Dinge, die wir nicht verstehen, ziehen uns oft magisch an. Die Dynamiken des Schwarmverhaltens sind ein besonders schillerndes Beispiel, weil die operierenden Mechanismen nicht nur komplex scheinen, sondern eben auch eine faszinierende Schönheit transportieren, die uns unmittelbar erreicht. Die Auseinandersetzung mit kollektiver Intelligenz und emergenten Phänomenen hat den Münchner Choreografen Moritz Ostruschnjak zu seiner neuesten Arbeit geführt.
Ausgehend von einem in den Achtzigerjahren entstandenen Computer-Simulationsprogramm für das Schwarmverhalten von Vögeln wird er eine Zukunftsvision alternativer Intelligenz entwerfen. Wie übertragen sich Signale oder gar Gefühle in Gruppen, wo liegt der Puls der Masse? Choreografisch geht es darum, aus simplen Regeln komplexes Verhalten zu generieren, das den Faktor Improvisation notwendigerweise mit einschließt.
Aus dem Spiel mit den Regeln und in Zusammenarbeit mit den fünf Tänzern entsteht das Bewegungsmaterial für ein Sci-Fi-assoziiertes Szenario. Das Musiker-Duo Günther Lause vertieft Ostruschnjaks Vision live durch technoide, rhythmisch reduzierte Klänge, flächigen Ambient, düster geräuschhafte Sound-Accessoires und zukunftsfroh geknüpfte Synthie-Teppiche.
Was für ein Schwarm wollen wir sein? Ostruschnjaks Arbeiten sind tänzerische Recherchen zu den Themen unserer Zeit, wie etwa unser Verhältnis zur Technologie, und wirken durch den angenehm ungeschliffenen Streetdance-Einschlag, ihre physische Präsenz und subtil humorvolle Momente jung und relevant.
Moritz Ostruschnjak: Boids, Donnerstag bis Samstag, 28. bis 30. September, 20.30 Uhr, Schwere Reiter, Dachauer Straße 114, mehr Infos hier.