Paulaner-Gelände am Nockherberg:Es wird eng in der Au

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  • Auf dem insgesamt zehn Hektar großen Gelände der Paulaner-Brauerei am Nochkerberg sollen 1500 Wohnungen für 3500 Menschen entstehen. Das sind 500 Bewohner mehr als geplant.
  • Die Stadt rechtfertigt diese Ausnahme mit der Wohnungsnot in München.
  • Mit dem Abriss der Brauerei-Gebäude wird voraussichtlich 2016 begonnen.

Von Thomas Anlauf

Nur noch eine Fassade ist vom historischen Zacherlbau übrig. Dahinter geht der Blick über eine riesige Baugrube auf die Biertanks und den Siloturm der Paulaner-Brauerei in der Unteren Au. Das Unternehmen, das seit 1634 am Münchner Nockherberg zu Hause ist, befindet sich mitten im Umzug. An der Ohlmüllerstraße entsteht in den kommenden Monaten das künftige Verwaltungsgebäude der Brauerei, dann kann mit dem Abriss der bisherigen Verwaltung, dem schwarzen Haus an der Hochstraße, begonnen werden. Nun liegt auch der konkrete Bebauungsplanentwurf für das zehn Hektar große Gebiet in der Oberen und Unteren Au vor, der an diesem Mittwoch im Bezirksausschuss Au-Haidhausen vorgestellt wird. Schon jetzt ist sicher: Das Großprojekt wird das Viertel nachhaltig verändern.

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1500 Wohnungen für etwa 3500 Menschen werden in den drei Teilgebieten an der Falken-, der Reger- und der Welfenstraße entstehen. Das sind 500 Bewohner mehr, als das Planungsreferat zuletzt vorgesehen hatte. Selbst die Bauherrin, die Bayerische Hausbau, wirbt auf ihrer Homepage noch damit, dass in dem Neubaugebiet 3000 Menschen ein neues Zuhause finden. Das Projekt überschreitet die Obergrenze der gültigen Bebauungsdichte für ein Allgemeines Wohngebiet. Das Planungsreferat begründet "die hohe städtebauliche Dichte" damit, dass "der Bedarf an neuem Wohnraum in München in den letzten Jahren bisher nicht ausreichend gedeckt werden" konnte. Die drei neuen Wohngebiete am Nockherberg leisteten "einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Wohnungssituation", heißt es im 142 Seiten dicken Entwurf für das Areal.

Mehr Bewohner bedeuten auch mehr Verkehr

3500 Menschen also werden in drei Jahren die Wohnblöcke beziehen können. Das bedeutet mehr Verkehr für das Stadtviertel. Die Verkehrsplaner rechnen in einer aktuellen Prognose mit 3100 Kraftfahrzeugen täglich, zusätzlich zum jetzigen Verkehrsaufkommen. Das sind nicht nur die künftigen Anwohner, sondern auch Besucher, Geschäftsleute sowie Kunden von Geschäften, Gaststätten und Arztpraxen. Nach dem Umzug von Paulaner nach Langwied wird hingegen der Schwerlastverkehr abnehmen. Bislang rollen täglich bis zu 510 Lkw, darunter auch viele 40-Tonner, durch die Au, die Verkehrsplaner rechnen künftig mit 210 Lastern pro Tag, die das Gebiet mit Waren versorgen werden.

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Das Verkehrskonzept, das vom Planungsreferat mit der Bayerischen Hausbau als Bauherrin sowie den Architekten abgestimmt worden ist, sieht mehrere Tiefgaragen vor. Eine soll unter dem Wohn- und Geschäftsblock an der Falkenstraße entstehen, auch für die 200 Verwaltungsmitarbeiter von Paulaner wird es unterirdische Stellplätze an der Ohlmüllerstraße geben. Auch an der Welfenstraße werden Tiefgaragenplätze entstehen. Und für die Wohnblocks zwischen Reger- und Hochstraße werden zweigeschossige Garagen für Anwohner, Besucher und Gäste der Paulaner-Gaststätte gebaut. Ein zusätzlicher Besuchermagnet des Viertels könnte eine "Brauerei-Erlebniswelt" werden. Wie diese genau aussehen soll, ist noch nicht klar. Fest steht, dass die historische Linde-Eismaschine erhalten bleibt und womöglich in das Erlebniswelt-Konzept ebenso eingebaut wird wie eine Mikrobrauerei.

Der kontaminierte Boden muss ausgehoben werden

Mit dem Abriss der Brauerei-Gebäude wird voraussichtlich 2016 begonnen. Dann muss zunächst der kontaminierte Boden ausgehoben werden. Untersuchungen hätten laut Planungsreferat "partiell erhebliche Schadstoffbelastungen" ergeben, die "zum Teil deutlich" über gesetzlichen Richtwerten liegen würden. Dabei handelt es sich offenbar vor allem um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, wie sie in alten Teerbelägen vorkommen, sowie Mineralölkohlenwasserstoffe, die in Benzin- und Dieselkraftstoff enthalten sind.

Auch andere Umweltbelange müssen berücksichtigt werden. So wurden in den Baugebieten unter anderem Wanderfalken, Mauersegler und Haussperlinge entdeckt. Ein Wanderfalke brütete eine Zeitlang in einem Nistkasten am Brauerei-Schornstein. Der auf der Roten Liste stehende Greifvogel wurde jedoch seit zwei Jahren nicht mehr beim Brüten gesehen. Der Schornstein wird abgerissen.

© SZ vom 04.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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