Er war im Kino zu sehen, hatte sein eigenes Theaterstück, und natürlich tritt Erwin Pelzig regelmäßig im Fernsehen auf. Nur ins Kabarett hat sich Frank-Markus Barwassers Alter ego - "sobald ich Cordhut, Karohemd, Herrenhandtasche trage, bin ich er" - seit drei Jahren nicht mehr verirrt. "Pelzig stellt sich" heißt das neue Programm des Franken, und der Titel ist wörtlich zu verstehen: Der Anarcho-Biedermann stellt sich endlich wieder auf eine Bühne.
Für die München-Premiere ist es die des Lustspielhauses. Schon nach wenigen Minuten fühlen sich Barwasser/Pelzig dort wieder so heimisch, als hätten sie sich nie in "Die Anstalt" einweisen lassen. Ein kurzes München-Bashing als Einstieg, und schon sind auch die letzten im Saal für das knapp dreistündige Programm wachgerüttelt. Dieses ist eine Tour de Force mit dem "Endspurt um den Euro" als Zentralthema, flankiert von Überlegungen zum Wesen der Demokratie, zur Frage, was schon gerecht sei auf Erden und ob Gott und Allah miteinander reden würden.
Auch Pelzigs alte Kumpel, der bierselige Prolo Hartmut und der pseudointellektuelle Schwadroneur Dr. Göbel, mischen dabei wieder einmal kräftig mit. Was sich in den Jahren verändert hat? Das Triumvirat des diskursiven Irrsinns treibt jetzt auch im Netz sein Unwesen, Pelzig unter dem Nickname "Kabelklemme".
Dieser Pelzig ist ja nur auf den ersten Blick naiv. Im Grunde ist er einer der wenigen echten Philosophen im Kabarett-Zirkus. Wer außer ihm traut sich, ein ganzes Programm auf dem sozialpsychologischen Begriff der "Kognitiven Dissonanz" aufzubauen?
Da er den dialektischen Dreisprung aus These, Antithese und Synthese wie kein zweiter beherrscht, durchdenkt er Systeme wie das der Finanzwelt. Und nur weil er zudem ein großer Moralist ist, schwingt er auch mal den Holzhammer und verflucht diese "Scheiß-Dreckswelt".