Paulaner-Gelände:Wohnen, wo einst gebraut wurde

Paulaner-Gelände: Stadtteilpolitiker fordern eine "ansprechendere Lösung".

Stadtteilpolitiker fordern eine "ansprechendere Lösung".

(Foto: Simulation: Formstadt Architekte)
  • Auf dem 90 000 Quadratmeter großen ehemaligen Paulaner-Gelände sollen in den kommenden Jahren drei Gebäudeensembles entstehen.
  • Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen ist mit dem Entwurf der Bayerischen Hausbau nicht einverstanden.
  • Das Gremium fordert, die Gestaltung der Fassade zu überarbeiten.

Von Wolfgang Görl

Auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände an der Welfenstraße, wo sich einst zahllose Bierträger zu Plastikburgen stapelten, häufen Bagger hohe Kiesberge auf, alte Eisenbahnschwellen bilden bizarre Türme, eine Ramme bohrt sich in den Teerboden, Motoren röhren, es kracht und scheppert. Hier wird der Boden bereitet für eines der drei Gebäudeensemble, die auf den insgesamt 90 000 Quadratmeter großen Arealen der Brauerei in den kommenden Jahren entstehen.

Wie die lang gestreckten Fassaden an der Welfenstraße einmal aussehen werden, hat die Bayerische Hausbau, unter deren Ägide das Projekt läuft, in einer Simulation soeben publiziert - nicht gerade zur Freude der Mitglieder des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, denen der Anblick der bis zu sieben Stockwerke hohen Gebäude zu monoton ist. "Die Fassade entspricht nicht dem, was wir erwartet haben", sagt Heinz-Peter Meyer (SPD), der Vorsitzende des Planungsausschusses.

In einem Beschluss fordert das Gremium, die Gestaltung der Fassade zu überarbeiten, um eine "ansprechendere Lösung" zu finden. Von der angekündigten Vielfalt der Architektur sei nichts zu spüren. Bei der Bayerischen Hausbau stößt die negative Beurteilung auf Unverständnis.

Pressesprecherin Sabine Hagn entgegnet: "Die Kritik an der großflächig farblichen Zusammenstellung ist für uns nicht nachvollziehbar, da wir Abwechslung durch die Zweifarbigkeit in Grün und Aubergine schaffen und diese durch weiße Bänder nochmals abheben - angelehnt an den ebenfalls flächig in Rot gehaltenen Weilerblock." Die Fassade an der Welfenstraße sei "im Hinblick auf die architektonische Handschrift, die Materialität, als auch die Farbwahl alles andere als monoton".

Wer nun recht hat, können die Bürger am 26. Oktober im Pfarrsaal Mariahilf selbst erkunden: Um 19 Uhr informiert das Immobilienunternehmen über den Stand der Planung für die Teilareale an der Welfen-, Reger- und der Falkenstraße. Neben Andreas Uhmann, dem Leitenden Baudirektor im Stadtplanungsreferat, wird Jürgen Büllesbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau, die Pläne erläutern.

Das Bauvorhaben auf den Grundstücken um den Nockherberg haben Stadt und Investor mit etlichen Informationsveranstaltungen und einem Workshop begleitet, um den Bürgern Gelegenheit zur Mitsprache zu geben. Es ist eines der größten Bauprojekte im inneren Bereich der Stadt. Auf den drei Arealen im Stadtteil Au errichtet das Immobilienunternehmen rund 1500 Wohnungen für Familien, Paare und Singles.

2019 sollen die ersten Bewohner einziehen

Etwa 3500 Menschen sollen dort ein neues Zuhause finden, wo jahrhundertelang Paulaner-Bier gebraut wurde. Das Gelände war frei geworden, weil die Paulaner-Brauerei nach Langwied gezogen ist. Die Ursprünge der Braustätte in der Au reichen bis ins 17. Jahrhunderts zurück, in dem die Paulaner-Mönche des Klosters Neudeck begannen, "zur eigenen Hausnotdurft" und nicht zuletzt zur physischen und seelischen Stärkung während der entbehrungsreichen Fastenzeit ein kräftiges Bier zu brauen, das mit der Zeit auch seinen Weg zu den städtischen Trinkern fand.

Ob das neue Viertel den Münchnern genauso zusagt wie das Salvatorbier, steht noch in den Sternen. Bei der Bayerischen Hausbau ist man jedenfalls der Meinung, alles für eine ansprechende Architektur getan zu haben. Um Monotonie zu vermeiden, habe man für die Gebäude an der Welfen-, Reger- und Falkenstraße verschiedene Architekturbüros beauftragt.

So zeichne sich etwa der am weitesten gediehene Entwurf durch gewölbte, vorspringende Regelgeschosse und eine "lebhafte Dachlandschaft" aus. Die Planer betrachten den Neubau "als Antwort auf den gegenüberliegenden historischen Weilerblock".

Noch aber bestimmen Abbruchfahrzeuge das Geschehen auf dem Areal. Voraussichtlich im Jahr 2019 können die ersten Bewohner in die Gebäude an der Welfen- und Falkenstraße einziehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: