Perlach:Alles auf Anfang

Der Bau einer Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße verzögert sich. Die Lokalpolitiker beklagen Informationsdefizite

Von Hubert Grundner, Perlach

Ende Juni 2014 war die Nailastraße im Gewerbegebiet Perlach Süd erstmals als Standort einer Flüchtlingsunterkunft im Gespräch. Seitdem erlebte das Projekt mehrere Abänderungen und Verzögerungen. Wer sich heute über das Projekt auf muenchen.de, dem Internetportal der Stadt, informieren will, erfährt gleichwohl Erstaunliches: An der Nailastraße sollen 200 Bettplätze entstehen, die Inbetriebnahme der Gemeinschaftsunterkunft (GU) werde für das Ende des Jahres 2015 geplant. Und weiter: Die Baugenehmigung wurde Ende Juli 2014 erteilt, Baubeginn werde im Mai 2015 sein.

An dieser Auskunft ist so gut wie nichts mehr richtig. Sollte anfangs eine GU mit 275 Plätzen entstehen, so deckelte der Stadtrat später die Belegung auf 200 Personen. Zuletzt entschied man dann, aus der GU eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit einer Kapazität von 160 Betten zu machen. Tatsächlich wurde mit dem Bau nicht im Mai, sondern erst im Juli dieses Jahres begonnen - allerdings wurden die Arbeiten daran nur wenig später bereits wieder eingestellt. Die Gründe für anscheinend oft wochenlange Unterbrechungen waren dabei nicht recht ersichtlich. Auf der eigens zu dem Vorhaben eingerichteten Internetseite naila.neuperlach.de berichtet Guido Bucholtz (Grüne), der Beauftragte für Unterkunftsanlagen und Wohnen im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach, davon, dass er und auch der BA nur unzureichende oder widersprüchliche Aussagen über den Fortgang der Bautätigkeit erhielten. Mal seien es angebliche Probleme mit der Statik, dann wieder vermeintlich neue Einsprüche gegen das Projekt vor Gericht. Oder aber die beauftragte Firma sei nicht zuverlässig oder es gebe keine Bauteile mehr. Bucholtz' Fazit in seinem Eintrag vom 26. Oktober: Von der Stadt erfahre er in der Angelegenheit nichts.

Am 5. November fand schließlich an der Nailastraße ein Ortstermin der Anwohner mit Vertretern von Baureferat, Lokalbaukommission, Jugendamt und Bezirksausschuss statt. Dessen Ergebnis fasste Bucholtz so zusammen: Die Bautätigkeit wurde eingestellt, es muss neu ausgeschrieben werden, und es wird eine neue Firma beauftragt. Die Pläne für die Innenräume müssen überarbeitet werden.

Bucholtz zufolge sind daran auch hausgemachte Probleme schuld: So habe die Stadt den Anwohnern Pläne geschickt, in denen noch vom Bau einer GU mit 200 Plätzen ausgegangen wird. Dabei habe der Stadtrat bereits in diesem Sommer entschieden, dass dort eine Unterkunft für 160 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge entstehen soll. Was Bucholtz mit beißendem Spott quittiert: "Das hat sich wohl noch nicht bei allen Beteiligten innerhalb der Landeshauptstadt München herumgesprochen." Das Ende vom Lied: Schon wieder ergebe sich dadurch eine Verzögerung bei der Fertigstellung.

Bucholtz' Schilderung des Ortstermins und dessen Folgen werden von Baureferats-Sprecherin Dagmar Rümenapf bestätigt. Ihren Angaben zufolge hat die beauftragte Firma den Bau der Wohnanlage nicht termingerecht ausgeführt. Nachdem der Firma ergebnislos eine Frist gesetzt worden war, habe man den Auftrag daher gekündigt, um weitere Zeitverzögerungen zu verhindern. Gleichwohl lassen sich diese nicht vermeiden. "Das Baureferat wird den Auftrag unverzüglich neu vergeben. Sobald dies geschehen ist und die Witterung es zulässt, kann der Bau beginnen", erklärte Rümenapf. Die Anlage könne voraussichtlich im zweiten Quartal 2016 fertiggestellt werden.

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