Pasing/Obermenzing:Vier Stunden sind zu wenig

Neubaugebiet in Pasing, 2017

Wachstum garantiert: Im Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee entstehen Wohnungen für mehr als 5000 Menschen im Münchner Westen.

(Foto: Robert Haas)

Die Lokalpolitiker stellen das Sport-Konzept für die Grundschule an der Paul-Gerhardt-Allee in Frage. Sie sehen die Vereinsinteressen nicht ausreichend berücksichtigt und fordern ausgedehnte Kontingente

Von Johannes Korsche, Pasing/Obermenzing

Ursprünglich wollten die Lokalpolitiker im Münchner Westen die Planungen für die neue Grundschule an der Paul-Gerhardt-Allee beschleunigen, mit einem interfraktionellen Antrag in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Pasing-Obermenzing fordern sie nun eine "komplette, gegebenenfalls auch zeitschädliche Überplanung". Hintergrund ist, dass sie seit einer Sondersitzung des Unterausschusses Planung erste Details zum Neubau der Grundschule an der Paul-Gerhardt-Allee kennen. Wenngleich die endgültige Projektgenehmigung noch ausstehe, wie das Baureferat mitteilt, soll es in den kommenden Wochen soweit sein. Nichtsdestotrotz wünschen sich die Pasinger BA-Mitglieder vor allem bei den Sportflächen Nachbesserungen. Sie fordern unter anderem, dass diese Flächen länger als momentan vorgesehen für Sportvereine zugänglich sein sollen.

Mit dem Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee entstehen Wohnungen für mehr als 5000 Menschen im Münchner Westen. Um auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren, braucht es deswegen zusätzlich zur Osel- und Grandlschule eine sechszügige Grundschule. Das neue Schulgebäude soll viergeschossig sein, mit einer Mensa im Erdgeschoss, die als Versammlungsraum bis zu 300 Menschen Platz bietet. Die Klassenzimmer kommen in den oberen drei Geschossen unter. Zusätzlich entsteht eine Dreifachturnhalle, deren Tribüne alleine schon 150 Zuschauer fassen soll.

Die Klassenzimmer sind nach dem "Lernhauskonzept" angeordnet, was bedeutet, dass sich vier Klassenzimmer einen gemeinsamen Multifunktionsraum in ihrer Mitte teilen. Konkret sollen in jedem Stockwerk zwei dieser Lernhäuser einziehen, pro Klassenzimmer etwa 25 Schüler. Dazu kommen je zwei Inklusionsräume, zwei Ganztagsräume und ein Raum für die Lehrer. Im Freien sind Sportflächen geplant: ein Rasenplatz und ein "Allwetterplatz" für den Sportunterricht und eingeschränkt auch für den Vereinsport.

An diesem Punkt stößt das vorgelegte Konzept auf die Kritik der Stadtteilpolitiker. Denn das sieht vor, dass Sportvereine maximal vier Stunden pro Tag auf die Sportanlage können. Zu wenig, finden die Pasinger Bürgervertreter. Sie wünschen sich, dass die Flächen "möglichst zeitlich unbegrenzt außerhalb der Schulsportzeiten dem Vereinssport zur Verfügung stehen". Zudem wünschen sie sich, dass die Sportflächen "ganzjährig sowie am Abend" offen sind. Konkret schlagen sie daher vor, einen Kunstrasenplatz samt Fluchtlichtanlage zu bauen. Außerdem wünschen sie sich "bauliche Vorkehrungen gegen mögliche Konflikte mit der Nachbarschaft".

Wie diese Vorkehrungen aussehen könnten, ist allerdings unklar. Eine Lärmschutzwand jedenfalls würde laut dem Referat für Bildung und Sport (RBS) "keine relevante Lärmreduktion" für die umliegenden Wohnhäuser bringen. Das hängt mit der Höhe dieser bis zu 29 Meter hohen Häuser zusammen. Gerade die oberen Stockwerke hätten von einer Lärmschutzwand daher nichts, auch wenn der Bau einer sechs Meter hohen Wand grundsätzlich zulässig wäre, teilt das RBS mit. Nicht fehlendes Licht verhindere zudem die Abendnutzung der Sportflächen, sondern die Lärmschutzvorgaben. Ein Kunstrasenplatz samt Fluchtlichtanlage hebe die Einschränkungen daher nicht auf, argumentiert das Referat. Zudem betont die Behörde, dass die Freisportanlagen vor allem errichtet werden, "um den schulischen Sportbedarf zu decken".

Mit ihren Vorschlägen nehmen die BA-Mitglieder eine Verzögerung der Schuleröffnung ausdrücklich in Kauf, wenn so die "im Raum stehenden Nutzungseinschränkungen" ausgeräumt werden könnten, heißt es in ihrem Antrag. Viel Zeit für eine Umplanung bleibt nicht mehr. Mit "Schwinde Architekten" ist bereits ein Münchner Architekturbüro gefunden, das unter anderem bereits die Berufliche Oberschule in Unterschleißheim und den Erweiterungsbau der Europäischen Schule in Neuperlach entworfen hat. Im Frühjahr 2019 sind derzeit erste Vorabmaßnahmen geplant, so dass der eigentliche Bau im Sommer beginnen könnte. Geht alles nach Plan, werden die ersten Schüler im September 2021 in die neue Schule gehen. So lange werden die Kinder, die künftig im Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee wohnen, an die Oselschule geschickt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: