München:Ein klares Signal

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Die Wirtschaftsschule, die derzeit an der Institutstraße in Pasing untergebracht ist, soll nach Sendling in einen Neubau an der Meindlstraße umziehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing begrüßt die städtische Standortwahl für Unterkünfte und unterstützt die Initiative, die sich um die Integration der Flüchtlinge kümmern will

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Obermenzing

In wenigen Wochen werden auch in Pasing und Obermenzing neue Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Am Dienstagabend wurden im Bezirksausschuss (BA) Details bekannt. Und es sieht so aus, als sei man darauf vorbereitet, die Menschen gut aufzunehmen. Eine Helfer-Initiative hat sich bereits gegründet. Von BA-Chef Romanus Scholz (Grüne) kamen Informationen zu den Standorten: In die Wirtschaftsschule an der Institutstraße vis -à -vis der Polizeiinspektion werden Anfang November circa 120 unbegleitete Jugendliche einziehen. Gegenüber dem ehemaligen Wertstoffhof an der Lochhausener Straße sollen vom 6. November an ebenfalls etwa 120 Immigranten in sogenannten Leichtbauhallen unterkommen. Neben der Unterkunft für Wohnungslose an der Planegger Straße 125 wird bis 30. November Platz für 90 Flüchtlinge geschaffen. Reaktiviert wird der Dreilingsweg 14, wo viele Jahre Asylsuchende in Containern untergebracht waren. Von April 2016 an sollen dort Wohnungslose und Flüchtlinge leben.

Die Unterkunft an der Lochhausener Straße wird in Sichtweite zum ehemaligen "braunen Haus" an der Carl-Hanser-Straße liegen, das bis 2014 ein Treff von Rechtsextremisten war. Graciela de Cammerer glaubt nicht, dass mit dem Auszug der Bewohner die Neonazi-Szene aus Obermenzing verschwunden ist. Die gebürtige Argentinierin, die den SPD-Ortsverein in Obermenzing leitet und im BA für die Themen Jugend und Soziales zuständig ist, hat einen überparteilichen Helferkreis organisiert. Die Gruppe werde eng mit den kommunalen Stellen zusammenarbeiten, sagt sie. Mit dabei seien sehr erfahrene Leute: Da ist Christel Dill, Mitglied im Kuratorium von Regsam, dem Regionalen Netzwerk für Soziale Arbeit, sie hat zudem 31 Jahre im Sozialreferat gearbeitet. Auch auf das Knowhow von Erika Überreiter, langjährige Beauftragte für bürgerschaftliches Engagement im Münchner Westen, kann sie zählen. Die Grundschullehrerin Katrin Heiniger will ihre Erfahrungen in der Hausaufgabenbetreuung von Migrantenkindern einbringen.

Bislang hat die Obermenzinger Flüchtlingsinitiative zehn Mitglieder. "Ehrenamt ist wunderbar, aber es muss vernünftig organisiert und langfristig ausgerichtet sein", sagt de Cammerer. Man werde sich deshalb die freiwilligen Helfer genau ansehen und ein polizeiliches Führungszeugnis verlangen. "Wir wollen nicht, dass sich Neonazis, Pädophile oder Salafisten in die Unterkunft einschleichen", begründet sie diese Vorsichtsmaßnahme. Interessierte können sich bei ihr per E-Mail melden unter graciela_de_cammerer@hotmail.com.

Im Helferkreis dabei ist auch ÖDP-Stadträtin Sonja Haider. Für ihre Fraktion hat sie am Dienstag im Bezirksausschuss den Antrag gestellt, den aufgelassenen Wertstoffhof an der Lochhausener Straße temporär als Sportfläche zur Verfügung zu stellen. Das Gelände sei teilweise asphaltiert. Flüchtlinge und Anwohner gemeinsam könnten es mit städtischer Unterstützung herrichten, Fußballtore aufstellen, Basketballkörbe anbringen.

Die Flüchtlinge, die in der Wirtschaftsschule unterkommen (sie steht nach den Herbstferien leer), könnten von einem Objekt in der Nähe profitieren. Es geht um die sogenannte Pappschachtel, jene Ladenzeile am Pasinger Marienplatz, die ebenso wie die Wirtschaftsschule in den nächsten Jahren einem Neubau weichen wird. Die SPD-Fraktion hat beantragt, dass die Stadt ein Konzept für eine kulturelle und oder soziale Zwischennutzung angeht. Nach Ansicht der SPD könnte man in dem Gebäude Projekte für die unbegleiteten Jugendlichen anbieten. Auch das Stadtteilmanagement um Joachim Vossen unterstützt diese Idee.

Alle Beschlüsse zur Flüchtlingshilfe fielen am Dienstag im BA einstimmig. Angesichts der Notlage der ankommenden Menschen müsse man zusammenstehen. Eindeutig war deshalb das Signal an die Anwohner der Oberen Mühlstraße, die gegebenenfalls gerichtlich gegen eine geplante Unterkunft für unbegleitete Minderjährige vorgehen wollen: Der BA Pasing-Obermenzing hat keine Einwände gegen das Projekt.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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