Pasinger Bibliotheksleiterin:Gemütlich schmökern

Pasinger Bibliotheksleiterin: Pasing liest: Elisabeth Pittrich und ihr Team in der Leseecke der Biblothek an der Bäckerstraße.

Pasing liest: Elisabeth Pittrich und ihr Team in der Leseecke der Biblothek an der Bäckerstraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadtbibliothek ist heuer 40 Jahre alt geworden. Ihre Kunden, gut 1600 am Tag, wünschen sich mehr Ruhebereiche und ein Café. "Wir sind da dran", verspricht Elisabeth Pittrich

Interview von Jutta Czeguhn, Pasing

Die Bücherei in der Pasinger Bäckerstraße: Schon vor 10 Uhr warten dort Kunden, dass sich die Glastür öffnet. Manche kommen auch nur in den Vorraum, um ihre Bücher abzugeben, der 24-Stunden-Service kennt schließlich keine Öffnungszeiten. 40 Jahre ist diese Filiale der Münchner Stadtbibliothek in diesem Herbst geworden. 400 000 Besucher hat sie im Jahr, auf einen Öffnungstag heruntergerechnet sind das etwa 1600 Menschen. Das freut Elisabeth Pittrich, die Leiterin der Bibliothek, die kürzlich zum Jubiläum das Pasinger Lesepublikum befragt hat. Ein Gespräch über das Lesen, neue Leseerfahrungen und die Zukunft von Bibliotheken wie der Pasinger.

SZ: Können Sie sich an Ihre ersten Bibliotheksbesuche erinnern?

Elisabeth Pittrich: Ganz gut sogar. Das war im alten Arzthaus in Planegg, dort haben die Böden noch geknarzt, und der Karl May war in einer Fensternische untergebracht.

Ihr erstes Buch?

Ein Bilderbuch über einen Ameisenbau, das hat mich unheimlich fasziniert.

Gibt es eine prägende Leseerfahrung?

Vor allem die Stunden, die unsere Mutter mit uns verbracht hat. Das war damals eines der Highlights in der Vorweihnachtszeit, wenn sie dann da saß und uns Märchen vorgelesen hat. All die Geschichten, die da im Kopf entstehen.

Es heißt, Kinder werden vor allem dann zu begeisterten Lesern, wenn ihnen zuhause viel vorgelesen wurde. Das scheint immer weniger der Fall zu sein.

Es gibt immer noch viele Familien, in denen vorgelesen wird, aber die Zeit der Eltern ist heute wesentlich begrenzter.

Wie war Ihr Weg von der knarzenden Planegger Bücherei in die Stadtbibliothek Pasing, in der die Kunden digitale Medien nutzen?

Ich habe nach dem Abitur an der Fachhochschule für Bibliothekswesen in Stuttgart studiert. Das war ein dreijähriges Studium mit verschiedenen Praktika in verschiedenen Bibliothekskategorien. Das schloss ich dann als Diplom-Bibliothekarin ab.

Warum wollten Sie diesen Beruf ergreifen?

Bücher haben mich immer sehr fasziniert. Aber was im Studium und während der Praxis-Seminare sehr stark für mich herausgekommen ist, ist die Vermittlung an die Kunden. Das öffentliche Bibliothekswesen, im Gegensatz zum wissenschaftlichen, das war für mich eine wichtige Entscheidung.

Was war Ihr Eindruck von der Pasinger Bibliothek und dem Lesepublikum, als Sie hier die Leitung übernommen haben?

Das Pasinger Publikum ist in gewisser Weise anspruchsvoll, das ist mir bei meinem Wechsel hierher aufgefallen. Begonnen habe ich in der Stadtbibliothek im Westend, die gehört zu den kleineren; dann war ich in Moosach, eine mittlere Bibliothek mit etwa 45 000 Medieneinheiten, hier in Pasing sind wir bei knapp 60 000.

Zum Jubiläum haben Sie Ihr Publikum befragt. Was wünscht es sich?

Viele wünschen sich noch mehr Aufenthaltsqualität; einerseits mehr Ruhebereiche, aber auch ein Café.

Wie stehen da die Chancen?

Wir bieten schon heute einen Kaffeeautomaten an. Ein Café wäre sicher ideal, aber da bräuchten wir jemanden, der es betreut und einen gesonderten Ort. Eine Problematik ist auch unser offenes Treppenhaus, das ist sehr schalldurchlässig, da ist Ruhe manchmal schwer herzustellen. Aber wir sind da dran. Was wir nun leisten müssen, ist, weitere Platzangebote zu schaffen, unsere Lesesessel und Computer-Arbeitsplätze werden schon heute stark genutzt.

Der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität zeigt auch, dass sich die Ansprüche an eine Bibliothek verändern.

Der Buchmarkt verändert sich, hat ein zusätzliches Standbein mit den elektronischen Büchern. Wir haben da als Bibliothekssystem reagiert und bieten das auch an, wir merken ein großes Interesse an der Online-Ausleihe. Auch holen sich unsere Kunden ihre Erstinfos mehr und mehr im Internet, Bibliotheken müssen also nicht mehr so viele Lexika bereithalten. Viele Filme und Musik werden gestreamt. In dem Bereich wird unser Angebot also nicht mehr so stark genutzt. Dadurch verändert sich viel, auch Zahlen.

Gibt es sinkende Kundenzahlen?

Nein, die steigen, wir haben 400 000 Besucher im Jahr, heruntergerechnet sind das etwa 1600 Menschen an einem Öffnungstag. Auch auf die Samstagöffnung von 10 bis 15 Uhr haben wir viele positive Rückmeldungen; anfangs hatten wir da 600 Kunden, inzwischen kommen samstags durchschnittlich knapp 1000.

Welche Angebote macht die Pasinger Stadtbibliothek Geflüchteten, die in der Sprache noch heimisch werden müssen?

Seit 2016 sind wir auch eine Stelle für die Organisation "Asyl plus", die digitale Deutschlernprogramme anbietet. Jeden Donnerstag, 14.30 Uhr, haben wir einen Lerntreff im Haus, der von Ehrenamtlichen betreut wird und offen für alle ist. Zudem bieten wir zweisprachige Bücher für Kinder, in Arabisch, Farsi oder Türkisch.

Was liest jemand, der den ganzen Tag von Büchern umgeben ist, privat?

Gerade habe ich mir Juli Zehs "Unterleuten" vorgenommen, da hatte ich bis jetzt nur reingelesen. Auch Krimis lese ich gern, die von Martin Walker etwa, die im französischen Perigord spielen. Da bin ich breitgestreut, nur eine Thriller-Leserin bin ich nicht, es muss nicht zu spannend werden.

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