Pasing/Allach:Lehrpfad für die Lebensader

Pasing/Allach: Besonderer Blick: Per GPS-Ortung können sich Würm-Wanderer bald Infos zum Fluss auf dem Smartphone anzeigen lassen. Die neue App soll auch Audio- und Video-Daten zu bestimmten Orten bereithalten.

Besonderer Blick: Per GPS-Ortung können sich Würm-Wanderer bald Infos zum Fluss auf dem Smartphone anzeigen lassen. Die neue App soll auch Audio- und Video-Daten zu bestimmten Orten bereithalten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Würm ist, neben der Isar, Münchens zweiter bedeutender Fluss. Doch Spaziergänger erfahren dazu kaum etwas. Die "Würm-App" soll das nun ändern: 40 000 Euro will die Stadt in den digitalen Wanderführer investieren

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Allach

Menschen, die beim Spaziergang längst der Würm auf ihr Smartphon starren, statt den wunderschönen Naturstimmungen dort Beachtung zu schenken, gibt es schon heute genug. In Zukunft könnten es noch mehr werden. Diese werden dann allerdings nicht damit beschäftigt sein, WhatsApp-Botschaften zu checken oder ihr Facebook-Profil upzudaten. Sie werden gelehrig wandern auf dem virtuellen Würm-Lehrpfad zwischen Pasing und Allach, den die Landeshauptstadt einführen will.

Eine App auf den mobilen Endgeräten kündigt dem interaktiven Würm-Wanderer zum Beispiel über GPS-Ortung an, dass er sich in der Nähe einer Themenstation befindet. Wer nichts dagegen hat, seine Geodaten preiszugeben, bei dem öffnet sich auf dem Display dann ein Fenster und das versorgt ihn mit wissenswerten Text- und Bildinformationen zum besonderen Ort am Fluss, den er nun gleich passieren wird. An den Stationen selbst können jeweils zusätzlich Audio- und Videodateien abgerufen werden.

Bislang gibt es für Spaziergänger entlang der Würm, immerhin Münchens zweitem bedeutenden Fluss neben der Isar, nur wenige Informationen. Die Idee, einen digitalen Lehrpfad für die zehn Kilometer Flusslauf zwischen Pasing und Allach anzubieten, stammt von der SPD-Stadtratsfraktion. Diese hatte im August 2016 den Antrag "Internetauftritt Würm und Würmlehrpfad" im Gremium eingebracht. Im Mai 2017 folgte ein CSU-Antrag, die 1985 von der Stadt herausgegebenen Umweltwanderkarten für Radler und Wanderer neu aufzulegen, auch als App. Der Umweltausschuss des Stadtrats sah nun inhaltliche Parallelen zwischen beiden Anträgen und will den Internet-Auftritt "Würmlehrpfad" jetzt als Pilotprojekt auf den Weg bringen.

"Die Würm hat die Viertel, die um sie entstanden sind, geprägt. Sie ist nicht nur ein Flusslauf, sondern auch ein Kulturpfad. Sie hat viel Geschichtliches und noch mehr Geschichten zu erzählen", sagt Constanze Söllner-Schaar, Stadträtin und Mitglied im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing. Für Jens Röver, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion und Mitglied im BA Sendling-Westpark, ist die Würm eine "Lebensader" im Münchner Westen. "Sie bietet Erholung, beheimatet eine vielseitige Tier- und Pflanzenwelt und ist ein wertvolles ökologisches System", erklärt Röver. Der Lehrpfad solle ermöglichen, den Fluss neu zu erleben und ihn noch mehr zu schätzen und schützen zu lernen.

Der Umweltausschuss hat für das Projekts "Internetauftritt Würm und Würmlehrpfad" insgesamt 40 000 Euro vorgesehen, die bei der Stadtkämmerei beantragt werden müssen. Zu gleichen Teilen soll das Geld in die technische und die inhaltliche Umsetzung investiert werden. Das Referat für Gesundheit und Umwelt soll zudem prüfen, ob die Neuauflage der veralteten Umweltwanderwege mit den Inhalten des digitalen Würmlehrpfads angereichert werden kann, beziehungsweise ob umgekehrt die Wanderkarte in die Web-Anwendung eingespeist werden kann. Das Ergebnis soll dann dem Stadtrat zur Zustimmung vorgelegt werden.

Wie der digitale Lehrpfad als App für Smartphones und PC-Browser im Einzelnen aussehen wird, steht noch nicht fest. Zunächst soll in einem ersten Schritt eine Route mit Start- und Endpunkt entwickelt werden. An verschiedenen Themen-Stationen wird auf naturkundliche und historische Besonderheiten hingewiesen. Nach dem Konzept, das das Referat für Gesundheit und Umwelt erarbeitet hat, will man für die App auch auf das Wissen der örtlichen Initiativen über die Würm zurückgreifen. Auch die Bezirksausschüsse Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing, in denen es immer wieder ähnliche Vorstöße gab, dem Fluss mehr Beachtung zukommen zu lassen, sollen einbezogen werden. Gleiches gilt für die Naturschutzverbände, auch auf ihr Knowhow über die Würm will die Stadt bei dem Projekt nicht verzichten.

Möglicherweise sollen für Kinder und Erwachsene unterschiedliche App-Versionen angeboten werden. Auch Menschen mit einer Sehbehinderung, so eine weitere Vorgabe im RGU-Konzept, können den digitalen Würmlehrpfad nutzen, hier ist etwa an eine Sprachausgabe gedacht. Apropos Sprache: Man wird auch prüfen, ob die App-Inhalte auch in anderen Sprachen geliefert werden können: This website and this app provide you with information to the river Wuerm ...

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