Passionstheater in Oberammergau:Oberbayerische Schiffstaufe

Passionstheater in Oberammergau: Mann am Steuer: Der ungarische Opernsänger Gábor Bretz (oben) singt in der Oberammergauer Inszenierung des "Fliegenden Holländers" die Titelrolle.

Mann am Steuer: Der ungarische Opernsänger Gábor Bretz (oben) singt in der Oberammergauer Inszenierung des "Fliegenden Holländers" die Titelrolle.

(Foto: Andy Stückl)

Zum Auftakt des Passionstheaters in Oberammergau inszeniert Christian Stückl "Der Fliegende Holländer". Dafür macht er sich erstmals mit Richard Wagners Werk vertraut.

Von Yvonne Poppek

Das Verhältnis von Christian Stückl zu den Opern von Richard Wagner darf man getrost als nicht besonders innig beschreiben. "Ich glaube, ich habe Wagner noch nie auf der Bühne gesehen", sagt der Spielleiter des Passionstheaters Oberammergau. Und: "Ich habe immer gedacht, Wagner ist total schwer. Aber er ist ziemlich eingängig, zumindest sein Fliegender Holländer."

Dass dem so ist, ist für Stückl ein Glücksfall. Denn für diesen Sommer hat er sich vorgenommen, den "Fliegenden Holländer" auf der Freilichtbühne in Oberammergau zu inszenieren. Den ersten Wagner, den er auf der Bühne sieht, ist also sein eigener. So geht es auch.

"Der Fliegende Holländer" wurde 1843 in Dresden uraufgeführt - mit mäßigem Erfolg. Dennoch maß Wagner der romantischen Oper große Bedeutung bei. In gereimten Jamben erzählt er darin von dem Seefahrer, der dazu verdammt ist, als Untoter mit einem Geisterschiff über die Meere zu segeln, bis die Liebe einer Frau ihn erlöst.

Dass die Wahl in Oberammergau auf den "Holländer" fiel, habe pragmatische Gründe, sagt Stückl. Die Lust auf Musiktheater sei nach dem Erfolg von "Nabucco" groß, weshalb eine weitere bekannte Oper mit großen Chorszenen auf die Bühne sollte. Der "Holländer" erfüllt diese Kriterien: populärer Titel, großer Chor. Alle 180 Laien-Chorsänger kann Stückl so auf der Freilichtbühne auftreten lassen.

Die Hauptrollen werden indes von Profis gesungen: Gábor Bretz übernimmt die Titelrolle, Liene Kinča die der Senta. Die neue Philharmonie München wird von Ainars Rubikis dirigiert, dem designierten Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin. Um Bühne und Kostüme kümmert sich in bewährter Manier Stefan Hageneier.

Der werde sogar ein Schiff auf die Bühne stellen, sagt Stückl. Denn reduziert und abstrakt werde seine Inszenierung nicht. Vielmehr tauche er hinein in Wagners Märchenwelt. Jedem Anfang wohnt eben ein Zauber inne.

Der fliegende Holländer, Premiere: Freitag, 30, Juni, 20 Uhr, Passionstheater Oberammergau, 08822/94588

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