Pflicht für die Stadtbewohner:Zehn Gerichte, die ein Münchner probieren muss

Weißwürste, Obazda, LKS, Kutteln: Es gibt typische Gerichte, die sollte jeder Münchner einmal verzehrt haben - auch wenn es zum Teil einige Überwindung kosten dürfte.

Lisa Sonnabend

Pflicht für die Stadtbewohner

Weißwurst mit süßem Senf

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(Foto: Stephan Rumpf)

Weißwürste, Obazda, LKS, Kutteln: Es gibt typische Gerichte, die sollte jeder Münchner einmal verzehrt haben - auch wenn es ihnen bei einigen Überwindung kosten dürfte. Ein Münchner sollte sich nicht Münchner nennen, wenn er noch nie an einer Weißwurst gezuzelt hat. Traditionell darf die Weißwurst das Zwölf-Uhr-Läuten nicht hören und wird deswegen vormittags verzehrt (auch wenn diese Regel nicht mehr flächendeckend befolgt wird). Die Weißwurst wird aus gemahlenem Kalbfleisch, Schweinespeck und Gewürzen hergestellt. Sie wird gebrüht - und da das Fleisch nicht gepökelt wird, hat sie die typische helle Farbe. Bei den Münchner beliebt sind Weißwurstfrühstücke: Dabei wird Weißbier getrunken, eine Breze verzehrt und die Wurst in süßen Senf (auf keinen Fall scharfen!) getunkt. Tipp: Weißwurstfrühstücken kann man in fast allen Gasthäusern, zum Beispiel im Andechser am Dom, im Franziskaner in der Residenzstraße, im Schellingsalon in der Maxvorstadt - und natürlich in jedem Biergarten.

Pflicht für die Stadtbewohner

Leberkässemmel

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(Foto: Marco Einfeldt)

Leberkässemmel LKS ist nicht die Abkürzung einer Versicherung, sondern für eines der Leibgerichte der Münchner: Leberkässemmel. Ob in der Mittagspause, als Proviant für eine Wanderung oder als Zwischenmahlzeit für einen Tag am See - der Münchner kennt kaum eine Gelegenheit, zu der der Fleischkäse nicht passen würde. Das Gericht besteht aus gepökeltem Rindfleisch, Schweinefleisch, Speck, Wasser, Zwiebeln, Salz und Majoran. Die flüssige Masse wird bei der Zubereitung in eine Kastenform gefüllt und gebacken, bis sich die charakterische braune Kruste gebildet hat. Ein echter Münchner bestreicht das Fleisch mit süßem Senf. Tipp: Wo es die beste Leberkässemmel in München gibt, ist ähnlich schwierig zu beantworten wie, wo das beste Bier ausgeschenkt wird. Fest steht allerdings: In kleinen Metzgereien ist die Qualität meist besser als bei Ketten oder im Supermarkt. Aber Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.

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Von Kalbslüngerl bis Kronfleisch

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(Foto: Stephan Rumpf)

Eine alte Münchner Tradition ist das Verspeisen von Innereien. Ob Kalbslüngerl, Kutteln, Kalbskron, Kronfleisch, Blutwurst - zumindest nicht-vegetarische Münchner sollten nicht die Nase rümpfen, sondern eines dieser typischen Gerichte einmal probiert haben. Tipp: Bekannt für sein uriges Ambiente und seine vielen Innereien-Gerichte ist das Weisse Bräuhaus im Tal.

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Obazda

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(Foto: Marco Einfeldt)

Was eigentlich drin ist, weiß kein Münchner. Auch darüber, wie man ihn schreibt, herrscht Uneinigkeit: Obatzter, Obatzda, Obazde oder Obazda? Fest steht jedoch: Er schmeckt - und jeder sollte ihn einmal probiert haben. Am besten natürlich mit Breze im Biergarten. Denn die Geschichte der pikanten Käsecreme ist eng mit der Freiluftschankflächen verbunden. Als vor 200 Jahren die Biergärten entstanden, wurde auch etwa zeitgleich der Obazda erfunden, um den in der Hitze stark gereiften Camembert oder Brie noch verzehren zu können. Weitere Zutaten sind: Paprika, Zwiebeln, Butter und Gewürze. Tipp: Es ist dringend davon abzuraten, Obazda als Vorseise oder Beilage zu bestellen - viel zu sättigend und deftig! Obazda ist ein Hauptgericht.

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Brezn

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(Foto: ddp)

Brezn bekommt man mittlerweile auf der ganzen Welt serviert - ob in New York, Paris oder Preußen. Doch nirgendwo schmecken sie so gut wie in München. Das symmetrisch geschwungene Laugengebäck hat in der Stadt an der Isar Perfektion erlangt. Im Idealfall ist sie außen knusprig, in der Mitte aber weich wie Weißbrot - und schmeckt himmlisch wie Manna. Während des Oktoberfestes und in zahlreichen Biergärten werden zudem große Wiesbrezn serviert, die oft bis zu 30 Zentimeter Durchmesser haben - und meist noch knuspriger, weicher und himmlischer sind. Jeder sollte schon einmal eine Brezn gegessen haben, ein echter Münchner isst jeden Tag eine. Tipp: Darüber, wo es in der Stadt die besten Brezn gibt, wird so heftig gestritten wie derzeit über die Einführung des Betreuungsgeldes. Wir wollen deswegen keinen Tipp abgeben.

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Hendl

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(Foto: dpa)

Hendl gibt es auch nördlich der Donau (auch wenn sie dort anders heißen), doch nirgendwo schmecken sie so gut wie in der bayerischen Landeshauptstadt. Und das hat folgenden Grund: Ein Hendl ist immer dann besonders lecker, wenn es genau im richtigen Moment von der Stange genommen wird und dann sofort serviert wird. Durch die Massenproduktion und Massenabnahme auf dem Münchner Oktoberfest oder in den großen Biergärten der Stadt ist dies für den Küchenchef leicht kalkulierbar. Bei einem gewöhnlichen Imbiss kann es dagegen vorkommen, dass das Hendl schon seit einer halben Stunde fertig ist - und sich nur noch weiterdreht, weil kein Käufer in Sicht ist. Tipp: Die Hendl in den Zelten auf dem Oktoberfest sind ein teurer als an anderen Orten, doch sie schmecken zehn Mal besser.

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Dampfnudeln

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(Foto: dpa)

Dampfnudeln sind eine traditionelles Hefeteiggericht, das in ganz Süddeutschland gerne gegessen wird. Doch am schönsten isst man sie in München, am Viktualienmarkt. Der Duft der Dampfnudeln vermischt sich dort wunderbar mit den Gerüchen des Marktes. Die Münchner essen die Dampfnudel meist mit Vanillesoße als Nachspeise, nur freitags bieten traditionell zahlreiche Restaurants und Kantinen Mehlspeisen als Hauptericht an - oftmals die Dampfnudeln. Tipp: Dampfnudeln gibt es in fast allen bayerischen Wirtschaften der Stadt. Eine Abwandlung, die in Fett gebratene Schmalznudel, isst man besonders schön im Café Frischhut, von den Münchner nur Schmalznudel genannt, am Viktualienmarkt in der Prälat-Zistl-Straße 8.

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Radi

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(Foto: Robert Haas)

Einen Münchner Biergarten zu besuchen, ohne einen Radi (bayerisch für Rettich) zu essen, ist genauso befremdlich wie nach Paris zu reisen und sich den Eiffelturm nicht anzusehen. Der Radi gehört zu einer Brotzeit wie die Kastanien zum Biergarten. Jeder Münchner sollte einmal an einem lauen Sommertag in das saftige Kreuzblütengewächs gebissen haben! Tipp: Radi gibt es auch in vielen Supermärkten zu kaufen, einfach mit einem Messer in dünne Scheiben schneiden, falls keine spezielle Reibe zur Hand. Eine Rübe Rettich deckt den Tagesbedarf  an Vitamin C.

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Schweinsbraten mit Knödel und Kraut

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(Foto: C. Hess)

Die bayerische Küche wird oft auf drei Gerichte reduziert: Schweinsbraten, Knödel, Kraut. Jeder Tourist beherrscht diese drei Vokabeln in der Regel bereits nach einem eintägigen Aufenthalt. Und das sollte er auch: Denn wer sich das typische Gericht entgehen lässt, ist selber Schuld. Tipp: Guten Schweinsbraten gibt es in zahlreichen Gasthäusern der Stadt, billigen zum Beispiel sonntags im Kreuzberger, Westermühlstraße 32, dann kostet das Fleisch mit Kartoffelknödel und Krautsalat nur sieben Euro.

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Und nachts dann eine Currywurst

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die bekannteste Münchner Wurst ist die Weißwurst, daran besteht kein Zweifel. Doch sobald es dunkel wird, sieht man niemanden die hellen Würste verzehren, die Münchner Nacht gehört der Currywurst. Es gibt mehrere Lokale in den beliebten Ausgehgegenden, die die Küche um 23 Uhr noch nicht zuschließen und denjenigen, die nach ein paar Bier Hunger bekommen, die preußische Wurst anbieten. Auch Currywurst gehört zum Münchner Lebensgefühl! Tipp: Die beliebteste Anlaufstelle zum Currywurstessen ist der Bergwolf an der U-Bahnstation Fraunhoferstraße. Hier treffen sich die Münchner spät nachts auf eine Wurst mit Pommes und schließen neue Bekanntschaften.

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