Paten für Bürgerentscheid zum Flughafen München:Eine Stimme für die Anwohner

Beim Bürgerentscheid zum Ausbau des Flughafens dürfen nur die Münchner abstimmen - und nicht die Bewohner der Airport-Region, die später mit den Folgen leben müssen. Eine Internet-Initiative will das ändern.

Franziska Gerlach

Münchens dritter Bürgermeister Hep Monatzeder hat am Mittwoch seine Hand darauf gegeben, es für Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zu tun. Der Münchner Hans Leo Bader macht es mit Andrea Stang aus Petershausen. Beide haben sich für eine Patenschaft gefunden, die Münchner auf der Internetseite www.meine-muenchner-stimme.de für Bürger aus der Flughafen-Region übernehmen können. Denn nur wer in der Landeshauptstadt wohnt, darf abstimmen, wenn es beim Bürgerentscheid am 17. Juni um den Bau der dritten Startbahn geht.

Paten für Bürgerentscheid zum Flughafen München: Tobias Eschenbacher (l.) ist Oberbürgermeister, Hep Monatzeder nur Dritter Bürgermeister. Aber er darf abstimmen. Und will es in Sinne des Freisingers tun.

Tobias Eschenbacher (l.) ist Oberbürgermeister, Hep Monatzeder nur Dritter Bürgermeister. Aber er darf abstimmen. Und will es in Sinne des Freisingers tun.

(Foto: Stephan Rumpf)

Andrea Stang ist froh, dass Hans Leo Bader dann sein Kreuzchen in ihrem Sinne setzt. Der Lärm der Flugzeuge stört sie jetzt schon. Wie das werden soll, wenn eine dritte Startbahn im Erdinger Moos tatsächlich gebaut wird, mag sie sich gar nicht ausmalen. Besonders erbost ist Stang darüber, dass betroffene Bürger mundtot gemacht würden, während die Gegenseite eine professionelle Werbekampagne betreibe.

Die Idee zur Aktion "Meine Münchner Stimme" hatten Aktivisten aus Fahrenzhausen im Kreis Freising. Ähnlich einer Kontaktbörse können sich Umlandbürger, die nicht abstimmen dürfen, dort einen Paten im Münchner Stadtgebiet suchen, der für sie votiert. Auf diese Weise haben sich bislang etwas mehr als 1000 Paare gefunden.

Hartmut Binner, Sprecher des Aktionsbündnisses Aufgemuckt, wertet das als Riesenerfolg. "Die Ausbau-Befürworter haben zwar mehr Geld", sagt Binner, "aber das kompensieren wir mit Leidenschaft." Ein Aktionspaket mit Postkarten, Plakaten und Mund-zu-Mund-Propaganda hat die Initiative in Fahrt gebracht. Am kommenden Montag und Dienstag sollen an allen S-Bahn-Endhaltestellen abermals Leute angesprochen werden.

Zwei, die sich über "Meine Münchner Stimme" bereits gefunden haben, sind Christiane Gerken aus München und Christian Penker aus Freising. "Ich bin ganz klar gegen die dritte Startbahn", begründet Gerken ihr Engagement. "Das muss einfach nicht sein, dass die Landschaft derart zugepflastert wird."

Für Penker hat sie sich entschieden, weil sie seinen Kommentar zum Paten-Gesuch, einen Aufruf zum Naturschutz, so schön fand. Hans Leo Bader ist eher zufällig auf die Online-Plattform gestoßen. "Ich habe Frau Stang angeklickt, weil sie aus Petershausen kommt - da habe ich viele Freunde." Persönlich begegnen werden sich Stang und Bader vermutlich nie. Was er ihr sagen würde? "Na, dass es hoffentlich klappt mit dem Nein."

Monika Riesch aus dem Freisinger Stadtteil Attaching, der von der dritten Bahn besonders schwer betroffen wäre, ist da recht zuversichtlich. Für sie und ihren älteren Sohn Leander hat sich bereits ein Pate gemeldet. "Jetzt braucht nur noch mein Sohn Maximilian jemanden." Der Zweijährige tobt gern im Garten - ein Vergnügen, das der Bau der Startbahn jäh beenden würde.

Um ihre Verwandten im Münchner Stadtgebiet zur Stimmabgabe zu animieren, verschickt Riesch Karten mit Fotos von den Kindern. "Tu's für uns" steht darauf. Vielleicht überzeugt das die Rieschens aus der Landeshauptstadt, Pate für einen der zahllosen Erdinger oder Freisinger Bürger zu werden, die bis dato keine Münchner Stimme haben. Bis zum 17. Juni bleiben noch neun Tage.

Damit künftig auch Nichtmünchner beim Flughafen mitreden können, will die Linken-Stadträtin Brigitte Wolf nun erreichen, dass auch die Anrainer-Kommunen Gesellschafter des Flughafens werden können - mit den gleichen Rechten und Pflichten wie die bisherigen drei: Bund, Freistaat und Landeshauptstadt. Das hieße, dass sie bei Projekten wie der dritten Bahn über ein Veto verfügten. Das sei für eine "regionalverträgliche Steuerung" der Flughafen-Entwicklung unerlässlich, begründet Wolf ihren Stadtratsantrag.

Alle wichtigen Fragen und Antworten zum Bürgerentscheid finden Sie hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: