglicht es ihnen, wie bei der Auftaktfolge "Lisztomania", "Long Distance Call" und "Lasso" nahtlos einen starken Song an den anderen zu reihen, wobei sie die lauten Töne ebenso beherrschen wie die leisen.

Phoenix treten unprätentiös, ja fast schüchtern auf. Sänger Thomas Mars beispielsweise, der mal wieder sein blaues Hemd trägt, scheint sich über die Begeisterung des Publikums ganz Popstar-untypisch tatsächlich zu freuen. Immer wieder bedankt er sich mehrmals bei den Zuschauern, und zum Schluss sagt er: "Ihr seid die Besten."

Wobei dies umgekehrt genauso auch für Mars selbst, die Gitarristen Christian Mazzalai und Laurent Brancowitz, Bassist Deck D`Arcy sowie Tourschlagzeuger Thomas Hedlund gilt. Das Publikum will gar nicht aufhören zu klatschen, zu jubeln und Zugaben zu fordern. Thomas Mars umfasst Fanhände, mischt sich für eine Zugabe auf einem Bartresen unter das Volk, und holt Zuschauer auf die Bühne, bis diese so voll und unübersichtlich ist, dass Phoenix hinter all den Menschen verschwindet. Sonst hätte das Kreischen, Klatschen und Jubeln wohl so bald kein Ende genommen.

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