Pflegeheim Kursana Domizil:Wenn die Grenze mitten durchs Heim läuft

Pflegeheim "Villa Kursana" in München, 2012

Das Seniorenheim "Kursana" liegt in Pullach und in München. Beim Umzug innerhalb des Heims müssen sich Bewohner auch mal ummelden.

(Foto: Robert Haas)

Das Pflegeheim Kursana Domizil liegt in Pullach - und auch in München. Wenn Bewohner innerhalb des Heims umziehen, müssen sie sich offiziell ummelden. Nun wird über eine Verschiebung der Grenzlinie nachgedacht.

Von Simon Schramm

Erwin Baumeister ist ein Grenzgänger. Morgens wacht der 85-Jährige in seinem Bett im Pflegeheim Kursana Domizil in München auf. Wenn er später die rund 20 Meter in den Speisesaal des Pflegeheims zurücklegt, muss er sich nach Pullach aufmachen. Kehrt er in sein Zimmer zurück, ist er wieder in München.

Das Pflegeheim liegt genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen der Landeshauptstadt München und der Gemeinde Pullach. Für die Bewohner bringt das zum Teil erheblichen bürokratischen Aufwand mit sich - weil Umzüge innerhalb des Gebäudes teilweise auch als Umzüge von München nach Pullach oder umgekehrt gewertet werden.

Pflegewechsel ist gleich Wohnsitzwechsel

Erwin Baumeister lebt seit Mai 2012 in dem Heim an der Wolfratshauser Straße. "Wir mussten zweimal umziehen, weil wir jeweils den Pflegebereich gewechselt haben", sagt seine Tochter Isolde Horn. Für jeden Wechsel musste Horn den vermeintlichen Wohnsitzwechsel ihres Vaters anmelden, jeweils beim zuständigen Meldeamt: in Pullach oder im Kreisverwaltungsreferat München. Glücklicherweise haben sich im Domizil ansonsten keinerlei Komplikationen ergeben. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Heim", sagt Horn.

Das Pflegeheim wurde vor 13 Jahren gebaut, damals war es günstig, die beiden Grundstücke zu verbinden, auf denen heute die jeweiligen Gebäudeteile stehen. Der größere Teil des Heimes gehört zu Pullach. "Gang A ist in München, Gang B und C sind in Pullach", erläutert Uwe Weidlich von der Verwaltung des Pflegeheims. Ein Fall wie der von Erwin Baumeister ist nicht ungewöhnlich. "Wir haben uns damit abgefunden. Es kommt mehrmals im Jahr vor, dass Bewohner umziehen", sagt Uwe Weidlich.

Über eine Verschiebung der Grenzlinie wird nachgedacht

Das Heim informiert seine Bewohner und deren Angehörige vor jedem Einzug, wo diese sich anmelden müssen. Die Bewohner ziehen innerhalb des Hauses auch um, wenn sie sich beispielsweise mit ihren Zimmergenossen nicht verstehen. "Wir müssen erst einmal sehen, wie die Leute zusammen leben", sagt Weidlich. Die Bewohner nehmen zum Umzug ihre persönlichen Sachen mit, oft auch das Bett: "An das haben sie sich ja gewöhnt", sagt Weidlich.

Laut Weidlich ist das Prozedere zum Ummelden in Pullach schon vereinfacht worden. Zudem kooperieren die Standesämter von Pullach und München bereits und haben sich zum Beispiel in Bezug auf die Beurkundung von Sterbefällen abgestimmt. Diese werden generell in Pullach aufgenommen. Auch über eine Verschiebung der Grenzlinie wird nachgedacht.

"Eine Umgemeindung muss dem öffentlichen Wohl dienen und alle müssen einverstanden sein", sagt die Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Wenn die Stadt München ihr Grundstück abgäbe, wäre Pullach bereit, den kleineren Teil des Heims einzugemeinden. Zudem müsste der Landkreis München zustimmen, zu dem Pullach, nicht aber die Landeshauptstadt München gehört. Tausendfreund tendiert freilich dazu, die Problematik mit dem Ummelden anders zu lösen: "Wir schauen, dass wir einen anderen Weg finden. Einen unbürokratischen."

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