Personalie:Ein Mann von Geld

Pressekonferenz / Haus der Kunst gewinnt neuen Förderer, Alexander-Tutsek-Stiftung

Okwui Enwzor wird ein kaufmännischer Direktor mit Entscheidungsmacht auf Augenhöhe an die Seite gestellt. Bisher stand er allein in der Verantwortung bei der Geschäftsführung.

(Foto: Florian Peljak)

Haus der Kunst erhält zusätzlich einen kaufmännischen Direktor

Von Susanne Hermanski

Dem bisher alleinigen Direktor des Hauses der Kunst, Okwui Enwezor, wird ein zweiter Mann zur Seite gestellt, der sich künftig um die kaufmännischen Belange des Hauses kümmern soll. Enwezor bleibt weiter der Künstlerische Leiter des Hauses. Der Posten des neuen Kaufmännischen Direktors soll möglichst schnell, innerhalb der nächsten Wochen, besetzt werden, sobald ein geeigneter Kandidat gefunden ist. An dessen Auswahl ist das Kultusministerium direkt beteiligt. Ferner wird ein externes Unternehmen damit beauftragt, mittelfristig die gesamte Führungs-und Organisationsstruktur einschließlich des Personalwesens des Hauses der Kunst neu zu ordnen - auch um das Haus, das demnächst vor einer großen Renovierung steht, "zukunftsfähig" zu machen. Dies haben der Aufsichts- und Verwaltungsrat des Hauses der Kunst in ihren jüngsten Sitzungen beschlossen. Kultusminister Ludwig Spaenle, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, spricht von einem Plan für das "Haus der Kunst 2.0".

Die Maßnahmen sind nötig geworden, nachdem in den vergangenen Monaten in dem Ausstellungshaus verschiedene Missstände zutage getreten waren. Wie von der Süddeutschen Zeitung berichtet, arbeitete seit mehr als 20 Jahren ein Mann als Personalverwalter für das teilstaatliche Museum, der mutmaßlich Scientology angehört. Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet diese Organisation, die laut Bericht der Behörde "auf ein totalitäres Herrschaftssystem baut, das Gewalt und Willkürherrschaft einschließt". Der Personalverwalter, der als Freiberufler geführt worden war, obwohl er sämtliche Aufsichten und Kassenkräfte einteilte und Vertragsverhandlungen führte, klagt mittlerweile gegen seinen früheren Arbeitgeber. In dem Verfahren wird auch das Thema seiner möglichen Scheinselbständigkeit geklärt - was für die bisherige Geschäftsführung von strafrechtlicher Relevanz wäre.

Zudem befindet sich das Haus in finanzieller Schieflage. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass eine Vielzahl hoher offener Rechnungen existierten, die nicht beglichen werden konnten. Laut Kultusminister Spaenle will man sich nun "für die Neuaufstellung des Hauses der Kunst Beratung von allerhöchster Qualität holen". Die Berater sollen dann alle Aspekte in Betracht ziehen - auch die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die für das Haus der Kunst im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben worden war. Sie soll klären, inwieweit und mit welchem finanziellen Aufwand sich das Konzept "Renovate/Innovate" verwirklichen ließe. Der britische Architekt David Chipperfield hat es entwickelt, und dazu gehört die Bespielung des bisher kaum genutzten Westflügels. Würde es umgesetzt, würde das Haus der Kunst in Zukunft fast über doppelt soviel Fläche wie bisher verfügen. "Das müsste für den Personalbestand und den Etat natürlich Folgen haben", sagt Spaenle.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: